Mülheim. Der erste Wasserstoffbus soll schon im Mai testweise in Mülheim starten. Ab 2024 können sechs Linien im Einsatz sein, bis 2033 die gesamte Flotte.

Die Tage für fossile Verbrennungsmotoren im Mülheimer öffentlichen Nahverkehr sind gezählt: Bis 2033 wird die Ruhrbahn ihre 46 Mülheimer Diesel-Busse durch solche mit wasserstoffgetriebenen Brennstoffzellen ersetzen. Der Einstieg in die Technologie beginnt ab 2024, der Startschuss ist aber schon jetzt gefallen.

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Sechs Wasserstoffbusse sind in Mülheim ab 2024 im Einsatz

Denn bereits am 22. März testet der Essen-Mülheimer Verkehrsbetrieb einen Wasserstoffbus der Firma Solaris. Auch in Mülheim soll ab Mai ein ähnliches Modell zunächst als Test zum Einsatz kommen, ab 2024 aber werden bereits sechs Exemplare den Dieselbus ersetzen.

Dafür investiert die Ruhrbahn im Zeitraum bis 2033 selbst gut 22,8 Millionen Euro in Busse und etwa acht Millionen Euro in Infrastruktur, zum Beispiel in eine neue Tankanlage, eine Energiezentrale sowie eine umgerüstete Werkstatt an der Duisburger Straße. Angesichts der hohen Kosten – ein Wasserstoffbus ist mit 650.000 Euro derzeit rund doppelt so teuer wie sein Diesel-Kollege – gibt die öffentliche Hand noch etwa das Vierfache an Förderung dazu.

Mit dem Diesel-Motor scheint auch die Batterie zu den Akten gelegt

Leise und dem Batteriebetriebenen Bus in Kapazität und Reichweite überlegen: Der Brennstoffzellenbus ist bald schon in Mülheim zu sehen.
Leise und dem Batteriebetriebenen Bus in Kapazität und Reichweite überlegen: Der Brennstoffzellenbus ist bald schon in Mülheim zu sehen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Mit dem Diesel scheint ebenso die Elektro-Batterie als mögliche Alternative zu den Akten gelegt. Letztere scheidet durch das Gewicht und die deutlich geringere Reichweite schlechter ab: „Zum einen ist sie zu schwer, dass wir wegen der Achslast etwa nur 70 statt 90 Personen mitnehmen könnten. Zum anderen kommen wir mit Wasserstoffbussen mit derzeit rund 350 Kilometer Reichweite fast doppelt so weit wie mit batteriebetriebenen Bussen“, erläutert Ruhrbahn-Geschäftsführer Uwe Bonan. Damit müsste man auf einer Linie keine zwei Fahrzeuge einplanen wie etwa bei Batteriebetrieb.

Auch die deutlich kürzere Tankdauer von aktuell knapp 20 Minuten pro Füllung spricht für die Brennstoffzelle. Ökologisch betrachtet sorgt der Wasserstoff-Bus für deutlich weniger Lärm und CO2 auf der Straße. Bei der Kraftstoffgewinnung ist emissionstechnisch jedoch noch einige Luft nach oben, denn zunächst laufen die Fahrzeuge mit so genanntem braunen oder auch grauen Wasserstoff. Das bedeutet, der Wasserstoff wird mit Hilfe von fossilen Brennstoffen – Kohle oder Gas – gewonnen, die alles andere als CO2-neutral sind.

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Start mit ,grauem’ Wasserstoff, später mit solchem aus erneuerbaren Energien

„Das liegt an der Herstellung der Energie in NRW“, sagt Bonan, Ziel aber sei es, die Busse mit ,grünem’ Wasserstoff, also erzeugt mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Für die Versorgung erwägt die Ruhrbahn ebenfalls, den Wasserstoff in Zukunft möglicherweise selbst zu erzeugen. Zum Einstieg in die Technologie allerdings werden die Busse noch per Trailer versorgt.

So oder so: „Die Bücher für den Diesel sind hiermit geschlossen“, kündigt Bonan an.