Duisburg. Wer sich zur Zeit am Rheinufer in Duisburg aufhält, begegnet höchstwahrscheinlich den aus China eingeschleppten Wollhandkrabben. Diese treiben sich überall an den Ufern in Duisburg herum. Die Scherenkrebse reduzieren zwar den Fischbestand - dienen anderen Tieren wiederum aber als Nahrung.
Für die einen sind sie Fluch, für die anderen Segen: die aus China eingeschleppten Wollhandkrabben. Es handelt sich um Wassertiere, die vermutlich über die Zwischenstation in Ballastwassertanks großer Schiffe bis in die deutschen und niederländischen Häfen gelangten und von dort immer weiter ins Binnenland wanderten. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden diese Tiere erstmals in Deutschland entdeckt. In Duisburg sind sie fast überall am Rhein zu finden: In Ruhrort genauso wie in den Walsumer Rheinauen.
Zwar wurden die „Krabbler“ insbesondere von Fischern bekämpft (sie fressen die Reusen leer), aber mit wenig Erfolg: Inzwischen wandern sie immer weiter rheinaufwärts und breiten sich auch schon in der Ruhr sowie den kleinen Nebenflüssen, beziehungsweise Bächen aus. In Mülheim sind sie, so der städtische Artenschützer Randolph Kricke, ebenfalls schon gesichtet worden.
Keine Gefahr für Tierwelt
Kricke sieht in den Neozoen – so bezeichnet die Fachwelt Tiere, die absichtlich oder unabsichtlich von den Menschen in andere Gebiete gebracht worden und dort heimisch geworden sind – aber keine Gefahr für die hiesige Tierwelt. Die Scherenkrebse reduzierten zwar manche Fischbestände, weil sie den Nachwuchs verspeisen. Aber: Sie dienen etwa Reihern, Störchen, Kormoranen und anderen größeren Vögeln, die hier einen Teil des Jahres verbringen, als Futter.
Dem Menschen können die Tiere nicht gefährlich werden, so Kricke: „Sie können mit ihren Scheren zwar zwacken, mehr aber auch nicht.“
Wohnort: am Wasser
Zu finden sind sie buchstäblich überall entlang der Wasserkante. Ob am Fähranleger in Walsum, in den Rheinbuhnen oder in der Uferverbauung. Aber: Man kann sie auch durchaus ein paar Hundert Meter vom Fluss entfernt noch antreffen, etwa in den Rheinauen. So lange sie feuchte Wiesen vorfinden, zwischendurch vielleicht sogar einen Tümpel oder eine Pfütze, dann sind ihre Überlebenschancen gut, sofern kein hungriger Vogel vorbeikommt.
Kein wirtschaftlicher Schaden
So ist nicht auszuschließen, dass die Krabben eines Tages noch weiter landeinwärts in Teichen oder Tümpeln anzutreffen sind.Da es in dieser Region keinen nennenswerten Fischfang gibt, richten die bis zu 400 Gramm schweren Tiere keinen wirtschaftlichen Schaden an.
An der Havel etwa ist das anders. Dort gibt es so viele dieser Krabben, dass sie gefangen werden. Die Not macht dortige Fischer aber erfinderisch: Sie verkaufen sie als Frischfang an (überwiegend chinesische) Restaurants. Dort landen die als Delikatesse geltenden Wollhandkrabben auf den Tellern.
Auch in Kaltwasser-Aqua-Terrarrien werden sie inzwischen gehalten.