Essen. Verzweiflung und Entsetzen: Damit reagieren Essener Mütter und Väter auf die Ankündigung, dass Kitas und Schulen weitgehend dicht bleiben.
Essener Väter und Mütter reagieren stellenweise entsetzt auf die neuen Beschlüsse der Landesregierung, dass ab Montag die Kitas nur für Notprogramme geöffnet haben und sämtliche Schüler nur noch im "Home Schooling" unterrichtet werden sollen.
So hat Oberbürgermeister Thomas Kufen im sozialen Netzwerk Facebook in nur wenigen Stunden mehr als 100 Kommentare mit verzweifelten Fragen bekommen. Kufen erklärte am Mittwochabend die Beschlüsse der Landesregierung - und wird jetzt bei Facebook mit Fragen bombardiert: "Wird der Ganztagsbetreuungs-Betrieb der Grundschulen geöffnet sein?", fragen Mütter. "Und wird es dort Mittagessen geben?" Vor allem Eltern von Kindern, die Abschlussklassen besuchen, sorgen sich um die Zukunft ihres Nachwuchses: "Weiß jemand, wie die Viertklässler benotet werden? Wir brauchen das Zeugnis doch für die weiterführende Schule", fragt eine Frau besorgt.
Notbetreuung an den Schulen heißt nicht Unterricht
Beschlossen worden war, dass bis Ende Januar alle Schüler nur noch im Distanzunterricht lernen sollen - auch in den Jahrgängen eins bis sechs. Für Kinder dieser Altersstufen soll an den Schulen ein Not-Betreuungsprogramm angeboten werden, falls die Kinder nicht zu Hause bleiben können. Das Betreuungsprogramm ist aber kein Unterricht, hieß es aus Düsseldorf. Ende Januar gibt es - wie immer - die Halbjahreszeugnisse. In den vierten Klassen werden diese Zeugnisse als Bewertungsgrundlage für eine Empfehlung genutzt, die die Grundschulen aussprechen, was einen künftigen Besuch von Haupt-, Real-, Gesamtschule oder Gymnasium angeht.
Ein Vater berichtet dem Oberbürgermeister, dass beide Elternteile im Home Office sind, eine dreijährige Tochter zu Hause herumspringt - und der Sohn, erste Klasse, jetzt per Distanzunterricht lernen soll. "Wie soll der sich konzentrieren können", fragt der Vater besorgt. Überhaupt ist für viele schwer vorstellbar, wie besonders die jungen Kinder den Schulstoff zu Hause ordentlich lernen können.
Aufgaben wurden nicht kontrolliert
Während des ersten Lockdowns von März bis Mai (ab Mai durften zumindest Abschlussjahrgänge wieder zur Schule, ab Juni dann alle), waren viele Schüler von den Schulen kaum erreicht worden. "Daran hat sich bis jetzt nichts geändert", mutmaßen besorgte Väter und Mütter, auch wenn viele Schulen jetzt betonen, an Konzepten zum digitalen Distanzunterricht hart gearbeitet zu haben. Doch wie sieht das in der Praxis aus? Ein Vater schreibt über seine Erfahrung: "Leider scheint nur eine einzige Lehrerin meines Sohnes zum Online-Unterricht fähig oder willig. Alle anderen schicken nur Aufgaben. Letztes Mal wurden die Aufgaben nicht kontrolliert, weshalb mein Sohn jetzt wenig motiviert ist, die Aufgaben zu erledigen."
Corona hat Löcher gerissen, was die Lehrer angeht - Vertretung, Ausfälle, wochenlang wechselnde Besetzung - der Mangel an Pädagogen wurde durch Corona noch verschärft. Das berichten viele Mütter und Väter: Kaum Kontinuität geschweige denn feste Bindungen zwischen Kind und Lehrerin in der Grundschule, ständig Streichungen von Stunden. "Die hinken doch jetzt schon weit hinterher", stöhnt eine Mutter.
Kufen übrigens antwortet auf einige Kommentare, bzw. bittet um persönliche Nachrichten - um offene Fragen zu klären oder in besonderen Notlagen, die von Müttern geschildert werden, Abhilfe in Aussicht zu stellen.
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