Mülheim. Der DGB führt die jährliche Maikundgebung diesmal in einem neuen Format durch. Dafür tun sich Mülheim, Essen und Oberhausen zusammen.

Der Tag der Arbeit ist an jedem 1. Mai der Großkampftag für die deutschen Gewerkschaften. Die Liste der zu besprechenden Themen ist durch die Corona-Krise keineswegs kürzer geworden. Im Gegenteil. Daher wollen die Verantwortlichen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Mülheim, Essen und Oberhausen auch nicht ganz auf ihre traditionellen Kundgebungen verzichten – sie machen diesmal gemeinsame Sache.

„Wir können nicht verantworten, dass die Leute in den Städten auf die Straßen und Plätze gehen“, betont Mülheims DGB-Vorsitzender Filip Fischer. Bei einem reinen Livestream wie im vergangenen Jahr wollten es aber alle drei Städte diesmal nicht belassen. Stattdessen wird die gemeinsame Maikundgebung im Autokino auf dem Messeparkplatz hinter dem Flughafen Essen/Mülheim stattfinden.

IG Metall begleitete schon drei Tarifrunden im Autokino

„Ein Format, bei dem wir nicht alle erreichen, tut uns schon weh. Es war uns wichtig, dass wir präsent sind“, erklärt Regionsgeschäftsführer Dieter Hillebrand. Mit Maske und bei Einhaltung des Mindestabstandes sei auch ein persönlicher Austausch vor Ort möglich und – wie Fischer bekräftigt – auch durchaus gewünscht.

„Die Kollegen sind froh, mal wieder etwas anderes außerhalb von zu Hause und dem Büro zu machen“, weiß auch IG-Metall-Sekretär Jariv Schönberg, der schon drei Tarifrunden im Autokinoformat begleitet hat. „Das ist eine gute Option, um es sicherheitstechnisch gut hinzubekommen.“

Mix aus Reden, Programm und Musik

Filip Fischer verspricht „einen Mix aus Reden, Programm und Musik“. Unter anderem wird die ehemalige stellvertretende Bundesvorsitzende des DGB, Ursula Engelen-Kefer, auftreten. Von ihr erwartet Fischer „eine fulminante Rede zur Corona-Politik.“ Neben der Hauptbühne wird das Bild auf zwei Nebenbühnen übertragen. Der Ton wird via Autoradio an die Teilnehmer übermittelt. Für die Daheimgebliebenen wird es erneut eine Live-Übertragung geben.

Das Programm der MEO-Maikundgebung

Einlass ist auf dem Messeparkplatz P10 (Lilienthalstraße, Essen) am 1. Mai um 9.45 Uhr. Die Kundgebung startet um 11 Uhr und soll in etwa eineinhalb Stunden dauern.

Als Redner geladen sind Oberhausens DGB-Chef Thomas Schicktanz, Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen, der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Guido Zeitler, Lucas Rose von der DGB-Jugend, die frühere stellvertretende DGB-Vorsitzende Ursula Engelen-Kefer, IG-Metall-Vorstand Ralf Kutzner und der DGB-Regionsgeschäftsführer Dieter Hillebrand.

Die Kundgebung wird auch live auf www.facebook.com/dgbmeo übertragen.

Das Motto der Veranstaltung lautet „Solidarität ist Zukunft“ und ist in den Augen der Verantwortlichen so passend wie selten. „Das Thema treibt uns besonders an und wir fordern Solidarität während der Corona-Krise in allen Bereichen ein“, erklärt der Mülheimer DGB-Vorsitzende. In so manchem Sektor hat Fischer dahingehend bereits einen Schritt nach vorne ausgemacht: „Es ist sich nicht mehr jeder selbst der nächste.“

Gewerkschaften sind in der Krise mehr denn je gefordert

Gerade in dieser Krise seien die Gewerkschaften aber mehr denn je gefordert. „Es gibt deutliche Veränderungen im Arbeitsprozess, und dort dürfen wir nicht den Arbeitgebern das alleinige Feld überlassen“, betont Jariv Schönberg. Der IG-Metall-Vertreter sorgt sich über rückläufige Ausbildungszahlen oder Betriebe, die ihre Räumlichkeiten verkleinern. „Der Arbeitnehmer muss dann zu Hause auf seine Kosten aufrüsten“, ärgert sich Schönberg. Zudem würde oft „mobile Arbeit“ mit Home-Office verwechselt.

Bernt Kamin-Seggewies, stellvertretender Geschäftsführer von Verdi Ruhr-West, bangt insbesondere um die Situation in den Krankenhäusern. „Das ist für uns als Gewerkschaft nur schwer zu ertragen“, sagt er. Verdi werde dies auch am 1. Mai thematisieren. Bis zur Bundestagswahl werde es zudem fünf Themenwochen geben.