Mülheim. Nach dem massiven Corona-Ausbruch in Mülheims St. Marien-Hospital melden sich nun Führungskräfte aus der Pflege zu Wort. Was sie zu sagen haben.

Nach dem massiven Corona-Ausbruch im St. Marien-Hospital und der Kritik eines Belegschaftsmitglieds von der betroffenen Station "Josef" am Krisenmanagement des Hauses melden sich nun Mitarbeiter der Pflege und des Sozialdienstes zu Wort. 

"Wir finden, dass die Leistung des Pflegepersonals und der Ärzte in dieser auch für uns ersten Pandemie hervorragend und professionell ist und daher auch anerkannt werden sollte", kontern die fünf Stationsleiter(innen) Verena Löwisch, Christa Fous-Staffa, Shahla Bahrami, Robert Schruba und Kathrin Straßek sowie die Leiterin des Sozialdienstes im Marien-Hospital, Sanja Wibbe, in einer Stellungnahme die Kritik eines Mitarbeiters der vom Corona-Ausbruch betroffenen Station "Josef". Er hatte der Klinik ein "totales Chaos im Risikomanagement" attestiert.

Führungskräfte: Risikomanagement der Klinik wird stets der Situation angepasst

Die sechs Unterzeichner des aktuellen Briefes können die massiv geäußerte Kritik aus dem Kollegenkreis nicht nachvollziehen. Sie geben an, dass das Risikomanagement des Hauses in den Monaten der Pandemie stets an die aktuellen Erfordernisse angepasst gewesen sei. Der Informationsfluss zwischen Geschäftsführung, Pflegedirektion, Leitungskräften und Hygienekräften sei beständig gegeben, "bei Bedarf mehrfach am Tag". Jeder Mitarbeiter habe zu jeder Zeit einen Ansprechpartner. Extra hierfür sei ein Leitungsdienst eingerichtet worden.

Die Führungskräfte aus Pflege und Sozialdienst, die laut Verena Löwisch auch für die Stationsleitungen der vom Corona-Ausbruch betroffenen Stationen "Elisabeth" und "Josef" sprechen, können auch die Kritik an mutmaßlich mangelhaftem Schutz der Beschäftigten nicht nachvollziehen. "Alle Mitarbeiter können sich auf Wunsch jederzeit abstreichen lassen und sind hierüber auch informiert", bestätigen sie Aussagen einer Kliniksprecherin.

"Patientenzimmer werden alle zwei Stunden gelüftet"

Aktuell seien ausreichend Schutzmaterialien vorhanden. Alle Mitarbeiter seien verpflichtet, eine FFP2-Maske zu tragen. Auch Patienten seien aufgefordert, eine medizinische Maske aufzusetzen. Sei dies aus medizinischen Gründen nicht möglich, so Löwisch im Gespräch mit dieser Redaktion, seien Mitarbeiter verpflichtet worden, zusätzliche Schutzausrüstung im Patientenkontakt zu tragen, etwa "Face Shields" (Gesichtsmasken). "Patientenzimmer werden alle zwei Stunden gelüftet", heißt es da im Gegensatz zur Äußerung eines Beschäftigten der Station "Josef", dass dies zeitlich gar nicht zu schaffen sei.

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Die Führungskräfte weisen darüber hinaus die Aussage zurück, im Krankenhaus würden Patienten auch ohne vorherige Testung aufgenommen. "Jeder wird abgestrichen. Bei Verdacht auf Covid geht er auf die Beobachtungsstation. Nach positivem und negativem Test werden die Patienten in die klar getrennten Bereichen mit klar getrennter Pflege aufgenommen." Jeder Patient werde zudem täglich auf Symptome überprüft, angefangen beim Fiebermessen, und bei Verdacht erneut abgestrichen. "Für jeden Patienten gibt es Kontaktlisten, die während des Aufenthaltes von jeder Kontaktperson in jedem Bereich abgezeichnet werden müssen." Und schon seit Wochen würden nicht zwingend notwendige Operationen abgesagt.

"Ich habe mich zu keiner Zeit bei uns im Krankenhaus unsicher gefühlt"

"Ich habe mich zu keiner Zeit bei uns im Krankenhaus unsicher gefühlt", sagt Stationsleiterin Verena Löwisch. "Wir sind ausreichend geschützt. Ich fühle mich eher an anderen Orten unsicher, etwa beim Einkaufen."

Die Kritik aus dem Kollegenkreis empfinden Löwisch und Co. als "sehr bedauerlich". Sie stelle die große Leistung in ein schlechtes Licht, die die Mitarbeiter während der Pandemie-Monate erbracht hätten. "Viele von uns haben lange Zeit die Familie nicht gesehen und soziale Kontakte streng eingeschränkt, um die Bevölkerung zu schützen. Wir stehen jeden Tag unter großem Druck, um eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten. Unter dieser großen Belastung schaffen wir es immer noch, die Patienten adäquat zu versorgen und unsere Motivation und gute Laune zu behalten", heißt es abschließend.

+++ PERSONAL AUF DER COVID-STATION AUSGEWECHSELT +++

Die Mitarbeitenden der abgeschotteten Station "Josef" sind am Dienstag erneut getestet worden. Am Mittwoch kamen die Ergebnisse: Nach Auskunft des Marien-Hospitals sind alle Tests negativ.

Das Personal auf der Covid-Station „Elisabeth“ sei komplett ausgewechselt worden. "Alle Mitarbeitenden wurden nun zum dritten Mal in Folge getestet und sind negativ", so eine Krankenhaussprecherin.

Insgesamt lagen am Mittwoch 26 Corona-Patienten auf der Isolierstation im St. Marien-Hospital.