Mülheim. Ein Mülheimer Kinderarzt fordert dringend eine Corona-Impfung auch für Kinder. Er befürchtet bei den Kindern Langzeitfolgen der Pandemie.
- Der Mülheimer Kinderarzt Dr. Martin Knorr fordert: „Wir brauchen für alle Kinder dringend Impfungen gegen Corona.“ Derzeit ist noch keiner der in Deutschland zugelassenen Impfstoffe auch für Kinder unter 16 Jahren freigegeben.
- Für den Mülheimer ist es wichtig, dass Kinder wieder in die Kitas und in Schulen gehen können. Er befürchtet Langzeitfolgen der Corona-Pandemie. „Vielen Kindern fehlt der Sport, sie haben zugenommen. Andere sind unausgeglichen und schlafen schlecht. Manche haben auch depressive Verstimmungen“, erklärt der Mediziner.
- In seiner Praxis hat der Mülheimer Kinderarzt relativ viele an Corona erkrankte Kinder behandelt. Zumeist waren es leichte Verläufe, sagt der Mediziner. Bei zwei Kindern nahm die Corona-Erkrankung aber einen schweren Verlauf. „Das sind aber Einzelfälle“, erklärt Dr. Knorr.
Kinder dürfen noch nicht geimpft werden, doch auch sie leiden unter dem Coronavirus, und das nicht nur körperlich, wissen Kinderärzte. Der Mülheimer Kinderarzt Dr. Martin Knorr befürwortet wie viele seiner Kollegen eine Schutzimpfung für die Kinder, wenn der Impfstoff dafür genehmigt ist.
Dr. Knorr, der in der ortsübergreifenden Mülheimer Gemeinschaftspraxis „Kids 4.0“ mit sieben weiteren Kinderärzten in Dümpten, Saarn, Heißen und Speldorf arbeitet, hat in der Pandemie relativ viele an Corona erkrankte Kinder behandelt. Vor allem im November und Dezember, als die Infizierten-Zahlen so enorm anstiegen. Die Kinder hatten sich meistens in ihren Familien angesteckt, so der Kinderarzt. Und bei den Kindern, die überhaupt Symptome zeigten, überwogen die Erkältungssymptome. Zumeist waren es leichte Verläufe, so Knorr.
Mülheimer Kinderarzt schätzt, dass die meisten Eltern die Kinder impfen lassen wollen
Von zwei Kindern in Mülheim weiß Kinderarzt Knorr allerdings, die vermutlich an einem der seltenen Fälle von PIMS litten, einem hyperinflammatorisches Syndrom im Zusammenhang mit einer Sars-CoV-2-Infektion, und die stationär in einer Kinderklinik behandelt wurden. „Das sind aber Einzelfälle“, betont der Arzt. „Es gibt ja nur circa 200 Fälle in ganz Deutschland.“
Bei den Impfungen für Kinder bezieht Dr. Knorr klar Position: „Wir brauchen für alle Kinder dringend Impfungen gegen Corona.“ Medizinische Studien für Kinder ab sechs Jahren seien zwar momentan in Arbeit, aber es gebe noch keine Daten dazu. „Wir hoffen, dass bis zum Sommer oder spätestens zum Herbst Ergebnisse da sind.“ Dr. Knorr schätzt die meisten Eltern so ein, dass sie ihre Kinder impfen lassen wollen. Bislang sei aber nur der Biontech-Impfstoff zugelassen - für Jugendliche ab 16 Jahre. Für Jüngere gibt es aktuell noch keinen zugelassenen Impfstoff.
Mülheimer Kinderarzt Dr. Martin Knorr befürchtet Pandemie-Langzeitfolgen
Dr. Martin Knorr hält es für sehr wichtig, dass Kinder wieder in die Kitas und die Schulen gehen können. „Wir Kinderärzte haben gesehen, dass die Kinder unter dem Lockdown sehr gelitten haben.“ Viele Dinge im Alltag, die Kinder für ihre Entwicklung brauchten, hätten sie in den vergangenen drei Monaten nicht gehabt. Auch Langzeitfolgen befürchtet er aus der Pandemie. Manches erkennt er schon jetzt: „Vielen Kindern fehlt der Sport, sie haben zugenommen. Andere sind unausgeglichen und schlafen schlecht. Manche haben auch depressive Verstimmungen.“ Diese ungünstigen Entwicklungen „werden uns möglicherweise noch länger begleiten“, befürchtet der Kinderarzt.
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