Mülheim. Waschbären haben nun Mülheim erreicht, Kameras filmten sie in der Saarn-Mender-Ruhraue. Sie haben bereits „verheerenden“ Schaden angerichtet.
Mülheims Tierwelt ist um eine weitere Art reicher: Was manche als furchtbar putzig empfinden, ist aber eine echte Gefahr für heimische Arten. Mithilfe von Kameras hat das Umweltamt – wie erst jetzt bekannt wurde – bereits im Juni eindeutig nachgewiesen: Die zu den Kleinbären gehörenden Waschbären haben nun auch die Stadt an der Ruhr erobert, ganz genau Teile der Saarn-Mendener Ruhraue.
Waschbären sind niedlich anzusehen – und ein ökologisches Problem
„Wir haben jetzt ein Problem“, sagt Gabriele Wegner, stellvertretende Leiterin des Mülheimer Umweltamtes schlicht. „Diese Tiere mit den wunderschönen Kulleraugen sind sehr nett und niedlich anzusehen.“ Es sei aber leider gar nicht zu vermitteln, dass sie ökologisch ein Problem darstellen.
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Denn bei den Waschbären handelt es sich um eine so genannte „invasive gebietsfremde Art“ – ursprünglich stammen die Raubtiere aus Nord- und Mittelamerika, mittlerweile haben sie sich in ganz Europa verbreitet. „Sie haben hier keine Feinde und können sich völlig unkontrolliert vermehren“, erklärt Gabriele Wegner. Und sie fügt hinzu: „Sie gehören hier überhaupt nicht hin.“
Waschbären sorgen für ersten „verheerenden“ Schaden in Mülheim
Nun sorgten sie für den ersten „verheerenden“ Schaden an der Natur: Die vom Amt beauftragte Biologische Station Westliches Ruhrgebiet hatte im April dieses Jahres festgestellt, dass die Brutaktivität der relativ großen Mülheimer Graureiher-Kolonie an der Tongrube Rotkamp vollständig zum Erliegen gekommen war. Schon da hatte das Umweltamt die Vermutung, dass Waschbären verantwortlich sein könnten.
„Da bekannt ist, dass Waschbären starke Verluste bei koloniebrütenden Vogelarten verursachen können, wurden Untersuchungen zum Vorkommen von Waschbären in der Saarn-Mendener Ruhraue vorgenommen“, heißt es in der aktuellen Pressemitteilung der Stadt. Es wurden Kameras installiert, die im Juni mindestens vier erwachsene Waschbären und drei Jungtiere im Bereich der Tongrube, Ruhrstrand bis Kellermanns Loch zeigten. Wie hoch die Anzahl an Waschbären tatsächlich ist, konnte Gabriele Wegner nicht sagen. Es sei aber davon auszugehen, dass weitere Tiere vorhanden sind.
Die Stadt Mülheim hofft auf Unterstützung der Bevölkerung
„Eine Brut ist komplett ausgefallen, aus Sicht des Naturschutzes ist das verheerend“, so Wegner. Die Graureiher selbst seien mittlerweile ebenfalls verschwunden, ob „sie überhaupt wiederkommen oder umziehen“, sei zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht abzusehen, berichtet Gabriele Wegner.
Die Stadt hofft nun auch auf die Unterstützung der Bevölkerung – und bittet darum, Beobachtungen umgehend bei der Unteren Naturschutzbehörde oder der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet zu melden.
Stadt will einen geeigneten Maßnahmenkatalog erarbeiten
„Wir haben jetzt ein bisschen Zeit“, erklärte Wegner am Donnerstagnachmittag im Gespräch mit der Redaktion. Nun wolle man einen geeigneten Maßnahmenkatalog aufstellen. Die Kameras sollen weiterhin filmen, um zu ermitteln, wie viele Waschbären sich überhaupt in Mülheim aufhalten. Auch Schutzmanschetten an Bäumen könnten eine Plünderung der Vogelnester verhindern.
In anderen Städten hat man bereits mit der gezielten Bejagung begonnen, Gabriele Wegener spricht derzeit nur von einer „Vertreibung in welcher Form auch immer“. Man wolle den Schutz der Graureiher nach vorne stellen. „Das ist eine sehr schwierige Diskussion“, so Wegner.