Mülheim. Die Mülheimer wollen im Wasserbahnhof eine Gastronomie behalten. Aber die Eigentümer habe Mieterwartungen, die für Franky’s unrealistisch sind.

Die bisher noch ungewisse Zukunft des Wasserbahnhofs schlägt in der öffentlichen Diskussion und in den sozialen Netzwerken hohe Wellen. Die Mehrheit der Bürger möchte auf der Schleuseninsel eine Gastronomie mit Biergarten und Freizeitqualität behalten. „Das war bisher so prima hier, und das sollte auch in Zukunft so prima bleiben“, sagte eine Spaziergängerin am Donnerstagvormittag vor dem jetzt fast leeren Gebäude. Der Gastronomiebetreiber Franky’s hat am Sonntagabend im Wasserbahnhof die Schotten dichtgemacht.

Eine Verwalterin der zuständigen VC-Verwaltung soll bereits mit zwei möglichen neuen Pächtern verhandeln. Ob das so stimmt, wollte am Donnerstag auf Nachfrage dort niemand bestätigen. „Die zuständige Kollegin ist im Urlaub“, lautete die knappe Antwort aus dem Büro an der Kirchstraße.

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Auch die Ratsparteien wollen wissen, wie es im Wasserbahnhof weitergeht. Daher hat Baudezernent Peter Vermeulen eine Stellungnahme zum Wasserbahnhof an die Parteispitzen geschickt. Darin bestätigt er die Gespräche mit neuen Gastronomen. Der Bauantrag zur Sanierung des Gebäudes auf der Schleuseninsel sei im Technischen Rathaus bisher aber nicht angekommen.

Das Gebäude steht unter Denkmalschutz

„Mir liegt bisher auch kein Antrag auf Nutzungsänderung vor“, schreibt Vermeulen. In der Bauaufsicht sei dazu „aktuell nichts erfasst“. Eine Nutzungsänderung müssten die Eigentümer für ihr Gebäude beantragen, wenn sie es in Eigentumswohnungen umwandeln wollten, wie ebenfalls in der Stadt zu hören ist.

Das Gebiet der Schleuseninsel sei als Außenbereich zu werten. Ein Bebauungsplan bestehe nicht, und das Objekt liege außerhalb eines Bebauungszusammenhangs. „Der Regionale Flächennutzungsplan stellt ‚Grünfläche‘ dar. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz (Denkmal Nr. 601 in der Mülheimer Liste)“, erklärt der Baudezernent weiter. Das heißt: „Alle Maßnahmen müssen mit der UDB (Untere Denkmalschutzbehörde) abgestimmt werden.“ Dort sei „in der Sache aber noch niemand vorstellig geworden“.

Der Wasserbahnhof ist mit der Weißen Flotte untrennbar verbunden. Das Gebäude wartet auf einen neuen Frühling.
Der Wasserbahnhof ist mit der Weißen Flotte untrennbar verbunden. Das Gebäude wartet auf einen neuen Frühling. © FFS | Martin Möller

Gastronomie und Kartenverkauf für Weiße Flotte festgeschrieben

Der Wasserbahnhof wurde 1989 von der Stadt „für eine kleine Mark“ an private Dritte veräußert, „allerdings mit gesicherten Nutzungsbeschränkungen, die eine für die Öffentlichkeit nutzbare Gastronomie und die Möglichkeiten des Fahrkartenverkaufs für die ‚Weiße Flotte‘ festschreiben“. Eine Umwandlung in Wohnraum dürfte daher schwierig werden.

„Die für Mülheim zuständige Niederlassungsleiterin der Eigentümerin teilte mir mit, dass man mit dem bisherigen Gastronomen nicht darüber einig geworden wäre, unter welchen Bedingungen eine dringend erforderliche Sanierung zustande kommen kann.“

Sanierungskonzept bei laufendem Betrieb kam bei Eigentümern nicht an

„Wir haben im August mit den Verwaltern des Wasserbahnhofs verhandelt. Wir haben mit unserer Architektin ein Konzept vorgelegt, wie der Wasserbahnhof bei laufendem Betrieb zu sanieren ist, weil es notwendig ist“, sagt dazu Tobias Volkmann, einer der beiden Geschäftsführer von Franky’s.

Gutes Verhältnis mit Eigentümer

Seit seiner Eröffnung 1926 ist die Weiße Flotte mit dem Wasserbahnhof verbunden. Im Erdgeschoss war der Fahrkartenverkauf und die Servicestation für Passagieren. Vom Wasserbahnhof aus starten die Boote der Weißen Flotte ins Ruhrtal.

Nachdem der Sanierungsbedarf sichtbar wurde, „haben uns die Eigentümer sofort einen Ausweichcontainer gestellt“, sagt Joachim Exner, Leiter der Betriebe der Stadt. „Wir sind auch dankbar für die Zusage, nach der erfolgten Restaurierung im Wasserbahnhof wieder unsere Verkaufsstelle beziehen zu dürfen.“

Die Weiße Flotte mit 65.000 bis 85.000 Fahrgästen pro Jahr sei auch Frequenzbringer für die Gastronomie im Wasserbahnhof. „Die Menschen warten dort im Biergarten auf das nächste Schiff oder sie kehren nach der Tour dort ein“, sagt Exner.

„Das kommt natürlich teurer, weil es nur in Etappen geht, als wenn man ein Haus komplett schließt. Und wenn es gleichzeitig um eine Verdoppelung oder noch mehr Miete geht, und wir auch die Küche selbst erneuern sollten (300.000 Euro), dann wird es eng“, rechnet Volkmann vor.

Eigentümerin verhandelt mit zwei neuen Interessenten

„Das läuft nicht ohne Einnahmen. Corona hat die Situation für uns alle in der Gastronomie nicht verbessert. Nach mehr als 20 Jahren Einsatz für und im Wasserbahnhof ist das ein harter Schlag. Unter diesen neuen Bedingungen konnten wir den Vertrag nicht verlängern“, sagt der Franky’s-Geschäftsführer enttäuscht.

Der Baudezernent berichtet den Ratsfraktionen: „Die Eigentümerin sei aktuell mit zwei Interessenten für eine neue Gastronomie in Verhandlungen, die allerdings coronabedingt zäh liefen und daher noch nicht abgeschlossen seien.“

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Neues Franky’s an der Ruhrpromenade eröffnet

Abhängig von dem künftigen Vertragspartner würde danach die Sanierung „in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden beginnen“, sagt der Baudezernent. „Ich fürchte daher, dass es zumindest über Winter bis zum Frühjahr 2021 zu einem Leerstand ohne Beginn von Baumaßnahmen kommen kann.“

Welcher Gastronom am Wasserbahnhof Interesse habe? „Es war bisher niemand zu einer Besichtigung hier bei uns im Wasserbahnhof. Das hätten wir mitbekommen“, fügt Tobias Volkmann an. Franky’s erledigt dort noch alle gebuchten Aktivitäten. Das neue Franky’s an der Ruhrpromenade hat am Mittwochabend mit vielen Gästen eröffnet.