Mülheim. Ein OB-Kandidat, der das Plakat eines Konkurrenten abnimmt, 25-Kilo-Mehlsäcke bei Edeka: Das waren die kuriosesten Mülheimer Nachrichten 2020.
Manchmal gibt es kuriose Geschichten, die an uns herangetragen wurden. Zum Beispiel, als ein Mülheimer mit einem Unterkiefer in einer Tüte bei uns in der Redaktion stand. Oder als wir einem 82-Jährigen beim Suchen seines Autos helfen konnten, das er wochenlang vermisste. Oder als ein OB-Kandidat nachts das Wahlplakat seines Konkurrenten abnahm. Ein Überblick der ungewöhnlichsten Nachrichten des Jahres.
Senior (81) sucht wochenlang in Mülheim sein Auto
„Ey Mann, wo ist mein Auto?“ – Das fragte sich ein 81-jähriger Mülheimer rund um die Jahreswende. Der Senior hatte seinen Wagen, einen silbernen VW Polo, am Nikolaustag 2019 irgendwo in Mülheim abgestellt – aber wo? Daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Nach wochenlanger Suche wendete sich die Familie an die Medien.
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Mit Erfolg: Kurz darauf meldete sich eine Mülheimerin, die wusste, wo das Auto stand: in einem kleinen Sackgassen-Stich in Nähe des Otto-Pankok-Gymnasiums, „in einer Ecke, wo ich nie darauf gekommen wäre zu suchen“, sagte sein Sohn, nachdem er den Wagen abgeholt hatte.
Mehrere Knochenfunde auf Friedhöfen
Als die städtische Friedhofsverwaltung auf dem Styrumer Friedhof den Boden vorbereitete, um neue Stelenwände zu errichten, machten Anwohner einen ekeligen Fund: zwei Teile von Schädeldecken, einige Röhrenknochen, Teile eines Beckens und Wirbelknochen lagen plötzlich offen. Schon seit Monaten hatten sich Friedhofsbesucher bei der Stadt über herumliegende Knochen beklagt, doch nichts passierte. Erst nach der Berichterstattung im Januar wurde die Stadt tätig und stellte die Funde sicher.
Dass diese Knochen kein Einzelfall waren, zeigte ein Mülheimer wenige Monate später: Er fand auf dem Speldorfer Friedhof einen Unterkiefer, brachte ihn sogar in einer Tüte mit in unsere Redaktion.
Restaurant öffnet, schließt und wird auf Ebay angeboten
Auf der Leinweberstraße öffnet im Februar das Chicago – und schließt wenige Tage später schon wieder. Der Betreiber sagt, es gebe technische Probleme, die Stadt spricht allerdings erst von einem „Vorfall“, zu dem man sich aus datenschutzrechtlichen Gründen aber nicht öffentlich äußern könne.
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Später folgt dann die Erklärung: Dem Lokal fehlte die Lizenz zum Ausschank alkoholischer Getränke. Der eigentliche Inhaber des Ladens, ein Geschäftsmann aus Kroatien, befinde sich in einem laufenden Gerichtsverfahren. Die Mitarbeiter klagen über nicht bezahlten Lohn. Einige Wochen später bietet er das Lokal auf Ebay an – bislang ohne Erfolg, es steht weiterhin leer.
Reaktion auf Hamsterkäufe: 25-Kilo-Mehlsäcke bei Edeka
Hamsterkäufe bestimmten die Anfangs-Corona-Zeit. Klopapier, Nudeln, Konserven, Mehl – die Regale waren ständig leer. Mit Charme reagiert Edeka Paschmann im Frühjahr darauf: Inhaber Geschäftsführer Falk W. Paschmann lässt eine Palette 25-Kilo-Mehlsäcke aufstellen.
Er setzt auf den psychologischen Effekt: „Es zeigt den Menschen: Leute, es ist genug da!“ Es sei tatsächlich zu beobachten, dass, seitdem die 25-Kilo-Säcke neben den normalen haushaltsüblichen Paketen stehen, diese viel langsamer weggingen und das Mehl nicht mehr kiloweise gebunkert werde.
Ex-OB Ulrich Scholtens Wahl in den MWB-Aufsichtsrat
So etwas hat es noch nie in einer Vertreterversammlung der Mülheimer Wohnungsbau eG (MWB) gegeben: Pfiffe, Rufe – wie im Kreml sei es zugegangen, erzählt ein Teilnehmer. Was war passiert?
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Als die Wiederwahl des ehemaligen Oberbürgermeisters Ulrich Scholten in den MWB-Aufsichtsrat anstand, kam es zum Eklat. Er erhielt im ersten Wahlgang nur 14 Ja-Stimmen der 52 Abstimmenden, viele enthielten sich. „Ulrich Scholten hat gezögert, ob er sich für einen zweiten Wahlgang zur Verfügung stellt“, sagt Vorstandsvorsitzender Frank Esser. Schließlich hat er aber zugestimmt. „Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn er das nicht getan hätte.“
Im zweiten Wahlgang schließlich bekommt er auch nicht mehr Stimmen – und wird trotzdem zum Ausichtsratsmitglied ernannt. Für die meisten Vertreter vor Ort eine nicht nachvollziehbare Entscheidung. Doch laut Satzung korrekt: Es gewinnt im zweiten Wahlgang derjenige mit den meisten Fürsprechern – und mangels Gegenkandidat war dies Scholten. Am nächsten Tag entschied sich Scholten, die Wahl nicht anzunehmen.
Es war bereits der zweite Fauxpas des Ex-OBs in diesem Jahr in Zusammenhang mit der MWB. Im Frühjahr besuchte er eine Aufsichtsratssitzung, obwohl er krankgeschrieben war und als Oberbürgermeister das gesamte Jahr nicht in das Geschehen eingegriffen hatte.
OB-Kandidat Jürgen Abeln nimmt spätabends Wahlplakat seines Konkurrenten ab
Es ist kurz vor 22 Uhr an einem Abend im September, als Reinard Zielke, Mitglied des Mülheimer AfD-Vorstands, von der A40 kommend über die Heinrich-Lemberg-Straße fährt. „Im Vorbeifahren sehe ich da einen Mann mit einem zusammengeklappten Plakat unter dem Arm“, schildert Zielke die Situation. Der Mann ist der unparteiische OB-Kandidat Jürgen Abeln.
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Er hatte spätabends das Wahlplakat seines ebenfalls parteilosen Konkurrenten Horst Bilo abgenommen, weil es, wie er sagt „verkehrsgefährdend“ aufgehängt war. Ein Plakat ab- und mitzunehmen, ist allerdings verboten. Gegen dei AfD-Mitglieder, die ihn erwischt haben, erstattet Abeln Anzeige. „Ein AfD-Schlägertrupp hat mich bedroht und mir den Arm ausgekugelt“, sagt er. Diese Schilderung deckt sich aber nicht mit dem Polizeibericht. „Als die Kollegen eintrafen, gab es ein Gerangel, aber keine Schlägerei“, sagt ein Polizeisprecher. Abeln habe vor Ort nicht von einer Verletzung berichtet, „sonst hätten wir einen Krankenwagen gerufen“.
Zwei Wochen später, am Abend der Kommunalwahl, bekommt Jürgen Abeln 7,6 Prozent der Stimmen und Horst Bilo 8,3 Prozent.
Brandschutz in Kita: Extra-Personal blieb ohne Aufgabe
Der Brandschutz-Fall der alten Villa Kunterbunt am Priesters Hof ist zwar schon einige Jahre her, hat aber an Kuriosität nicht verloren. Eine Mülheimerin ist vor knapp sieben Jahren auf der Suche nach einem neuen Job nach der Elternzeit und stößt zufällig auf die Anzeige der Stadt: Brandschutzhelfer für eine Kita gesucht. Die junge Frau bewirbt sich, bekommt eine der acht Stellen – und hat eigentlich nichts zu tun.
Denn eingestellt werden sie nur, weil die Einrichtung die Brandschutzauflagen nicht mehr erfüllt; sie sollen im Fall von Feuer den Kindern nach draußen helfen. Nur eine Zwischenlösung soll das sein, bis die Kita umziehen soll. Doch bis dahin vergehen zwei Jahre. Gebrannt hat es in der Zeit übrigens nie.