Mülheim. Das Umweltamt hat die Waschbären im Blick. Die Allesfresser räubern auch Nester aus. In Mülheim haben sich die Tiere noch nicht weit verbreitet.
Waschbären mögen putzig aussehen, ungefährlich für die heimische Tierwelt sind sie nicht. So wird angenommen, dass die räuberischen Allesfresser am Zusammenbruch der Graureiher-Brutkolonie in den Mülheimer Ruhrauen beteiligt waren. Die Politik wollte im Umweltausschuss nun wissen, wie weit sich die Waschbären schon ausgebreitet haben, und wie man eine weitere Ausbreitung regulieren könnte.
Schutzmanschetten an den Bäumen sollen den Bären das Klettern erschweren
Die in Nord- und Mittelamerika heimischen Tiere seien schon 2019 in der Saarn-Mendener Ruhraue mit Hilfe von Wildtier-Kameras nachgewiesen worden, antwortete Jürgen Zentgraf, der Leiter des Umweltamtes, auf die Anfrage von Grünen und CDU. Die Tiere mit der auffälligen „Maske“ um die Augen müssen als invasive Arten nach dem Bundesnaturschutzgesetz überwacht und kontrolliert werden, erinnerte Zentgraf.
Die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR) habe Schutzmanschetten an den Bäumen in beiden Graureiherkolonien angebracht, um den Kleinbären das Klettern zu erschweren. Die Allesfresser jagen Amphibien und Jungvögel, sie plündern auch Nester. Die BSWR wurde ebenfalls mit einer Dauerbeobachtung beauftragt, um bei Schäden rasch eingreifen zu können.
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Derzeit werden die Waschbären in der Mülheimer Ruhraue mit Wildkameras parallel zur Beobachtung der Biber verfolgt, sagte Amtsleiter Zentgraf. Das Umweltamt wertet auch aus, wie weit sich die Waschbären schon von der Ruhraue entfernt haben. Einige Bürger hatten wohl auch schon in ihren Gärten bärigen Besuch. Die bislang bei der Stadt bekannten Nachweise von Waschbären zeigten allerdings nur eine leichte Ausbreitungstendenz in bewohnte Bereiche. Konflikte mit Anwohnern seien bislang nicht berichtet worden, sagte Zentgraf. Doch die Population müsse unbedingt klein gehalten werden, betont der Amtsleiter.
Es gibt Städte, in denen die Waschbären zum Problem geworden sind
Denn Beispiele für Konflikte, wenn sich Waschbären unkontrolliert ausbreiten, gibt es längst anderswo. In Hessen etwa ist der Waschbär schon zum Problembär geworden. Jürgen Zentgraf erinnert an Presseberichte aus Kassel, wo sich die Waschbären, die hierzulande keine Feinde kennen, fast ungehindert breit gemacht haben. „Die Leute haben dort ihre Häuser wie Festungen verbarrikadiert.“
Waschbären räumen Mülltonnen aus und suchen Überwinterungsmöglichkeiten im Haus. Gern unter dem Dach oder im Keller, wo die Tiere großen Schaden anrichten können. „Davon ist Mülheim aber weit weg“, so Amtsleiter Zentgraf. Er setzt auf die Vernunft der Menschen, die Tiere nicht auch noch anzufüttern, damit der Bestand so klein wir möglich gehalten wird.
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Sollte sich das in der Zukunft ändern, so müsse in dem Fall das weitere Vorgehen mit dem Ordnungsamt abgestimmt werden. Als letztes Mittel käme eine Bejagung in Betracht, um das weitere Ausbreiten zu verhindern, sagte Zentgraf.
Die Mülheimer Stadtverwaltung sammelt Sichtungen von Waschbären. Bürger, die die Tiere sehen, können das gern - auch mit Foto - ans Umweltamt melden.