Mülheim. . Die Mülheimer Kita im Raphaelhaus hat einer Mutter den Betreuungsvertrag für ihre Tochter gekündigt. Die Familie war vorher an Corona erkrankt.

Sie kann es sich bis heute nicht erklären. Am 12. Dezember bekommt die Mülheimerin Claudia Briks ein Schreiben der Kita im Raphaelhaus zugestellt, datiert vom 9. Dezember: Der Betreuungsvertrag für ihre 14 Monate alte Tochter Victoria wird gekündigt, fristgerecht zum 31. Januar. Bis zum 8. Dezember war die Familie in Quarantäne gewesen, Mutter, Vater und Tochter waren an Covid-19 erkrankt. Ist das der Grund? Claudia Briks hat bis heute keine Antwort darauf bekommen.

"Habe ich mich falsch verhalten?", fragt sich die 40-Jährige immer noch, kann für sich die Frage aber eigentlich nur mit einem Nein beantworten. Als ihr Mann im November eine neue Arbeitsstelle findet, bittet ihn sein Arbeitgeber vor Dienstantritt um einen Corona-Test. Claudia Briks Mann ist symptomfrei, macht den Test pro forma. An einem Dienstagnachmittag kommt das überraschende Ergebnis: positiv.

[+++ Sie wollen keine Nachrichten mehr aus Mülheim verpassen? Abonnieren Sie hier unseren Newsletter! +++]

Mülheimer Kita: Gesamte Gruppe musste in Quarantäne

Claudia Briks versucht sofort, die Kita zu erreichen. Sie hatte ihre Tochter Montag und Dienstag in die Betreuung gegeben, war doch keiner davon ausgegangen, dass eine Erkrankung vorlag. Am Dienstagnachmittag bekommt sie niemanden mehr ans Telefon, erreicht Mittwochfrüh um 7 Uhr eine Erzieherin, wie sie schildert. Der Fall wird dem Gesundheitsamt gemeldet, das die gesamte Gruppe in eine 14-tägige Quarantäne schickt.

Auch interessant

"Ich hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen", sagt Claudia Briks. Die 14 Tage Quarantäne seien für sie "die schlimmsten zwei Wochen meines Lebens gewesen". Und dann sei mit der Kündigung "der nächste Schlag" gekommen. "Das hat uns den Boden unter den Füßen weggerissen."

Kita im Raphaelhaus hat keine Gründe für die Kündigung angegeben

Gründe sind in der Kündigung nicht angegeben. Sie versucht, die Kita-Leitung zu erreichen, wendet sich an den Leiter des Raphaelhauses. Nirgendwo habe sie eine Antwort bekommen. Auch die anderen Eltern, mit denen sie Kontakt über Chatgruppen aufnimmt, wissen von nichts. Claudia Briks Tochter hat seit September einen Platz in der Kita. Die Kleine ist noch in der Eingewöhnung.

Im November hat die Mülheimerin ihren Job in der Zentrale eines Einzelhandels-Unternehmen nach der Elternzeit wieder aufgenommen, ihr Mann kann als Haustechniker nicht im Homeoffice arbeiten. Die Eltern stehen nun vor einem gravierenden Betreuungsproblem. Die Fristen für eine Kita-Anmeldung ab Sommer sind abgelaufen. "Ich versuche irgendwie, noch einen Platz bei einer Tagesmutter zu finden", sagt Claudia Briks.

Auch interessant

"Datenschutzgründe": Kita gibt keine Auskünfte

Auf unsere Presseanfrage antwortet Christian Weise, Leiter des Raphaelhauses, nur knapp: "Wir können Ihnen in der Angelegenheit der fristgerechten Kündigung ohne Begründung aus Datenschutzgründen keine weiteren Auskünfte geben." Für Claudia Briks ist die Corona-Erkrankung der einzig mögliche Grund für die Kündigung. "Wir hatten nie Probleme im Kindergarten und haben uns nicht falsch verhalten."