Mülheim. Die Mülheimer Schulen laufen seit Montag wieder im Notprogramm. Auch viele Erst- bis Siebtklässler bleiben zu Hause und lernen auf Distanz.

Der neuerliche Lockdown betrifft auch die Mülheimer Schulen. Wieder einmal kam die Ankündigung gravierender Veränderungen kurzfristig, nämlich am Freitag. Seit Montag ist die Pflicht zum Präsenzunterricht für alle aufgehoben, Jugendliche ab Stufe acht bleiben komplett zu Hause und haben nur noch Distanzunterricht. Kinder aus den Klassen eins bis sieben können ab sofort vom Präsenzunterricht befreit werden. Das klingt nach Verwirrung und akutem Stress, aber so schlimm ist es dann gar nicht gekommen.

Mülheimer Realschulleiterin: Wochenende war kürzer als sonst

„Wir hatten heute Morgen sogar weniger Anrufe als sonst“, berichtet Judith Koch, Leiterin der Realschule Mellinghofer Straße. „Dafür war das Wochenende kürzer.“ Am Wochenende haben sie unter anderem die Schulhomepage mit aktuellen Infos für die Eltern bestückt. Auch zahlreiche Mails sind eingegangen und mussten gesichtet werden. Denn auch die jüngeren Schüler können nicht einfach wegbleiben, sondern müssen schriftlich befreit werden. Vorab genügt eine Mail, gefordert ist aber anschließend eine Nachricht auf Papier.

Auch interessant

Insgesamt 289 Mädchen und Jungen besuchen die Realschule an der Mellinghofer Straße, am Montag sind nach Auskunft der Schulleiterin etwa 100 daheim geblieben. Sie vermutet, dass noch einige weitere nachziehen werden. Wechsel in den Distanzunterricht ist auch in den nächsten Tagen noch möglich - ehe am 21. Dezember die vorgezogenen Weihnachtsferien starten. Umgekehrt, zurück in den Klassenraum, geht es aber nicht.

Knapp zwei Drittel der Grundschulkinder sind am Montag noch erschienen

Nicht alle berufstätigen Eltern können es einrichten, die Kinder sofort zu Hause zu behalten. Das gilt besonders bei den Kleineren, die noch mehr Aufsicht und Aufmerksamkeit brauchen. „Einige haben heute die Gelegenheit genutzt, ihr Kind noch mal zur Schule zu schicken“, berichtet Andreas Illigen, Leiter der Schildbergschule und Sprecher der Mülheimer Grundschulen. Auch er und sein Team haben seit Freitag Mails geschrieben und Anrufe getätigt, damit alle Eltern Bescheid wissen. Illigen schätzt: Knapp zwei Drittel der Kinder sind am Montag noch zum Unterricht gekommen. Vermutlich würden sich die Klassen noch weiter leeren.

Auch interessant

69f645a8-3bc0-11eb-93a0-1f334a01daef
Von Stephanie Weltmann und Christopher Onkelbach

Damit rechnet auch Simone Müller-Dausel, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Styrum. „Etwas mehr als 60 Prozent der Kinder waren da“, sagt sie am Montagmittag, mit starken Unterschieden zwischen den einzelnen Klassen: „In einigen wirkte es, als wenn niemand fehlt, in anderen waren nur acht Kinder da.“ Seit Freitag habe man versucht, den Eltern Informationen zukommen zu lassen, per Brief oder über den Messengerdienst „School-Fox“, aber nicht alle erreicht. Einige hätten daher am Montagmorgen telefonisch nachgefragt.

Das Distanzlernen funktioniert an der Styrumer Schule so, dass die Kinder ihre Aufgabenblätter mitnehmen und bis Freitag persönlich abgeben müssen. Erfahrungen damit hat die Grundschule schon gesammelt, nicht nur im ersten Lockdown, sondern auch in jüngster Zeit, denn drei Mal mussten Klassen in Quarantäne geschickt werden.

Aktuell: Quarantäneanordnungen in 15 Mülheimer Schulen

Wie viele Schulen aktuell betroffen sind, wird von der Stadt Mülheim regelmäßig erfasst und online veröffentlicht. Nach neuestem Stand von Montag, 14. Dezember, gelten Quarantäneanordnungen für Klassen oder Stufen in 15 verschiedenen Schulen: fünf Grundschulen, einer Förderschule, allen drei Realschulen, allen drei Gesamtschulen. Außerdem sind momentan die beiden Mülheimer Gymnasien Broich und Karl-Ziegler sowie das Berufskolleg Lehnerstraße mit einzelnen Klassen oder Stufen betroffen.

Auch interessant

Der Sprecher der Mülheimer Grundschulen nimmt die neue Lage gleichwohl recht entspannt hin: „Es war doch abzusehen, dass es so kommt“, meint Andreas Illigen. „Wir sind alle darauf vorbereitet.“ Das Kollegium habe Wochenpläne geschrieben, Material vorbereitet, die Homepage bespielt. Die Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Styrum sieht ebenfalls die Notwendigkeit, Abstand zu halten. Sie sagt aber auch: „Wir freuen uns, wenn die Kinder hier in der Schule sind und nicht in der rauen Wirklichkeit draußen, wo alles drunter und drüber geht.“