Mülheim. Ursula Schröder blickt auf sechs Jahre als Mülheimer Bürgermeisterin zurück. Nach 24 Jahren in der Kommunalpolitik macht sie Jüngeren Platz.
„Es ist ein spannendes und abwechslungsreiches Amt. Ich habe viele engagierte Menschen kennengelernt, die sich für ihre Stadt einsetzen. Leider wird diese ehrenamtliche Arbeit viel zu selten anerkannt oder gelobt. Alle diese Menschen haben mehr öffentliche Aufmerksamkeit verdient.“ Ursula Schröder, noch für wenige Tage 2. Bürgermeister der Stadt Mülheim, geht nun in den Unruhestand.
Als engagierte Christdemokratin wird die 67-Jährige jetzt nicht sofort überall ihre Präsenz aufgeben. Die aktive politische Arbeit in den Ratsgremien sei aber nun vorbei. Sie ist froh darüber, in ihrem Winkhauser Wahlkreis einen jungen Nachfolger gefunden zu haben. Und falls sie gefragt wird, teilt sie ihre Erfahrungen mit dem Nachwuchs.
Seit 26 Jahren macht die im Sauerland geborene Frau bei der CDU aktiv mit. Seit 1999 sitzt sie im Rat der Stadt. Planen, Bauen und Umwelt sind ihre Schwerpunkte. In mehr als zwei Jahrzehnten sei die nördliche Innenstadt noch ungeordnet, eine ordentliche Verkehrsführung rund um die Innenstadt immer noch nicht fertig. „Das Abreißen des zweispurigen Überfliegers für Autos von Speldorf Richtung Styrum war ein Fehler“, stellt Ursula Schröder klar.
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Mülheimer Bürgermeisterin: Ausdauernde Kämpferin für die Sache
Ursula Schröder informiert sich an vielen Stellen, liest die Vorlagen, hakt in der Verwaltung nach und bildet sich ihre Meinung. Sie steht zu ihrem Wort, was ihr viel Anerkennung – auch der politischen Mitbewerber – gebracht hat. Manchmal verzweifelte die eigene Partei an ihr, wenn sie ausdauernd für eine Sache gekämpft hat.
Welche Situationen das wohl waren? Ursula Schröder behält dieses Wissen für sich. „Da leben noch zu viele Personen. Dazu sage ich jetzt noch nichts“, hält sie ihr Nähkästchen eisern geschlossen. Unter zwei kann man von ihr mehr erfahren, was ihrer Ansicht nach in der Stadt nicht gut läuft oder falsch entschieden wurde. Eine offizielle Aussage möchte sie daraus aber nicht geschrieben sehen.
„Die Mülheimer klagen auf hohem Niveau“
Ursula Schröder hat ihre Bodenhaftung trotz vieler Aufgaben und Ämter nicht verloren. Die Frau bevorzugt gute Hausmannskost, hat aber vor exotischen Speisen keine Angst. Nach der Schule ist sie aus dem Sauerland weggezogen, hat andere deutsche Gemeinden kennengelernt, bevor sie in Winkhausen mit ihrer Familie sesshaft wurde.
Die Mülheimer seien schon ein besonderes Völkchen. „Sie klagen vor allem auf hohem Niveau, obwohl sie das wirklich nicht nötig haben.“ Schröder macht das an einer Begegnung im Müga-Park fest: „Dort traf ich einen Radler, der diesen Park wegen einer Schönheit und seiner Sauberkeit gelobt hat. Er kommt aus Moers regelmäßig in die Grünanlage und fährt dafür hin und zurück 50 Kilometer. Von Mülheimern habe ich so ein Lob selten gehört.“
Wasserbahnhof nach Sanierung wieder beleben
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Das gelte ebenso für die Schleuseninsel. „Die Stadt hat dort mit dem Wasserbahnhof, der Weißen Flotte und Haus Ruhrnatur eine tolle Freizeitanlage. Ich hoffe, dass dort nach der Sanierung wieder Leben durch viele Besucher einzieht und die Verpachtung ein gutes Ende findet. Wohnungen gehören dort nicht hin. Das regelt bestimmt der Denkmalschutz“, betont Schröder.
Bis zu ihrer Rede vor den europäischen Unterwasser-Rugby-Teams wusste sie nicht, dass diese Sportart existiert. „Aber was da bei der Europameisterschaft abging, hat mich beeindruckt. Die Stadt bietet andere tolle Sportarten abseits der Fernsehklassiker. Dafür sollten sich die Mülheimer mehr begeistern und diese Vereine unterstützen“, wirbt die scheidende Bürgermeisterin.
„Vereine bieten eine enorme Betätigungsbreite.“
So genannte erste Spatenstiche erledigte die Frau mit politischer Bauerfahrung ebenfalls: An der Hochschule Ruhr West oder beim Deutschen Roten Kreuz auf dem Gelände der ehemaligen Feuerwache. „Empfänge, Konzerte, Vereinsjubiläen und runde Geburtstage: Eine 104-Jährige war mein Rekord. Das ist eine sehr lange und starke Lebensstrecke.“
Dass die Lehrergewerkschaft bereits 50 Jahrestagungen in Mülheim abgehalten hat, die Wolfsburg mit prominent besetzten Tagungen zahlreiche Gäste an die Ruhr zieht oder die Karnevalsvereine außerhalb der Fünften Jahreszeit für den Zusammenhalt der Generationen stehen, hat Ursula Schröder beeindruckt. „Diese vielen kleinen und unersetzbaren Aktivitäten machen das Stadtleben doch erst attraktiv, schaffen eine enorme Betätigungsbreite. Dranbleiben, kontinuierlich für eine gute Sache arbeiten, junge Menschen fördern. Das macht den Erfolg aus.“
Die politische Arbeit sei in Mülheim gewöhnungsbedürftig
Ähnlich sehe es bei den Städtepartnerschaften aus. Sie habe in Tours (Frankreich), Oppeln (Polen) und Kfar Saba (Israel) freundliche und nette Menschen kennengelernt. „Aber man muss solche Freundschaften pflegen, damit daraus feste Verbindungen entstehen. Das spürt man danach bei den Gegenbesuchen an der Ruhr“, sagt Ursula Schröder.
Die politische Arbeit für und in Mülheim sei, wenn man sie „mit Herz betreibt oft gewöhnungsbedürftig und anstrengend, aber in jeder Phase interessant“. Die repräsentativen Aufgaben als Bürgermeisterin „waren für mich ein Gewinn“, sagt Schröder. „Ich habe mit einem CDU-Oberbürgermeister angefangen. Nun höre ich auf mit jungem Nachwuchs für die Ratsarbeit und ein CDU-Oberbürgermeister macht weiter. Da schließt sich der Kreis.“