Mülheim. Privatkunden dürfen in Baumärkten wieder zugreifen, zumindest bei Artikeln für Garten und Balkon. Doch die Lockdown-Folgen sind noch spürbar.

Im Gartencenter des Mülheimer Hagebaumarkts herrscht am Samstagmittag entspannte Ruhe – dabei darf dort nach der langen Corona-Pause endlich wieder eingekauft werden. Wenige Kunden aber schlendern zunächst durch den Grünbereich. Von einem Ansturm kann keine Rede sein, obwohl man schon seit Tagen überall Hobbygärtner in der Stadt sieht, die eifrig dabei sind, ihren Garten nach dem Winter wieder auf Vordermann zu bringen.

So freut sich auch ein Vater, der mit seinem Sohn Steine für den Garten besorgt, über den „optimalen Zeitpunkt“ – „man hat ja sonst nichts zu tun“, schmunzelt er.

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Privatkunden müssen den Eingang zum Gartencenter nutzen

Seit Donnerstag ist der Markt an der Weseler Straße im Mülheimer Hafen wieder für die Privatkunden geöffnet. Zumindest zum Teil. Sie müssen den Eingang über das Gartencenter wählen – anders als Händler mit Gewerbeschein, die auch den Haupteingang nutzen dürfen, um sich mit Waren aller Art für ihre Betriebe einzudecken. Am Haupteingang werden auch die Produkte herausgegeben, die über das „Click und Collect“-System im Internet vorbestellt worden sind.

Im eigentlichen Hauptgebäude sind viele Bereiche mit rot-weißem Flatterband abgesperrt, schließlich dürfen an die Privatkunden nur Artikel aus dem Bereich Garten und Balkon verkauft werden. Die Kunden streifen den abgesperrten Bereich auf dem Weg zur Kasse.

Das Ordnungsamt kontrolliert, die Bezirksregierung hat alles abgenommen

„Wir wollen uns an alle Sicherheitsaspekte halten“, sagt Marktleiter Stefan Hartmann; über den organisatorischen Aufwand möchte er nicht klagen. Sogar die Bezirksregierung habe im Vorfeld alles abgenommen. Das Mülheimer Ordnungsamt kontrolliert sogar ein- bis zweimal pro Woche den Betrieb an der Weseler Straße.

Der Hagebaumarkt hat sich selbst die Regelung auferlegt, nur einen Kunden pro 50 Quadratmeter in den Markt zu lassen. „Bei 7500 Quadratmetern Verkaufsfläche kommen wir auf etwa 150 Kunden gleichzeitig“, sagt Geschäftsführer Hartmut Buhren. Diese Zahl sei in den ersten Tagen nicht annähernd erreicht worden.

„Alle haben sich mit der aktuellen Situation abgefunden“, so der Marktleiter

Zwei Kundinnen mit einem Einkaufswagen auf dem Weg in den Gartencenter des Hagebaumarkts an der Weseler Straße. Die Gartencenter dürfen als einzige Abteilung für die Kunden öffnen.
Zwei Kundinnen mit einem Einkaufswagen auf dem Weg in den Gartencenter des Hagebaumarkts an der Weseler Straße. Die Gartencenter dürfen als einzige Abteilung für die Kunden öffnen. © FFS | Oliver Müller

Die Sicherheitsvorkehrungen und Hygienebestimmungen werden von den Kundinnen und Kunden klaglos zur Kenntnis genommen. „Alle haben sich mit der aktuellen Situation abgefunden“, so Marktleiter Hartmann. Die Mülheimer sind eher froh, dass sie sich wieder mit Pflanzen, Erde oder sonstigem Equipment für den heimischen Garten eindecken können.

„Wir sind seit dem letzten Wochenende fast jeden Tag dabei, wieder alles auf Vordermann zu bringen und da ist es natürlich viel praktischer, wenn man spontan losziehen kann, anstatt es erst online vorbestellen zu müssen“, sagt Sabine Venske.

„Die Discounter haben unsere Hilflosigkeit zuletzt schamlos ausgenutzt“

Ein echter Run auf die Märkte lässt sich aber keineswegs feststellen. „Wenn kein Lockdown wäre, dann wäre es an einem Samstag natürlich viel voller“, sagt eine Mitarbeiterin. Ohnehin gilt der Februar in der Branche als schwächster Monat. „Im Moment ist es eher ungewöhnlich warm und außerdem brauchen die Menschen Abwechslung“, sagt Hartmut Buhren, der selbst nicht mit einem riesigen Ansturm gerechnet hatte. Die echte Gartensaison fange normalerweise erst Mitte März an.

Drei positive Corona-Fälle unter den 85 Mitarbeitern

Unter den 85 Mitarbeitern der Hagebaumärkte in Mülheim und Ratingen hat es laut Geschäftsführer Hartmut Buhren nur drei positive Corona-Fälle gegeben.

Zwei Mitarbeiter hätten sich in der Berufsschule angesteckt, einer im Urlaub. „Ich glaube, dass durch unsere örtlichen Gegebenheiten mit den hohen Decken keine unmittelbare Gefahr besteht“, sagt Buhren.

Dennoch ist der Geschäftsführer froh über die jüngste Entwicklung. „Die Discounter haben unsere Hilflosigkeit zuletzt schamlos ausgenutzt und sind durchaus in unseren Bereich eingedrungen“, ärgert sich Buhren und ergänzt: „Ich bin froh, dass wir den Kunden die Möglichkeit geben, zu zeigen, dass der Fachbereich immer noch da ist.“

Mit jeder Menge Rindenmulch eingedeckt

Ohne den Ansturm, den der ein oder andere durchaus erwartet hatte, ist die Atmosphäre im Gartencenter äußerst entspannt. Die Mitarbeiterinnen können sich genug Zeit nehmen, um die Kunden über die passenden Pflanzen für die aktuelle Jahreszeit zu beraten.

Hans-Rudolf Albrecht und seine Frau haben sich mit jeder Menge Rindenmulch eingedeckt. Beide schieben Wagen mit fünf Säcken vor sich her. „Wir haben eine große Fläche, die wir schon von Unkraut befreit haben. Danach ist der Rasen dran“, schildert Albrecht seinen Garten-Zeitplan.

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Ansturm hängt immer auch vom Wetter ab

Da sich der Frühling schon am vergangenen Wochenende zum ersten Mal so richtig angemeldet hat, kommt die Rückkehr der Privatkunden für die Baumärkte fast ein paar Tage zu spät. Ohnehin hänge der weitere Ansturm freilich mit dem Wetter zusammen, sagt Marktleiter Stefan Hartmann: „Wenn es noch mal Schnee gibt, hat sich das erledigt.“