Mülheim. Im Herzen von Mülheim-Raadt – wo bis 2018 noch ein Bau von Sir Norman Foster stand – sind 44 Einfamilienhäuser entstanden. Eine Familie erzählt.
Im Juni 2018 titelte diese Zeitung „Agiplan-Bau in Raadt macht Platz für 44 Einfamilienhäuser“. Das Gebäude, auf das die Mülheimer immer mit Stolz blickten, weil es von dem berühmten Architekten Sir Norman Foster stammte, war kurz darauf Vergangenheit. Bagger zerlegten den Koloss aus Beton und Stahl. Schweres Baugerät ist auch noch heute vor Ort im Einsatz, für letzte Arbeiten im Neubaugebiet. Die 44 Häuser sind übergeben und bezogen, manche Außenanlagen aber noch nicht fertig. Familie Soballa nimmt’s gelassen, freut sich über jeden Fortschritt und fühlt sich im neuen Zuhause „superwohl“.
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Aleks Soballa schwärmt vom neuen Umfeld und lobt die Umsetzung des Vorhabens. „Wir hatten wenig zu meckern und das Haus wurde fristgerecht übergeben“, sagt die 42-Jährige. Vor etwa fünf Jahren, so erinnert sie sich, habe sie erstmals von dem Projekt gehört. Sohn Tom (heute 9) übte gerade Radfahren auf dem Parkplatz neben dem Foster-Bau, da fiel den Eltern auf, dass auf dem Gelände etwas im Gange war. Man habe „irgendwelche Bodenarbeiten“ beobachtet. Auf Nachfrage erfuhren Aleks und Christian Soballa (heute 47) von den Bauplänen. Diese waren zu jenem Zeitpunkt allerdings noch nicht von der Stadt abgesegnet. Das Interesse der Soballas aber war geweckt.
Schon vorher glücklich im Stadtteil gelebt
„Dabei haben wir gar nicht unbedingt was gesucht“, erzählt die zweifache Mutter. Man habe eigentlich vorher schon glücklich und zufrieden an der Parsevalstraße gelebt, „wir mussten eigentlich nicht umziehen“. Doch die Pläne direkt vor der Haustür im geliebten Stadtteil Raadt machten neugierig. Der Name der Familie landete auf einer Liste von Interessenten – und die Sache nahm ihren Lauf.
In gut zwei Jahren zog der Düsseldorfer Immobilienentwickler BPD das Quartier zwischen Zeppelinstraße, Parsevalstraße und Windmühlenstraße hoch, baute in drei Phasen Doppelhaushälften und Reihenhäuser mit Wohnflächen zwischen 135 und 145 Quadratmetern und Grundstücksgrößen zwischen 200 und 360 Quadratmetern. Vorübergehend gab es Probleme mit der Schallschutzmauer an der Zeppelinstraße – doch auch das wurde geklärt.
Noch liegt Bauschutt zwischen den Gebäuden
Nun ist alles weit gediehen, vereinzelt aber liegt noch Bauschutt zwischen den Gebäuden herum, Steine, Schotter, Erde. Gärten und Grünflächen sind noch im Werden, auch der Kinderspielplatz ist noch nicht gebaut. An manchen Fassaden hängen noch Kabel und fehlen Hausnummern. Und auch im Inneren ist noch nicht alles erledigt, wie mit Plastikfolie abgeklebte Fenster verraten.
Trotzdem: Eine junge Mutter, die mit dem Buggy vorbeiläuft, ist einfach nur froh, schon eingezogen zu sein. „Es ist so schön, hier zu wohnen – man trifft trotz Corona viele Kinder auf der Straße. Da haben es Menschen in Etagenwohnungen deutlich schlechter.“
Viele nette Begegnungen mit neuen Nachbarn
Tom und sein Bruder Arne (4) flitzen mit Rollern über das erst wenige Tage alte Straßenpflaster, treffen Freunde, die auf Inline-Skates vorbeikommen. Ende November sind die Soballas eingezogen – und seither hatten sie schon viele nette Begegnungen. Vor allem mit dem unmittelbaren Nachbarn: Der hat zum Beispiel gerade erst ungefragt das gemeinsamen Beet im Vorgarten mit frischer Erde befüllt und erste Blümchen gepflanzt, erzählt Aleks Soballa.
Neue Straße nach Mülheimer Luftfahrtunternehmer benannt
Die meisten Häuser des Raadter Neubaugebietes liegen an der Theo-Wüllenkemper-Straße.
Der Straßenname erinnert an den Mülheimer Unternehmer, der am Flughafen Essen-Mülheim Luftschiffe gebaut hat. Wüllenkemper, der von 1925 bis 2012 gelebt hat, ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.
2018 hatte die Politik beschlossen, die Straße im Raadter Neubaugebiet nach ihm zu benennen.
Bei gutem Wetter begegnen sich die Nachbarn auf der ruhigen Straße, halten mal eben einen Plausch. Die Kinder turnen derweil fröhlich auf den Sandhaufen herum, die die Bauarbeiter haben liegenlassen. Bald wird auch der Spielplatz der bevorzugte Treffpunkt sein. „Hier leben ja so viele Familien mit jungen Kindern“, so Aleks Soballa. Und wenn dann erst der Garten fertig sein wird. . .