Mülheim. Seit Wochen schwelt ein Konflikt um das Styrumer Kunst-Projekt „Artronaut“ in Mülheim. In der Stadtviertelkonferenz melden sich Kritiker zu Wort.
Droht dem ambitionierten Lichtkunst-Turm „Artronaut“ in Styrum nun die Klage und ein vorzeitiges Aus? Überraschend deutlich ist in der Styrumer Stadtviertelkonferenz ein Konflikt offen zutage getreten zwischen dem Investor des geplanten Kunst-Projekts an der Oberhausener Straße, Heinrich Breuer, und Nachbarn, die der Online-Versammlung beiwohnten: „Wie sichern Sie meine Privatsphäre? Mich stört, dass die Stadt mit diesem Projekt einen Investor privilegiert“, kündigte ein Nachbar Gegenwehr an.
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Mülheim-Styrum: Nachbarn sorgen sich um ihre Privatsphäre
Die Befürchtung, dass mit dem zukünftigen Kunst-Ort auf dem Gelände des Breuer-Holzhandels nahe der Autobahn auch die Privatsphäre der Nachbarn gestört werden könnte, geht bereits seit Wochen im Stadtteil um: Ein Flyer ist dazu offenbar im Umlauf, aber auch gegenüber der Verwaltung hat es bereits Beschwerden gegeben.
Diese richten sich zwar nicht gegen die Idee, eine internationale Kunst- und Kreativ-Wirtschaft mit Ateliers und Veranstaltungsraum auf dem Grundstück einzurichten. Sondern hauptsächlich gegen den planmäßig mehr als 40 Meter hohen Turm mit 202 Stufen und einer Aussichts-Plattform. Die Ambition des Teil-Projekts ist, dort Lichtkunst auszustellen, und an Publikumstagen Styrumer und andere Besucher auf den Turm zu lassen, die „ihren Stadtteil aus einem neuen Blickwinkel“ sehen können.
Das aber scheint vor allem den Nachbarn nicht zu gefallen: „Dürfen oben Handy-Fotos gemacht werden, wird der Aufstieg zugebaut, ist unser Besitz einsichtig?“, befürchtet einer das Ende seiner Privatsphäre. Bereits in einer vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung 2 sind ähnliche Bedenken von der Politik vorgetragen worden. Die Verwaltung muss das noch nicht abgeschlossene Verfahren prüfen.
Kritik: Einzigartiger Turm privilegiere den Investor gegenüber Nachbarn
Doch die Streitfrage geht weiter: „Über zwei Drittel der betroffenen Fläche gehören 22 privaten Eigentümern, die werden benachteiligt, weil einer einen Turm bauen will“, wendet ein Nachbar ein. Das sei unverhältnismäßig.
Denn der „Artronaut“-Pylon soll ja die Ausnahme bleiben, weitere Türme will die Stadt nicht zulassen, erklärt der Nachbar. „Ich finde das Kunstprojekt und die Idee, Menschen nach Styrum zu locken, gut. Aber man braucht dafür kein solches Monument.“ Zu allem, was über den Paragrafen 34 im Baugesetzbuch hinaus gehe, sage er nein. „Ich weiß nicht, ob ich mich damit behaupten kann, das wird man sehen“, kündigt dieser an. Droht nun die Klage oder gar das Ende des ambitionierten „Leuchtturm-Projekts“?
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„Wir sind lösungsorientiert und wollen, dass sich alle wohl fühlen“, will Investor und Eigentümer Heinrich Breuer in der Konferenz die Spannung rausnehmen. „Wir reden gerne mit jedem, der dazu Bedenken hat“. In einer weiteren Sache kann er Bedenken nehmen: Es werden auf dem Gelände keine „großen Veranstaltungen“ durchgeführt, „es wird sicher mal eine Theatervorstellung oder eine Ausstellung geben, wo auch Besucher kommen. Uns geht es aber mehr darum, Menschen zu fördern, die in Styrum leben.“
Investor beteuert: Lichtkunst soll nur zum eigenen Hof hin scheinen
Auch die Lichtkunst, von denen mancher schon nächtliche Dauerbestrahlung vermutete, habe eine definierte Ausstellungsfläche und soll nur zum Hof hin scheinen: „Es ist kein Aussichtsturm oder Leuchtturm, der in alle Richtung strahlt“, so Breuer. Richtung Rosenkamp, wo die Wohngebiete sind, werde sie kaum sichtbar sein.
Mülheim-Styrum braucht den Blick über den Gartenzaun – lesen Sie hier den Kommentar!
Doch der Streitfall „Turm“ bleibt, Architekt Gunvar Blanck stellt klar: „Wir könnten nach Paragraf 34 ein 25 Meter hohes Gebäude bauen, wenn Abstandsflächen zu den Nachbarn eingehalten werden.“ Man kapriziere sich zu sehr auf den Pylon, der sei aber ein ganz zierlicher Turm. „Sachlich betrachtet ist er kein Extrem. Vom Blickwinkel kann man nicht in die Wohnungen schauen.“
Auch Artronaut-Initiator Breuer habe „kein Problem mit anderen Ansichten – das sehen wir sportlich“. Doch die Frage ist: Wie ,sportlich’ wird dieser Meinungsstreit ausgetragen? Bleibt’s beim Reden und kommt es zur Einigung? In der Stadtviertelkonferenz am Dienstagabend haben sich einige für den Artronauten ausgesprochen. Auch Max Schürmann, der die Stadtviertelkonferenz koordiniert und den Kiez seit Jahrzehnten kennt, sieht mit dem besonderen Kunstprojekt große Chancen für den Stadtteil.
Eine Nachbarin zumindest ist sich dennoch sicher: „Es sind etliche, die Bedenken haben.“