Mülheim. Kaum ist der Schnee geschmolzen, klopft schon der Frühling an. Auf ein Extremwetter folgt das nächste. So genießen die Mülheimer das Wochenende.
Bei Temperaturen um die 19 Grad und strahlendem Sonnenschein zieht es viele Mülheimer am Wochenende ins Freie. Uwe Köhler steht in seiner Gartenparzelle vom Kleingartenverein (KGV) Haagerfeld in Broich und schneidet Sträucher und Bäume zurecht. Seit über 20 Jahren verbringt der 62-Jährige viel Zeit in seinem Kleinod nahe der Broicher Mitte und bei solch frühlingshaftem Wetter macht die Arbeit doppelt so viel Spaß.
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„Meine Frau hat uns damals auf die Warteliste setzen lassen, aber eigentlich war so ein Kleingarten nicht so mein Ding“, gesteht der Broicher, der mittlerweile sogar Vorstandsmitglied des KGV Haagerfeld ist. „Heute macht es mir unheimlich Spaß, und ich bin auch im Winter häufig hier.“
Mülheimer Kleingärtner: Zum Pflanzen vor den Eisheiligen noch zu früh
Ein schöner Ausgleich sei es, ganz besonders natürlich in diesen Zeiten, in der die Pandemie nicht viel Freizeitvergnügen zulasse. Das merke man auch daran, dass die Nachfrage nach den raren Gartenparzellen enorm gestiegen sei. Gab es vor fünf, sechs Jahren bei den Vereinen noch Nachwuchssorgen, so haben heute wieder viele junge Menschen die Kleingärten für sich entdeckt.
Der extreme Frost und der viele Schnee in den letzten Wochen haben keine Schäden hinterlassen. Im Gegenteil: Der Boden sei gut durchwässert, was auch der Artenvielfalt zugutekomme, deren Stoffwechselprodukte wiederum wichtig für die Pflanzen seien. „Um jetzt etwas anzupflanzen, ist es aber noch ein bisschen früh“, weiß Köhler. „Der Boden ist im Moment vom Schnee noch sehr nass und bei vielen Pflanzen sollte man noch die Eisheiligen abwarten.“
„In Corona-Zeiten ist der Garten hier ein Segen“
Ein paar Parzellen weiter kümmern sich auch Claudia Schreiber und Guido Weber um die Sträucher und Bäume in ihrem Garten. Sie gehören zu den Glücklichen, die noch vor Corona eine Parzelle ergattert haben und nun das schöne Wetter bei etwas Gartenarbeit genießen können. „Wir hatten viel Zeit im letzten Jahr, haben den Garten umstrukturiert, ziehen in unserem Gewächshaus sogar Oliven heran“, sagt Claudia Schreiber. „In Corona-Zeiten ist der Garten hier natürlich ein Segen.“ Auf den viele andere noch warten müssten, denn die Wartelisten sind lang.
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Lang ist auch die Warteschlange, die sich vor dem Eiscafé Plati an der Schleuseninsel gebildet hat. Viele Spaziergänger und Radfahrer möchten den doch ungewöhnlichen Februar-Frühlingstag noch mit einem Eis krönen. Damit hatten Plati-Inhaber Christian Trübcher und seine Mitarbeiter bei dem Wetter natürlich gerechnet.
Eiscafé mit neuer Sorte: „Blackpott Steinkohle“ aus Vanilleeis und Aktivkohle
Momentan ist nur der Eisverkauf an der Theke erlaubt. Trübcher hofft aber, dass er zu Ostern auch sein Café-Bistro für die Gäste wieder öffnen kann. Vorbereitet sei man schon lange. Ein Hygienekonzept steht, eine neue Karte mit vielen leckeren Snacks und Gerichten erwartet die Gäste außerdem. Auch eine neue Eissorte hat Inhaber Trübcher in petto. Das „Blackpott Steinkohle“ wird aus Vanilleeis und Aktivkohle hergestellt und in einer passend dazu ebenfalls schwarzen Waffel serviert.
Während die einen sich das erste Eis bei solch einem Traumwetter gönnen, tanken andere auf den Bänken ein bisschen Sonne. „Man kommt ja kaum noch raus“, sagt Gundel Hofmüller, die auf einer der Bänke Platz genommen hat und die Sonnenstrahlen sichtlich genießt. „Das ist ja auch wichtig für das mentale Wohlbefinden, das momentan auf eine ziemlich harte Probe gestellt wird.“
Frühling mitten im Februar
Verursacht wird das frühlingshafte Wetter von Hoch „Ilonka“, das von Nordafrika herbeizieht und neben der Wärme sogar Sahara-Staub im Gepäck haben kann.
Bevor es sich Ende dieser Woche wieder ein bisschen abkühlt, bleibt es in den nächsten Tagen bei milden Temperaturen und viel Sonnenschein.
Annegret und Norbert Pawlczyk sind in diesen Tagen lieber auf dem Fahrrad unterwegs. „Da sind wir mehr unter uns und können die Abstände auch besser einhalten“, sagt das Ehepaar aus Winkhausen. Es sei schon ein bisschen komisch, dass sie letzte Woche noch durch jede Menge Schnee spazieren gegangen seien, und jetzt in luftiger Kleidung vor einem Eiscafé stünden. „Der Schnee war auch schön“, sind sich beide einig. „Aber so wie es jetzt ist, kann es gerne bleiben.“