Mülheim. Ab dem 22. Februar öffnen die Mülheimer Grundschulen und starten den Wechselunterricht. Wie das funktioniert und welche Schwierigkeiten es gibt.

Sechs Wochen Distanzlernen liegen bald hinter den Schülern in NRW, ab kommender Woche geht es für einige wieder los – zumindest in Teilzeit. Am 22. Februar öffnen die Grundschulen im Wechselmodell, die Klassen werden halbiert. Was Lehrer und Kinder freut, birgt aber auch einen enormen Planungsaufwand für Schulen und Eltern.

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„Die Vorgaben des Landes sagen relativ wenig darüber aus, was wir machen dürfen“, sagt Simone Müller-Dausel, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Styrum an der Augustastraße. Klar ist: Die Klassen sollen halbiert, der Unterricht im Wechsel abgehalten werden. Wie, ist den Schulen aber relativ freigestellt, nur Schichtunterricht, also die einen am Vormittag, die anderen am Nachmittag, sei nicht erlaubt.

Mülheimer Grundschule: Wochen-Wechsel-Modell kam nicht in Frage

In Styrum werden die Kinder in zwei Gruppen eingeteilt: Eine kommt montags und mittwochs, die andere dienstags und donnerstags. Am Freitag wird im zweiwöchigen Wechsel unterrichtet. Ein Wochenmodell, in dem die Kinder jeweils eine Woche zu Hause geblieben wären, sei nicht in Frage gekommen. „Wir können sie im Distanzlernen nicht betreuen“, sagt Simone Müller-Dausel. „Wenn wir sie jeden zweiten Tag sehen, haben wir sie enger bei uns.“

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Im Fokus stehen dann der Mathematik- und Deutschunterricht sowie Sachkunde. Für die Nebenfächer werde es häufiger Aufgaben an den Nicht-Präsenztagen geben. Positiv überrascht waren die Schulleiterin und ihre Kollegen, dass der Distanzunterricht in den vergangenen Wochen so gut geklappt hat.

„Fast alle Kinder haben fast immer an den Videokonferenzen teilgenommen“, sagt Müller-Dausel. „Und das, obwohl wir hier im Brennpunkt sind.“ Wo die technischen Geräte fehlten, habe es zumindest über das Handy der Eltern geklappt. Es gebe keine Familien, die in der Lockdown-Zeit gar nicht erreicht wurden.

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Schildbergschule in Mülheim: Ein Viertel der Kinder geht in die Notbetreuung

Auch die Schildbergschule in Dümpten lässt die Kinder ab Montag im zweitägigen Rhythmus kommen. „Wir hätten sonst Sorge gehabt, dass wir die Kinder nicht gut versorgt bekommen“, sagt Schulleiter Andreas Illigen, der auch Sprecher der Mülheimer Schulleiter ist.

Allerdings läuft an der Dümptener Grundschule das Wechselmodell wochenübergreifend: In der einen Woche ist eine Gruppe montags, mittwochs, freitags da, in der kommenden dann dienstags und donnerstags – die andere entgegengesetzt. Ja, das sei herausfordernd für die Eltern, so aber mit der Schulpflegschaft abgesprochen. „Für Eltern, die arbeiten müssen, gibt es ja auch die Notbetreuung“, sagt Illigen. 80 Kinder und damit rund ein Viertel der Schüler sei dort angemeldet.

Mülheimer Eltern: „Wir bringen nicht die Geduld mit“

FFP2-Masken für Lehrer

Die Lehrer und das Betreuungspersonal an den Schulen erhalten kostenlos je zwei FFP2-Masken pro Tag. Für Erwachsene, die die Schulen betreten, sind medizinische Masken vorgeschrieben. Die Kinder dürfen allerdings weiterhin auch mit Stoffmasken in den Unterricht kommen.

Lehrer können sich ab sofort zweimal wöchentlich auf das Coronavirus testen lassen.

Am 22. Februar beginnt auch der Unterricht für die Abschlussklassen sowie an Gymnasien auch für die Q1. Sie können, müssen aber nicht in zwei Gruppen aufgeteilt werden.

Die Astrid-Lindgren-Schule hat sich hingegen bewusst für feste Tage entschieden, ähnlich wie die Styrumer Grundschule, nur dass die Kinder hier nicht freitags, sondern montags wöchentlich wechseln. „Uns war es wichtig, den Kindern feste Tage zu geben, die fest verankert sind“, sagt Schulleiterin Kathrin Grollmann. So könnten die Eltern besser planen, für sie sei es ohnehin eine „wahnsinnige Belastung“.

Erlebt hat diese auch Susanne Blasch, Schulpflegschaftsvorsitzende an der Grundschule am Oemberg in Saarn. Ihre Tochter besucht dort die zweite Klasse. Für viele Eltern sei der Distanzunterricht eine Herausforderung. „Wir haben auch Probleme, manches zu erklären“, sagt Susanne Blasch. „Wir bringen auch nicht immer die Geduld mit.“

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Mulmiges Gefühl, ungeimpft vor der Klasse zu stehen

Auch die Grundschule am Oemberg wechselt im Tagesrhythmus – für Blasch die richtige Lösung. „Es ist wichtig, dass es überhaupt wieder losgeht“, sagt die Mutter, die noch einen Sohn in der fünften Klasse hat. Die Kinder brauchten das soziale Umfeld. „Lange Pausen sähe ich als gefährlich an. Dann sitzen die Kinder eine Woche lang wieder wieder nur zu Hause.“

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Im Hinterkopf bliebe aber, welche Auswirkungen die Öffnung auf das Infektionsgeschehen habe. Mit gemischten Gefühlen bringt beispielsweise Daniel Steinbring seinen Sohn in die Notbetreuung der Lierbergschule, weil er und seine Frau im Gesundheitswesen arbeiten. „Für das Sozialgefüge ist das top“, so Steinbring, „aber in Sachen Pandemie ist das ein Graus“. Und auch bei vielen Lehrern bleibt trotz der intensiven Planung ein mulmiges Gefühl. „Psychisch ist es für die Kinder wichtig, dass es wieder losgeht“, sagt Müller-Dausel. „Aber ich muss schlucken, wenn meine Kollegen und ich wieder vor der Klasse stehen – ungeimpft.“