Mülheim. Es ist entschieden: An allen Sonntagen bis 3. Januar bleiben die Geschäfte zu. Reaktionen in Mülheim reichen von Freude bis Fassungslosigkeit.

Zwischen 29. November und 3. Januar wollten viele Händler mit verkaufsoffenen Sonntagen punkten. Eine Ausnahmeverordnung des Landes öffnete dieses Türchen. Die Gewerkschaft Verdi klagte dagegen und setzte sich vor dem Oberverwaltungsgericht Münster durch . Sonntagsöffnungen seien nicht erforderlich, um den Kundenandrang in Centern und Innenstädten zu entzerren, argumentiert das OVG in einem Eilbeschluss.

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Verdi-Geschäftsführerin: Sonntagsöffnungen retten den Handel nicht

Mit Freude und Genugtuung nimmt Verdi das Urteil auf. Bezirksgeschäftsführerin Henrike Eickholt versteht nicht, wie man die Sonntagsfreigabe überhaupt als Mittel zur Bekämpfung der Pandemie betrachten kann. Die Geschäfte hätten an sechs Tagen in der Woche geöffnet. Mehr als genug für das Verkaufspersonal, findet sie: „Uns geht es um den Schutz der Beschäftigten. Wenn man nicht selber da steht und sieben, acht Stunden ununterbrochen Mund-Nasen-Schutz tragen muss, weiß man gar nicht, was das für eine Belastung ist.“

Die Gewerkschafterin bleibt dabei: „Der Sonntag ist ein besonders schutzwürdiger Tag.“ Gerade im Einzelhandel seien viele Betriebe auch nicht mehr tarifgebunden, dort gebe es oft keine Sonntagszuschläge mehr. Die Unternehmen können gut auf den siebten Verkaufstag pro Woche verzichten, findet Eickholt: „Die Sonntagsöffnungen sind wahrlich keine Lösung. Sie retten den Einzelhandel nicht.“

Einzelhandelsverband ist „verärgert“ und „fassungslos“

Drastisch anders sieht es Marc Heistermann, Geschäftsführer des örtlichen Einzelhandelsverbandes: „Wir sind verärgert, eigentlich sogar fassungslos“, sagt er. „Nicht so sehr über das Gericht, sondern über die Gewerkschaft. Sie hat immer noch nicht erkannt, dass es – jetzt in der Pandemie – um den Erhalt von Arbeitsplätzen im Handel geht. Verdi ist nur noch destruktiv.“

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Verkaufsoffene Sonntage hätten das Einkaufsgeschehen im Advent ganz sicher entzerrt, meint Heistermann. „Die Hälfte der Leute wäre samstags, die andere Hälfte sonntags einkaufen gegangen.“ Außerdem hätte man die Chance gehabt, Online-Kunden in den stationären Handel zu locken. „In den Innenstadtläden gibt es wenig Frequenz, geringe Umsätze, aber laufende Kosten. Die Sonntagsöffnung wäre ein Weg gewesen, sich etwas aus der Misere zu ziehen.“

Forum hatte sich schon gegen Sonntagsöffnungen entschieden

Im Mülheimer Forum hatte man sich schon vor dem OVG-Beschluss gegen verkaufsoffene Sonntage im Advent entschieden. Man habe die Mieter schon im Vorfeld gefragt, ob der traditionelle offene Sonntag am ersten Advent stattfinden soll, erklärt Centermanager Daniel Wahle. Das Ergebnis – etwa 50:50 – habe man dann mit der Werbegemeinschaft Innenstadt (WGI) und der MST abgestimmt.

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„Wir sind zu dem Schluss gekommen, den verkaufsoffenen Sonntag abzusagen“, so Wahle. Die Haltung der Gewerkschaften und Gerichte zu diesem Thema sei zudem bekannt gewesen: Eine Durchsetzung der Sonntagsöffnung ohne Rahmenprogramm wäre aufwendig bis unmöglich. „Das nun erfolgte Urteil zeigt, dass wir die Situation grundsätzlich richtig eingeschätzt haben“, so der Center-Manager.

City-Händler hätten sich sowieso nicht beteiligt – Rechtssicherheit fehlt

Zweigeteilt ist nach der Gerichtsentscheidung die Meinung von Händlern der Mülheimer Innenstadt . Hier weiß man, dass der verkaufsoffene Sonntag kein Garant für einen Kassenschlager ist. „Die einen glauben dennoch, dass sie damit Boden gut machen könnten“, sagt Citymanagerin Gesa Delija. Andere seien skeptisch – nicht nur, ob sich die Kundenströme auf die Wochenendtage aufteilen würden, sondern ob sie überhaupt flössen.

City-Händler: Entscheidung wie erwartet

Frank Prümer, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Innenstadt , hat den Gerichtsentscheid so schon erwartet.

„Die Sonntage hätten nicht zu mehr Umsatz geführt“, glaubt er. Das Problem sei, dass die Leute derzeit vorsichtig seien. Es gäbe generell zu wenig Frequenz in den Geschäften.

Grund dafür sei auch, dass das Shoppen wegen der geschlossenen Cafés und Restaurants weniger attraktiv sei. Das schade dem Einzelhandel und müsse geändert werden.

Geschäfte und Gastronomie seien keine Infektionstreiber , meint der WGI-Vorsitzende. Sonntagsöffnungen hätten die Pandemie nicht verschlimmert

„Für die Großen, die Einkaufszentren lohnt es sich eher“, glaubt Delija. Ähnlich wie das Forum hält die Innenstadt-Managerin das Sonntagsgeschäft wegen der Verknüpfung mit einer Veranstaltung unter aktuellen Auflagen für nicht durchführbar. „Als Innenstadt hätten wir uns auch ohne Urteil nicht beteiligt, denn für die Händler hätte es keine Rechtssicherheit gegeben.“