Mülheim. Fehlender Rehasport in der Pandemie lässt Patienten leiden, haben Trainer in Mülheim beobachtet. Online-Kurse können die Therapie nicht ersetzen.
Erste Lockerungen im Rahmen der Corona-Pandemie betreffen auch den Sport. Kinder dürfen in begrenzter Anzahl wieder auf die Plätze. Doch private Anbieter müssen weiter warten. Auch die, die sich dem Bereich Rehasport verschrieben haben.
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Georg Schröer steht allein in seinem Studio in Heißen. Normalerweise führt der Mülheimer hier Kurse mit einem Dutzend Teilnehmern durch. Seit Mitte Dezember kommuniziert der Sportlehrer aber nur noch mit einer Kamera. Auf dem Boden hat er verschiedene Sportmaterialien als Dekoration drapiert. Außer ihm selbst wurden sie seit Wochen von niemandem mehr benutzt.
Seit Mitte Dezember liegt der Rehasport auch in Mülheim brach
Der Mülheimer bedauert das. „Im letzten Jahr war unser Bereich als medizinisch notwendige Maßnahme noch lange möglich“, erklärt er. Doch seit Mitte Dezember liegt alles brach. „Nach bald drei Monaten Pause sind die Schmerzen und andere Probleme wieder da“, schildert Schröer. Nicht umsonst werde der Rehasport von den Ärzten als notwendige medizinische Behandlung verschrieben. „Es ist eine Therapie, die bei einer bereits manifestierten Erkrankung weitere Komplikationen verhindert oder zumindest ihr Fortschreiten eindämmt“, erklärt der Experte.
Rehasportgruppen wurden in der Pandemie erst begrenzt, dann verboten
Er berichtet von erstaunlichen Behandlungserfolgen. Doch bereits im vergangenen Jahr musste er seine Gruppen begrenzen. Anstatt zwölf Teilnehmer kamen irgendwann nicht einmal mehr fünf. „Dabei habe ich extra die Lüftungsanlage erneuern lassen“, sagt Schröer.
Sport: Was ab Montag gilt
Laut § 9 der aktuellen Corona-Schutzverordnung ist der Freizeit- und Amateursport grundsätzlich auf und in allen öffentlichen und privaten Sportanlagen, Fitnessstudios, Schwimmbädern und ähnlichen Einrichtungen unzulässig.
Auf öffentlichen und vereinseigenen Außensportanlagen sowie im öffentlichen Raum dürfen ab Montag, 8. März, maximal fünf Personen aus maximal zwei Haushalten Sport treiben. Zudem ist es bis zu 20 Kindern bis einschließlich 14 Jahren erlaubt, gemeinsam Sport-, Spiel- und Bewegungsaktivitäten durchzuführen.
Dabei sind maximal zwei Übungsleiterinnen oder Übungsleiter erlaubt. Wird ein Mindestabstand von fünf Metern eingehalten, können auch mehrere Personengruppen auf einer Anlage trainieren.
„Viele sind selbst vorsichtig“, hat auch Nicole Ritter vom Dümptener Turnverein erlebt. Auch ihr Verein musste die Reha-Kurse einstellen. „Die jüngeren Teilnehmer wissen sich noch irgendwie selbst zu bewegen, aber für die älteren Menschen ist es natürlich ein Problem“, sagt sie. Ähnlich wie Georg Schröer bietet auch eine Trainerin des DTV Kurse an, die online laufen. Das ist aber grundsätzlich nicht der Sinn der Sache. „Es spielt auch der soziale Aspekt eine Rolle, das wird in jeder Rehasport-Ausbildung gesagt“, betont Nicole Ritter. „Außerdem habe ich Leute bei mir, die 70 oder 80 Jahre alt und in Sachen Internet nicht so affin sind“, ergänzt Georg Schröer.
Videokurse sind als Sportangebot nicht für alle Teilnehmenden geeignet
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Mittlerweile treffe er in Heißen viele seiner Klienten, denen es schon wieder deutlich schlechter gehe. „Die Trainingslehre sagt, dass die Muskulatur doppelt so schnell wieder abbaut wie sie aufgebaut wurde. 80-Jährige brauchen sogar die fünf- bis sechsfache Zeit“, erläutert Schröer. Seiner Branche fehle schlichtweg die Lobby, bemängelt der Heißener. „Die Politik sieht leider die Gefahr, dass der Rehasport als Vorwand benutzt wird, um normal Sport zu treiben“, so Schröer, der das anders sieht. Bis zur Rückkehr seiner Klienten ins Studio hält der Heißener sich und andere weiter mit Videokursen bei Laune.