Mülheim. Der Streit am Styrumer Gartenzaun darf die Vision nicht aus den Augen verlieren. Warum ein Hosentaschen-Artronaut eine verspielte Chance wäre.

Man mag über das pütscherige Idyll schmunzeln, das just so vehement am Gartenzaun verteidigt wird – angesichts der vorbeidröhnenden Autobahn scheint Entspannung im Freien hier, wo der Streit um den Artronauten-Turm in Styrum entbrennt, ohnehin schwer vorstellbar. Und dank hochauflösender Google Maps lässt sich die Badehosenfarbe des Nachbarn sogar vom PC aus bestimmen. Es braucht dafür keinen Artronauten.

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Bitte kein Artronaut im Hosentaschenformat

Doch gerade wegen der immer kleiner werdenden persönlichen Freiräume – vielleicht auch in Corona-Zeiten – ist die Sensibilität für das Private umso höher. Es ist daher gut, dass Visionär Heinrich Breuer ins Gespräch geht mit Betroffenen. Noch fehlt dem Projekt die ansteckende Lust.

Eines aber darf dennoch nicht passieren: Aus dem erfrischender Weise eben nicht von vorne herein klein gedachten Kunstprojekt im Kiez darf jetzt kein Hosentaschenformat werden. 25 Meter oder 40? Wenn es um die Strahlkraft geht, die das Konzept international anstrebt, kommt es eben doch mal auf Größe und Sichtbarkeit an – diese Einsicht müssen, trotz aller möglichen Einsicht, auch die Betroffenen haben.

Es geht nicht um Privilegien

Es geht nicht um „persönliche Privilegien“ des Investors, wenn man begreift, dass der Artronaut von Styrum aus bildlich gesprochen ins restliche Universum senden will. Und wie schon der Aquarius-Wasserturm, hat er das Potenzial, eine besondere Landmarke zu werden: Styrum – Quartier der Türme? Klingt malerisch. Breuer muss für seine Vision mehr begeistern. Der Blick auf Styrum darf nicht am privaten Gartenzaun enden.