Mülheim. Das gefloppte Lokal „Chicago“ in der Mülheimer Innenstadt startet neu als „Al Pacino“. Schon in wenigen Tagen soll es erste Kostproben geben.
Im leerstehenden Restaurant an der Leineweber-, Ecke Viktoriastraße tut sich etwas. Zwar klebt immer noch Folie hinter der langen Fensterfront, und auch das Innenleben wirkt seit über einem Jahr fast unberührt. Aber über dem Eingang wurde ein neuer Reklameschriftzug montiert: „Al Pacino“ steht dort in geschwungenen Buchstaben. Tatsächlich war der neue Betreiber gut beraten, den Namen „Chicago“ verschwinden zu lassen.
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Der Mann, der das Ladenlokal übernommen hat, heißt Abdallah Aly Masoud und will einen Neustart wagen, auch ganz persönlich. Nach eigener Auskunft ist er gelernter Koch und versierter Pizzabäcker, mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Gastronomie. Auch in Mülheim war er bereits tätig: Bis vor einigen Jahren führte er „L’Opera“ an der Hingbergstraße.
Gastronom zum Neustart in Mülheim: „Riskant, aber ich möchte arbeiten“
Der gebürtige Ägypter wohnt in Essen. Er habe allerdings 26 Jahre in Italien gelebt, erzählt er, und besitze sogar einen italienischen Pass. In dieser Zeit, an diesem Standort auf Gastronomie zu setzen, ist gewagt, das weiß er. Zumal das Lokal mehr als 320 Quadratmeter umfasst, auf zwei Etagen. Doch Masoud, der über ein Ebay-Inserat auf die Immobilie aufmerksam wurde, ist das Nichtstun leid. „Es ist ein Risiko“, sagt er, „aber ich möchte arbeiten“.
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Es sei ihm auch gelungen, das finanzielle Wagnis etwas abzufedern. Miete müsse er erst zahlen, wenn der Lockdown beendet ist, berichtet der Gastronom. Wann das sein wird, steht momentan in den Sternen. Der zuständige Hausverwalter Jan Erik Herstein, der für die Eigentümerin der Immobilie tätig ist, hatte gegenüber dieser Redaktion bereits im Januar geschildert, wie „mühsam“ es gewesen sei, einen neuen Pächter zu finden.
Mietvertrag bis 2030 geschlossen - Zahlung erst bei Eröffnung
Nun bestätigt Herstein, dass Masoud den Mietvertrag mit Wirkung zum 1. Februar 2021 mit einer Restlaufzeit von knapp neun Jahren bis 2030 übernommen habe. Als der Vertrag geschlossen wurde, habe man noch mit einer Eröffnung im Februar gerechnet, so der Immobilienfachmann. „Leider hat sich die Pandemielage mehr als verschärft, daher haben wir vereinbart, dass die Mietzahlungen zunächst bis zur Eröffnung gestundet werden.“
Mietstundung in der Innenstadt
Nicht nur dem neuen Gastronomen an der Leineweberstraße wird eine Stundung der Mietzahlungen gewährt.
Der zuständige Hausverwalter Jan Erik Herstein erklärt: „Diese Vereinbarung zwischen Mietern und Eigentümern zeichnet sich auch bei vielen anderen Objekten ab, die wir verwalten.“
Grund sei insbesondere, dass Gewerbetreibende oft Schwierigkeiten bei der Beantragung der Corona-Hilfen hätten oder die Gelder verzögert ausgezahlt bekämen.
Private Vermieter, so Herstein, zeigten überwiegend ein großes Entgegenkommen, um eine existenzbedrohende Lage ihrer Mieter abzuwenden - „in der Hoffnung, dass sich die Kraftanstrengungen nach der Pandemie rentieren und unsere Innenstadt sich positiv entwickelt“.
Masoud übernimmt das gesamte Inventar des ehemaligen „Chicago“, die komplett ausgestattete Küche, die Bar, das Mobiliar. Verkäufer ist in diesem Fall der frühere, glücklose Vorgänger. Er hatte das Restaurant im Februar 2020 nur für wenige Tage geöffnet, ehe das Ordnungsamt den Laden dicht machte, weil dort Alkohol ohne Schanklizenz verkauft worden war. Dabei blieb es, die Mitarbeiter wurden entlassen. Offenbar hat sich der Geschäftsmann auf Ratenzahlung für die Einrichtung eingelassen, um das Ganze loszuwerden und abzuschließen.
Pizzaverkauf soll nächste Woche starten
Der neue Betreiber will jedoch an das gastronomische Konzept anknüpfen, mit dem das „Chicago“ seinerzeit angetreten war: „Zu 70 Prozent amerikanisch, zu 30 Prozent italienisch“ soll das Angebot sein, das er gerade im Detail ausarbeitet. Burger, Spare Rips, Chicken Wings sollen ebenso auf der Karte stehen wie Pizza im amerikanischen Stil, Pasta, Salate. Um coronakonform starten zu können, soll es eine Außengastronomie auf der Viktoriastraße geben. Zumindest eine Tischreihe unter freiem Himmel würde Masoud gerne aufstellen, so die Stadt es denn genehmigt.
Da er arbeiten will, lieber heute als morgen, soll schon in wenigen Tagen der Ofen befeuert und Pizza to go verkauft werden. „Spätestens nächste Woche geht es los“, verspricht der Gastronom.