Oberhausen. Die rund 900 Mitarbeiter in Oberhausener Bäckereien sollen 140 Euro mehr Lohn erhalten. Das Angebot der Bäckerei-Verbände liegt weit darunter.

Für die rund 900 Beschäftigten in Oberhausener Bäckerei-Betrieben fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mehr Lohn. Durchschnittlich 140 Euro sollen am Ende mehr auf der Abrechnung stehen.

„Frühes Aufstehen, Hitze in der Backstube, Saubermachen nach Ladenschließung – die Mitarbeiter machen einen Knochenjob“, sagt Adnan Kandemir, Gewerkschaftssekretär der NGG Ruhrgebiet. „Das muss sich auch im Portemonnaie bemerkbar machen.“

NGG lehnt Vorschlag ab

Der Verband des Rheinischen Bäckerhandwerks und der Bäckerinnungs-Verband Westfalen-Lippe bieten laut NGG für die verschiedenen Lohngruppen jedoch nur ein Plus zwischen 1,2 und 2,2 Prozent an. Für Bäckergesellen nach der Ausbildung wären das nicht einmal 26 Euro mehr pro Monat, warnt die Gewerkschaft. „Das Angebot der Arbeitgeber bewegt sich für einen Großteil der Beschäftigten nicht einmal auf dem Level der Inflationsrate. Damit wird das Risiko der Altersarmut, insbesondere für Beschäftigte in den unteren Lohngruppen, weiter verschärft.“

Die NGG lehnt das Angebot der Bäckerinnungs-Verbände daher ab und ruft die Arbeitgeber dazu auf, für die anstehende Tarifverhandlung ein „ernstzunehmendes Lohn-Angebot“ zu machen. Im nordrhein-westfälischen Bäckerhandwerk würden knapp 70.000 Beschäftigte von höheren Löhnen profitieren.

Immer weniger Fachpersonal

Der Branche falle es immer schwerer, noch genügend Fachpersonal zu finden, erklärt Kandemir weiter. „Eine bessere Bezahlung ist ein entscheidender Faktor dabei, die Jobs in der Produktion und im Verkauf attraktiver zu machen. Ein weiterer Schlüssel sind faire und zeitgemäße Lohngruppen.“ Der Vorschlag der Arbeitgeber dazu sei ein Schritt zurück. Damit lasse sich die Abwanderung des Personals in andere Branchen nicht aufhalten und vor allem die Begeisterung junger Menschen für das Bäckerhandwerk bestimmt nicht entfachen.

Nach Angaben der Arbeitsagentur machen in Oberhausen aktuell lediglich 82 Azubis eine Lehre in einer Bäckerei – vor sechs Jahren waren es noch 142. „Wenn die Bäckermeister nichts für das Image ihrer Branche tun, dürften sich künftig noch weniger junge Menschen für diesen Beruf entscheiden und könnten noch mehr Betriebe schließen“, warnt Adnan Kandemir.