Mülheim. Die Passage zwischen Mülheimer Hauptbahnhof und Forum muss 2021 wegen Brandschutzmängeln fallen. Eine Neuordnung der Haltestellen fällt aus.
Parallel zum Umbau des Forums und der Kanalbaustelle auf dem Dickswall wird die Ruhrbahn im Jahr 2021 den Durchgang zwischen Hauptbahnhof und Forum abreißen und die darunterliegenden Haltestellen für Straßen-, U-Bahnen und Busse nach den aktuellen Brandschutzvorrichtungen ertüchtigen. Die nördliche Innenstadt wird zur Großbaustelle. Eine Verlegung der unterirdischen Busstation vor dem Hauptbahnhof, wie vom Düsseldorfer Regierungspräsidium bereits zu Beginn des Jahres empfohlen, wird es nicht geben. „Die alten Pläne haben Bestand“, teilt dazu Ruhrbahn-Sprecherin Sylvia Neumann auf Fragen dieser Zeitung mit.
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Bereits im ersten Quartal des kommenden Jahres muss die Ruhrbahn wegen der „gesetzlichen Brandschutzmaßnahmen und der damit verbundenen Entfluchtung den bestehenden U-Bahnhof an die neuen Anforderungen anpassen“. Diese Arbeiten beginnen bereits im Januar 2021.
Neuer Ausgang soll Fluchtwege verkürzen
Dabei wird im Bereich der „ehemaligen Leitstelle/Schaltwarte ein provisorischer Durchgang geschaffen, der im Brandfall den Fluchtweg aus den U-Bahn-Anlagen verkürzt“, beschreibt Neumann. Dieser neue Durchgang wird gegenüber der Abgänge zur Busstation entstehen.
„Beeinträchtigungen für unsere Fahrgäste oder für den Fahrplan sind nicht vorgesehen“, ergänzt die Sprecherin der Ruhrbahn. Die eigentlichen Arbeiten wie Abriss des Daches und der Seitenwände sollen voraussichtlich im dritten Quartal 2021 beginnen. „Sie werden während des laufenden Betriebes durchgeführt.“
Keine baulichen Veränderungen am Busbahnhof
Die bisherigen Planungen der Ruhrbahn sehen vor, dass es ein Dach über der Verteilerebene geben wird. Die sogenannte Einhausung, wie sie jetzt noch besteht, darf es aus Brandschutzgründen nicht mehr geben. Bei einem eventuellen Brand in U-Bahn- oder Busstation muss der Rauch nach oben ungehindert abziehen können. Das ist bei dem aktuell geschlossenen Bauwerk nicht möglich.
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Am Busbahnhof würden keine baulichen Veränderungen vorgenommen, heißt es aus der Ruhrbahnzentrale in Essen. Die Kosten für das gesamte Projekt stehen noch nicht fest. Die Passage aus dem Jahr 1979 galt damals als wichtiges Bindeglied zwischen Einkaufszentrum, Haltestellen und Hauptbahnhof. Nach 30 Jahren werden Fahrgäste diesen Wetterschutz demnächst verlieren.
Brandschutztüren stoppen Frischluftzufuhr aus Tunneln nicht
Entweder alle Glasfenster des Durchgangs abdichten (das hieße verdunkeln) oder den Überbau komplett abreißen, lautet die klare Ansage der Prüfer. Schutztüren sind auf beiden Seiten der Passage längst eingebaut. Sie haben die Aufgabe, den Luftzug in Gebäuden zu unterbrechen, damit ein dort ausbrechender Brand möglichst schnell in einem abgeschlossenen Gebäudeteil erstickt.
Nur an den Enden des Durchgangs helfen sie aber kaum. Durch offene Ausfahrten des Busbahnhofs sowie die Straßenbahntunnel zieht stetig Luft über die Treppen nach oben. Ein Feuer in der Passage würde folglich ständig mit Frischluft versorgt, was nicht sein darf. Rauch könne nicht direkt nach oben entweichen, erklären Brandschutzexperten. Ein abgedunkelter, fensterloser Durchgang schaffe weitere Probleme. Viele Menschen hätten Angst, ihn zu benutzen.
Bisher keine Einigung über Nahverkehrsplan
Bereits seit drei Jahren diskutieren Brandschützer, Ruhrbahn und Stadtplaner über die Fläche zwischen Hauptbahnhof und Einkaufszentrum. Einen neuen Nahverkehrsplan haben Ruhrbahn und der alte Rat wegen verhärteter politischer Fronten nicht zustande gebracht.
Der Investor, der das Hauptpostareal gekauft hat, könnte bei der kompletten Oberflächengestaltung zwischen Hauptbahnhof und Forum mitwirken. Aber weil bisher keine Einigung darüber besteht, die vielen Parallelbuslinien aus der Innenstadt zu verbannen, wird es im Bereich der Abgänge keine Veränderungen geben.
35 Millionen für Brandschutz in Mülheimer Schulen
Fahrgäste müssen weiterhin im ungemütlichen, weil zugigen Tunnel auf die Busse warten. Zusätzlich werden sie bei Regen nun einen Schirm brauchen. Denn hohe Glasdächer, das zeigen die Erfahrungen aus anderen Städten mit solchen Konstruktionen, bieten keinen Regenschutz, so wie die noch stehende Passage.
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Aber die muss weg. Darauf bestehen de Brandschützer. Nach den Brandkatastrophen der vergangenen Jahre mit zahlreichen Toten und Verletzten wurden die Verordnungen für den Brandschutz erheblich verschärft. Allein die Nachrüstung des Brandschutzes in Mülheimer schulen hat bereits 35 Millionen Euro gekostet.