Mülheim. Die Zahl der Corona-Infektionen im Evangelischen Wohnstift Raadt in Mülheim hat sich drastisch erhöht. Angehörige und Pflegekräfte sind in Sorge.

  • Der Corona-Ausbruch im Mülheimer Pflegeheim Wohnstift Raadt ist heftiger als anfangs gedacht: Mittlerweile sind 48 Bewohner und Mitarbeiter positiv auf Corona getestet worden.
  • Bereits am 28. November hat das Gesundheitsamt die Einrichtung unter Quarantäne gestellt.
  • Ein Mitarbeiter des Mülheimer Pflegeheims ist nach dem Corona-Ausbruch besorgt: „Wir haben hier einen Hotspot. Eine ganz schlimme Situation“, erzählt der Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte, am Telefon.
  • In Absprache mit dem Mülheimer Gesundheitsamt werden nun verschiedene Maßnahmen umgesetzt, um den Corona-Ausbruch in den Griff zu bekommen.

Das Ev. Wohnstift Raadt in Mülheim, in dem mehr als 100 alte Menschen leben, kämpft gerade mit einem gravierenden Corona-Ausbruch. Bereits am 28. November hat das Mülheimer Gesundheitsamt die gesamte Einrichtung unter Quarantäne gestellt. Mittlerweile hat sich die Situation weiter verschärft.

Corona-Ausbruch in Mülheimer Pflegeheim: Inzwischen 48 Senioren und Mitarbeiter positiv getestet

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Nach einer ersten Reihe von Covid-19-Schnelltests war zunächst bei 17 Bewohnern das Ergebnis positiv. Anschließend führte das Gesundheitsamt mit Hilfe niedergelassener Ärzte PCR-Tests bei allen Senioren und Mitarbeitern im Wohnstift durch. Der Betreiber Ategris meldete kurz darauf, es gebe „deutlich weniger Infektionen als ursprünglich angenommen“. Alle Beschäftigten aus Pflege, Reinigung und Service seien negativ getestet. Davon kann jetzt, wenige Tage später, keine Rede mehr sein. Offenbar hatte man nicht abgewartet, bis tatsächlich alle Ergebnisse vorliegen.

Corona-Ausbruch im Mülheimer Pflegeheim: Im Evangelischen Wohnstift Raadt sind 48 Bewohner und Mitarbeiter positiv auf Corona getestet worden.
Corona-Ausbruch im Mülheimer Pflegeheim: Im Evangelischen Wohnstift Raadt sind 48 Bewohner und Mitarbeiter positiv auf Corona getestet worden. © Funke Foto Services | Martin Möller

Wie Ategris jetzt offiziell mitteilt, sind 48 Bewohner und Mitarbeiter positiv getestet. Die Angehören seien informiert. Auch die Stadt Mülheim hat die hohe Zahl der Infektionen inzwischen bestätigt. Beim weiteren Vorgehen werde das Altenheim durch das Gesundheitsamt „dauerhaft mit betreut“.

Pflegekraft: „Wir haben hier einen Hotspot. Alle haben Angst“

Das ist offenbar auch dringend nötig. Ein Mitarbeiter aus dem Pflegeteam im Wohnstift Raadt, der anonym bleiben möchte, hat sich bei dieser Redaktion telefonisch gemeldet – er klang aufgeregt, tief besorgt. „Wir haben hier einen Hotspot. Eine ganz schlimme Situation.“ Angehörige fragten, was los sei. „Alle haben Angst“, auch die Beschäftigten. Schutzkleidung sei aber ausreichend vorhanden. „Der Einrichtungsleiter sorgt für alles.“

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Der Leiter des Wohnstiftes Raadt, Andreas Rost, äußert sich in einem offiziellen Statement: „Wir verstehen, dass die Angehörigen und Betreuer besorgt sind.“ Dank des engagierten Teams sei die Versorgung der Bewohner weiterhin sichergestellt. „Unserer Mitarbeitenden verzichten auf Urlaube, freie Tage und machen Überstunden, um das zu gewährleisten.“ Dabei sei die Situation für sie selber auch belastend, beruflich wie privat.

Altenheim-Leiter: Versorgung der Bewohner trotz Corona-Ausbruch gesichert

Um den Corona-Ausbruch in den Griff zu bekommen, würden jetzt „in enger Abstimmung mit dem Gesundheitsamt“ verschiedene Maßnahmen ergriffen: Die betroffenen Mitarbeiter befinden sich in häuslicher Quarantäne, die infizierten Bewohner werden auf ihren Zimmern isoliert, für das Haus gilt strenges Besuchsverbot. Außerdem würden regelmäßige Kontrolltests durchgeführt, so der Einrichtungsleiter. Wie lange die Quarantäne für das Wohnstift Raadt aufrechterhalten wird, ist offen.

Heimaufsicht sitzt mit im „Team Krisenstab“

Die Stadt Mülheim hat auf ihrer Websiteeine neue Serie gestartet: In lockerer Folge werden die Mitglieder des Corona-Krisenstabes persönlich in kurzen Videos vorgestellt.

Den Auftakt im „Team Krisenstab“ macht Saskia-Alexandra Kühle, Leiterin der städtischen Heimaufsicht. Sie arbeitet als Bindeglied zwischen Krisenstab und Pflegeeinrichtungen.

Zuletzt hatte es im Oktober einen größeren Corona-Ausbruch im Haus Ruhrgarten gegeben. Dort waren mindestens 15 Bewohner und mehrere Mitarbeiter infiziert. Auch diese Einrichtung musste zeitweise komplett geschlossen werden. Immer wieder wurden und werden vereinzelte Covid-19-Infektionen in Mülheimer Pflegeheimen gemeldet sowie auch bei ambulanten Diensten.

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