Mülheim. . Weil beim Herzinfarkt jede Sekunde zählt, haben sich standardisierte Abläufe wie in der Chest Pain Unit im Krankenhaus bewährt. Veranstaltung im EKM.
- Chefarzt Dr. Feraydoon Niroomand erklärt, was bei der Aufnahme geschieht
- 60 Minuten dauert es von der Aufnahme bis zur Gefäßöffnung per Ballonkatheter
- Erste Hilfe kann beim Herzinfarkt Leben retten
Bei einem Herzinfarkt geht es um Minuten. Dass heute mehr Patienten einen Infarkt nicht nur überleben, sondern sogar vollständig genesen können, liegt zumeist an den modernen Diagnose- und Therapiemöglichkeiten.
Doch dass nicht zu viel Zeit verstreicht, bis Patienten behandelt werden können, dazu kann auch mehr Aufklärung beitragen. Hierzu ruft die Deutsche Herzstiftung alljährlich im November die „Herzwochen“ aus. Im Ev. Krankenhaus (EKM) widmet sich die Kardiologie in einer Patientenveranstaltung am Mittwoch, 9. November, 17 bis 19 Uhr, dem Thema „Verschluss-Sache: Herzinfarkt.“
Chefarzt Professor Dr. Feraydoon Niroomand und sein Team wollen den Zuhörern zeigen, was Patienten erwartet, die mit einer Infarkt-Diagnose (oder einem Verdacht) eingeliefert werden – mit Filmen und Simulationen. Seit zehn Jahren arbeitet das EKM mit einer „Chest Pain Unit“, einer „Brustschmerz-Einheit“. Das ist eine Diagnostik- und Therapieeinheit, die durch standardisierte Abläufe Herzpatienten besonders schnell versorgen kann. 60 Minuten, erklärt Prof. Niroomand, brauche es, bis ein Patient im EKM von der Einlieferung in die Notaufnahmen bis zur Öffnung des verstopften Blutgefäßes mit einem Ballonkatheter versorgt sei.
„Das ist“, so der Kardiologe, „kaum mehr zu optimieren.“ Der Zeitfaktor ist so wichtig, das wird der Chefarzt bei seinem Vortrag erklären, weil mit Sauerstoff unterversorgte Herzmuskelzellen absterben. Zudem kann als Komplikation das lebensbedrohliche Kammerflimmern auftreten.
Etwa ein Viertel der Notfallpatienten, die jährlich im EKM behandelt werden, klagten über Brustschmerz, so Dr. Niroomand. „Die Mehrzahl hat keinen Infarkt“, weiß er. Doch müsse im Einzelfall geklärt werden, ob es sich um einen Infarkt handelt, eine Lungenembolie oder eine Verletzung der Hauptschlagader. Die Chest Pain Unit hält vom Vor-Ort-Labor bis zum Hochleistungs-CT alles für eine rasche Diagnose bereit.
Dr. Feraydoon Niroomand wird auch erklären, wann Brustschmerzen auf einen Infarkt deuten, und wann eher nicht. „Wenn Sie mit dem Finger draufzeigen können, dann ist das nicht das Herz, das ist der Rücken“, erklärt er. Ist ein Brustschmerz allerdings schon im Ruhezustand da und wird bei Belastung womöglich stärker, sollte man das dringend klären lassen.
Erste Hilfe kann beim Herzinfarkt Leben retten. Herzdruckmassage – das könne eigentlich jeder, ermutigt der Kardiologe: „Einfach auf den Brustkorb drücken, das macht einen enormen Unterschied.“ Er kennt einige Fälle, bei denen die Patienten nicht überlebt hätten, wenn nicht jemand beherzt geholfen hätte.
Risikofaktoren für einen Herzinfarkt
Im Mittelpunkt der Herzwochen 2016 steht die Behandlung der Risikokrankheiten Bluthochdruck, Diabetes und hohes Cholesterin sowie der Umgang mit Stress.
Das Rauchen „spielt eine enorme Rolle bei der Entwicklung eines Herzinfarktes“, sagt Prof. Feraydoon Niroomand, der zudem den positiven Einfluss von Bewegung auf die Herzgesundheit hervorhebt.