Mülheim. Einige Eiscafés in Mülheim sind am Mittwoch schon zu, in anderen herrschte bis mittags noch geselliges Treiben. Die Stadt will das nicht dulden.
Betrübte Miene und ganz große Ratlosigkeit bei Ercan Keskin, Betriebsleiter der "Eisbar" an der Mülheimer Ruhrpromenade: Es musste das Café am Mittwoch schließen. Vor der Eisdiele "Galleria" am Kurt-Schumacher-Platz waren dagegen bis mittags die Tische besetzt. Wie kann das sein?
Die Verwirrung, die die Corona-Auflagen mit sich bringen, ist am Beispiel der Eiscafés offenkundig. Ercan Keskin, der seit mehr als fünf Jahren die "Eisbar" am Hafen leitet, berichtet, der Leiter des Ordnungsamtes sei morgens persönlich vorbei gekommen, um die Öffnung zu unterbinden. Das Café ist bis auf Weiteres zu.
Viele offene Fragen - auch die nach einer Entschädigung
Für ihn und sein etwa 20-köpfiges Team stellen sich jetzt viele Fragen: Wahrscheinlich werde es auf Kurzarbeit hinauslaufen, vermutet Keskin. "Ich warte jetzt auf weitere Informationen darüber, ob es für uns eine Entschädigung gibt."
Gerade erst hat am 3. März die Saison begonnen - nach einer vier Monate langen Winterpause, in der sie keine Einnahmen hatten, "nur Ausgaben", so der Betriebsleiter. Besonders bitter: "Wir leben zu 50, 60 Prozent vom Frühlingsgeschäft. In den Sommerferien ist es deutlich leerer, und im Herbst machen wir ja schon wieder zu."
Frische Ware muss weggeworfen werden
Das Eiscafé ist mit frischer Ware gut bestückt: "Obst, Sahne, Torten, das müssen wir jetzt alles entsorgen", klagt Ercan Keskin. Eis halte sich zwar länger, sei aber in einigen Wochen nicht mehr frisch genug, um es zu servieren.
Der Café-Betreiber hätte sich etwas mehr Zeit dringend gewünscht: Gerade hätten sie begonnen, die Tische gemäß der Corona-Vorschriften auseinander zu rücken und Unterschriftenlisten aller Gäste zu führen. "Wenn wir noch zwei, drei Tage gehabt hätten, hätten wir wenigstens die frische Ware abverkaufen können", sagt Keskin.
Eiscafé vor dem Forum wollte bis 15 Uhr öffnen
Demgegenüber war das Eiscafé "Galleria" auf den Platz vor dem Forum am Mittwoch bis in die Mittagsstunden geöffnet und gut besucht. Der Betreiber ging davon aus, dass er bis 15 Uhr arbeiten dürfe. Eine Ansage, das Lokal komplett zu schließen, habe er nach eigener Aussage bislang nicht bekommen.
"Eiscafés hätten schon am Dienstag zu machen müssen", stellt Stadtsprecher Volker Wiebels auf Anfrage klar. Mitarbeiter des Ordnungsamtes würden umgehend noch einmal nachhaken. Für die Gäste, die am Mittwoch noch bei einem Eisbecher in der Mittagssonne auf dem Kurt-Schumacher-Platz saßen, hat Wiebels kein Verständnis: "Die sitzen da dicht an dicht... Wenn wir eine Ausgangssperre bekommen, sind solche Leute daran schuld."