Mülheim. Viele Kleingärtner aus Mülheim haben ihre Parzellen für die offene Gartenpforte aufbereitet. Sie wollen damit gegen ihr Image kämpfen.

Der Kleingärtnerverein an der Römerstraße in Mülheim-Styrum möchte weg von seinem angestaubten Image aus der Gründerzeit. Zu diesem Zweck hatte der Verein am Samstag zum „Tag der offenen Gartenpforte“ geladen.

Zunächst noch etwas verhalten wegen des unbeständigen Wetters kamen die ersten Hobbygärtner in die rund 31.000 Quadratmeter große Anlage an der Heidestraße. Doch spätestens als sich auch die Sonne am Himmel zeigte, trauten sich immer mehr Schaulustige nach draußen, viele von ihnen kamen aus der direkten Styrumer Nachbarschaft. „Wir hatten aber auch eine Familie zu Besuch, die extra vom Mülheimer Flughafen kam“, erzählt Gartenbesitzer Carsten Scharwei.

Idylle neben einem Insektenhotel

Kleingärtner und Hobby-Imker Carsten Scharwei hat Bienenstöcke in seiner Parzelle.
Kleingärtner und Hobby-Imker Carsten Scharwei hat Bienenstöcke in seiner Parzelle. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Seit 2006 ist der Hobby-Imker in Besitz einer Parzelle und nutzt diese vor allem auch als Zuhause für seine Bienen. Wenn man in seinem Garten steht, summt es von allen Seiten. Aber nicht nur für die kleinen Honigproduzenten hat er ein Herz, gemeinsam mit seinen Nachbarn hat er rund vier Monate an einem großen Insektenhotel gebaut. Auf der Bank darunter dürfen Besucher Platz nehmen.

Das naturnahe Gärtnern sei wieder im Kommen, ist zu hören. Akkurat angelegte Beete, in denen es überhaupt kein Unkraut gibt, seien auch bei Tieren nicht sonderlich beliebt. „Da darf man sich nicht wundern, wenn man irgendwann keine Vögel mehr im Garten hat“, meint Hans-Joachim Rothe, der erste Vorsitzender des Kleingärtnervereins. Stattdessen gibt es in der Styrumer Anlage zum Beispiel seit letztem Jahr ein großes Wildblumenbeet. „Wir gehen hier nicht mit der Nagelschere und Maßband herum“, so Rothe weiter.

75 Gärten mit jeweils 300 Quadratmetern

Er und seine Frau Marlies gehören zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, den es seit 1976 gibt. Mittlerweile besteht die Anlage aus 75 Gärten mit jeweils rund 300 Quadratmetern Grundstück. In der Parzelle der Rothes ist ein großer Teich mit vielen Goldfischen angelegt, auch einige Frösche haben sich angesiedelt. „Deshalb haben wir häufig Kinder aus der Nachbarschaft zu Besuch, die Frösche beobachten wollen“, sagt Marlies Rothe. Einen Lutscher gibt es immer dazu, sagt sie zwinkernd.

Eine kostengünstige Möglichkeit, die Natur zu erleben

Das Interesse an Schrebergärten ist in den vergangenen Jahren etwas zurückgegangen. Der Kleingärtnerverein an der Römerstraße hat diesen Trend zuletzt festgestellt. Schön wäre es aus Sicht des Vereins, mehr Familien mit Kindern zu gewinnen.

Denn der Kleingarten sei insbesondere auch für weniger finanzstarke Familien eine Option, die Natur und Pflanzenwelt erlebbar zu machen. Die Pacht einer Parzelle an der Heidestraße kostet 75 Euro im Jahr.

Die Styrumer Kleingärtner schätzen vor allem die gute Nachbarschaft und das Miteinander. „Wir sitzen oft zusammen, am Wochenende grillt immer einer“, so die Eheleute Rothe. Zudem gibt es Sommerfeste und einen gemeinsamen Jahresausklang. Die neuste Idee ist eine Pflanzentauschbörse. Jeder bringt die Pflanzen mit, für die er keine Verwendung hat. Wer nichts abzugeben hat, der spendet in die Vereinskasse. „Wenn sich das unter den Mitgliedern etabliert hat, würden wir es gerne auch nach außen öffnen“, heißt es vom Vereinsvorstand.

Schon länger auf der Suche nach einer Parzelle

Ein Ehepaar nutzte den „Tag der offenen Gartenpforte“ auch, um vorzufühlen, ob eventuell eine Parzelle zum Verkauf steht. Sie seien schon länger auf der Suche nach einem Kleingarten und hätten sich in Mülheim und Umgebung schon einige angesehen. Das richtige zu finden, sei nicht immer so einfach, weil einerseits nicht alle Lauben so gut ausgestattet und die Gärten in gutem Zustand seien, andererseits gebe es oft lange Wartelisten. Dies sei an der Römerstraße derzeit nicht so. „Der Run auf die Schrebergärten ist etwas abgeebbt“, so Rothe.