Mülheim. Konkurrenz für die Mülheimer Bäcker: Aldi-Filialen werden von einem Familienbetrieb aus Duisburg beliefert. Hier gibt’s die frischen Brötchen.
Es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit: Die Kooperation des Discounters Aldi Süd mit regionalen Bäckereien wird jetzt auch in Mülheim sichtbar. Ab Dienstag, 23. März, werden in fünf Filialen frische Produkte eines traditionsreichen Familienunternehmens angeboten, das allerdings in der Nachbarstadt heimisch ist - die Duisburger Bäckerei Bolten.
Der Betrieb beliefert bereits zahlreiche Aldi-Filialen in Duisburg und wird jetzt auch in Oberhausen und Mülheim aktiv. Nach Angaben des Discounters werden folgende Filialen allmorgendlich beliefert:
- im Rhein-Ruhr-Zentrum
- im Forum
- am Heifeskamp
- die Filiale an der Uhlandstraße 8 (Innenstadt) und
- an der Düsseldorfer Straße 190 in Saarn.
„Geplant ist, die Kooperation noch auf weitere Standorte auszuweiten“, kündigte ein Sprecher von Aldi Süd am Montag an.
Aldi sucht aktiv selber nach Kooperationsbetrieben
Für die Backwaren wird eine eigene Abteilung eingerichtet, bestückt mit „Spezialitäten der jeweiligen Bäckerei“, so der Aldi-Sprecher. Die Frage, welcher Betrieb bei der zweifellos lukrativen Kooperation zum Zuge kommt, habe man nicht über eine Ausschreibung und entsprechende Bewerbungen entschieden, sondern Aldi nehme von sich aus Kontakt zu den Bäckern auf. „Wir suchen aktiv selber und schauen, was an regionalen Produkten besonders gut läuft.“
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Auf diesem Wege hat Aldi Süd in den vergangenen anderthalb Jahren schon 44 örtliche Bäcker mit ins Boot geholt, die mehr als 1000 Filialen versorgen. „Davon profitieren letztlich auch die Partnerbetriebe“, heißt es in einer Mitteilung des Discounters. „Die Bäckereien gewinnen einen zusätzlichen Vertriebskanal.“ Und in den Aldi-Filialen werden Marketingaktionen für ihre Produkte durchgeführt.
Großbäckerei Bolten hat bislang erst einen Verkaufsstandort in Mülheim
Die Duisburger Bäckerei Bolten, die sich jetzt in den Mülheimer Aldi-Märkten engagiert, ist ein größeres Unternehmen mit mehr als 40 Standorten. Die zentrale Backstube liegt in Duisburg-Großenbaum. Auch in Mülheim ist Bolten bereits vertreten, und zwar im Rewe-Markt an der Heidestraße in Styrum. Der 1959 gegründete Bäckereibetrieb ist immer noch familiengeführt.
Mitgeschäftsführer Tim Schenkel-Bolten hatte sich kürzlich in einem Interview dankbar über die Kooperation mit Aldi geäußert, die für eine bessere Auslastung der Backstube sorge. Denn aufgrund der Corona-Pandemie sei der Umsatz durch den Cafébetrieb fast komplett weggebrochen. Außerdem sei man froh über die Werbung, die die Präsenz bei Aldi mit sich bringt.
Handwerksverband: Produkte werden bei Aldi nicht verramscht
Auch der Verband des Rheinischen Bäckerhandwerkes (VRB), dem unter anderem die Mülheimer Innungsbäcker angehören, wendet sich nicht grundsätzlich gegen das Geschäftsmodell. Man dürfe nicht dogmatisch sein, meint VRB-Geschäftsführer Henning Funke, „in der Kooperation mit Aldi steckt durchaus Potenzial, was den Handwerksbäckern helfen kann“. Ein Vorteil sei, dass der Discounter Handwerksqualität zu handelsüblichen Preisen anbiete: „Die Produkte werden bei Aldi nicht verramscht.“
Dem Discounter gehe es bei diesem speziellen Projekt nicht um Billigware, sondern um Qualität, an der er teilhaben möchte, meint Henning Funke. Außerdem habe sich das Konsumverhalten verändert, auch bedingt durch Corona: Die Menschen gehen seltener einkaufen, möchten möglichst alles unter einem Dach bekommen. „Auch das bildet Aldi durch diese Strategie ab.“
„Froh über jeden Backautomaten, der verschwindet“
Andererseits sieht der Verbandsgeschäftsführer, dass Handwerksbäcker Gefahr laufen, ihr Markenimage aufzugeben, wenn sie ihre Produkte bei Aldi verkaufen und nicht nur im eigenen, aufwändig gestalteten Laden. „Man muss die betriebswirtschaftlichen Chancen sehen, darf aber die Risiken nicht ausblenden“, warnt Funke. „Aber wir als Handwerksverband sind froh über jeden Backautomaten, der aus den Discountern verschwindet.“