Mülheim. Eine Regenbogenfahne weht seit Ende März an der Kirche der Hl. Theresia von Avila in Mülheim-Selbeck. Warum die Gemeinde Kritik am Vatikan übt.
Eine Regenbogenfahne weht seit dem 27. März an der Kirche der Hl. Theresia von Avila in Selbeck. Die Farben des Regenbogens symbolisieren seit alttestamentarischen Zeiten den nachsintflutlichen Frieden zwischen Gott und den Menschen. Heute sind sie ein Bekenntnis zu Gleichberechtigung und Vielfalt der Gesellschaft. Deshalb haben auch Friedensbewegte, Verteidiger der Menschenrechte sowie die Bewegung der schwul und lesbisch lebenden Menschen die Regenbogenfahne als ihr Symbol erkoren.
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Ein Gebot der Nächstenliebe
Die zwölf Mitglieder des Sachausschusses von St. Theresia von Avila verstehen den vorösterlichen Fahnenschmuck an der Karl-Forst-Straße als kirchen-politische Kritik an Papst Franziskus, der die kirchliche Segnung homosexueller Lebensgemeinschaften ablehnt. Die katholischen Christen von der Gemeindebasis der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt stehen mit ihrer Papst-Kritik in diesem Punkt nicht allein. Die katholischen Pfarrer Michael Janßen und Christian Böckmann hatten bereits ihr Unverständnis angesichts der jüngsten Entscheidung des Vatikans geäußert und betont, weiter an der kirchlichen Segnungspraxis, inklusive gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften festhalten zu wollen.
„Wir wollen mit diesem Symbol der Versöhnung zeigen, dass alle Frauen und Männer, unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung bei uns willkommen sind“, betont der Selbecker Katholik und Mitinitiator Christoph Rumbaum. Er findet: „Eine Kirche, die sich die Nächstenliebe auf ihre Fahnen geschrieben hat, tut gut daran, Lebenspartner zu segnen, die sich lieben und Verantwortung füreinander übernehmen wollen.“
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Klares Statement der Hoffnung
Auch seine Mitstreiterin aus dem Sachausschuss St. Theresia von Avila, Heike Bordin-Knappmann, versteht die Regenbogenfahne an der 1882 eingeweihten Kirche, die, laut Pfarreientwicklungskonzept, keine Kirchensteuermittel mehr erhält als „ein klares Statement der Hoffnung in unserer Kirche, an deren Basis christliche Werte wie Nächstenliebe, Hilfe, ehrenamtliches Engagement und Gemeinschaft vorurteilsfrei und fortschrittlich gelebt werden.“
Bisher viel Lob für Regenbogenfahne
Christoph Rumbaum und Heike Bordin haben in ihrem persönlichen Umfeld bisher nur Lob und Unterstützung für die Initiative des Sachausschusses St. Theresia von Avila gehört. Pfarrer Christian Böckmann berichtete von zwei kritischen und besorgten E-Mails, die ihn von konservativen Gemeindemitgliedern erreicht hätten.
Das Foto mit der Regenbogenfahne wurde von vielen Gemeindemitgliedern auf Whatsapp geteilt und auf der Internetseite der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt, zusammen mit einem Hinweis, auf den interaktiven Kreuzweg, veröffentlicht.
Gerade erst hat Bordin-Knappmann zusammen mit Michaela Kaminski und Imke Seipelt an der Selbecker Theresien-Kirche einen interaktiven und alle Sinne ansprechenden Kreuzweg für Ostern erstellt. Die dreifache Mutter, die sich aufgrund ihrer eigenen positiven Erfahrungen weiterhin in ihrer Kirche engagiert und beheimatet fühlt, fürchtet, dass konservativer Dogmatismus, wie er in der päpstlichen Ablehnung der Segnung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften zum Ausdruck kommt, nicht nur homosexuelle Katholiken, die sich bisher noch in ihrer Kirche engagierten, aus dieser hinaustreiben könnte.
Als katholische Christin der Generation Maria 2.0 lässt Heike Bordin-Knappmann keinen Zweifel daran, dass ihre Kirche die Frauen langfristig nur dann in ihren Reihen halten kann, „wenn sie das Pflichtzölibat für Priester abschafft und Frauen einen gleichberechtigten Zugang zum Priesteramt verschafft.“