Mülheim. Prof. Dr. Feraydoon Niroomand, langjähriger Leiter der Mülheimer Kardiologie, hat das EKM verlassen. Einvernehmlich, wie beide Seiten betonen.

Der langjährige Leiter der Klinik für Herz- und Lungenerkrankungen am Evangelischen Krankenhaus Mülheim, Prof. Dr. Feraydoon Niroomand, hat das EKM nach über 14 Jahren verlassen. Die Entscheidung wurde zum Jahresende getroffen, sagte der Mediziner dieser Zeitung. Prof. Niroomand schied bereits zum 1. Februar 2020 aus der aktiven Tätigkeit als Chefarzt aus.

„Die Trennung erfolgte in beiderseitigem Einvernehmen“, betonte Niroomand. Über weitere Details sei mit der Unternehmensleitung Stillschweigen vereinbart worden. Die kardiologische Klinik am EKM wird aktuell von Chefarzt Dr. Florin Laubenthal geleitet.

Viele Tausend Patienten hat Prof. Niroomand in Mülheim behandelt

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Die Mülheimer Kardiologie ist mit 3500 stationären und 6000 ambulanten Patienten die größte Fachabteilung am Evangelischen Krankenhaus. Viele Tausend Patienten hat Prof. Dr. Feraydoon Niroomand (59) in seiner Mülheimer Zeit untersucht, beraten und behandelt. „Ich möchte mich vor allem bei meinen Patienten für das mir geschenkte Vertrauen bedanken“, so Prof. Niroomand. Dies ist, bei aller Routine und Berufserfahrung, für den Arzt bis heute keine Selbstverständlichkeit. „Patienten bekommen sehr persönliche Fragen gestellt, sie lassen sich körperlich untersuchen und legen sich, wenn erforderlich, auf den OP-Tisch, – das Verhältnis zwischen Arzt und Patient bleibt etwas sehr Persönliches“, so Niroomand. Es sei wichtig, dass dies im ärztlichen Berufsalltag nicht vergessen werde.

Prof. Feraydoon Niroomand bei einer Patientenveranstaltung zum Thema Herz.
Prof. Feraydoon Niroomand bei einer Patientenveranstaltung zum Thema Herz. © FUNKE Foto Services | Tamara Ramos

Feraydoon Niroomand konnte sich als Klinikleiter stets auf die Loyalität seiner Mitarbeitenden verlassen, wie er betont. In Mülheim ist Prof. Niroomand durch verschiedene Medizinveranstaltungen häufig in der Öffentlichkeit präsent gewesen, etwa bei den Medizinforen dieser Zeitung. „Komplexe medizinische Sachverhalte für den Laien einfach darzustellen, das habe ich immer sehr gerne gemacht“, so Niroomand. In diesem Bereich will er sich auch künftig engagieren. „Ich halte es für wichtig, dass wir ein tieferes Verständnis für die Möglichkeiten der Medizin entwickeln.“

Coronavirus: Zuversichtlich, was die Entwicklung eines Impfstoffs angeht

Auf die durch das Coronarvirus SARS CoV2 hervorgerufene Lungenerkrankung angesprochen, erläutert Prof. Niroomand, in der Medizin gehe es praktisch immer um die Abwägung von Chancen und Risiken. „Wir erleben in der heutigen Gesellschaft eine tiefe Verunsicherung über die Risiken“, so Niroomand. „Je sicherer wir leben, umso größer wird die Hysterie. Aber eine Null-Risiko-Gesellschaft, die wird es nie geben.“ In Grenzbereichen sei die Aufregung oft völlig disproportional groß, da wünscht er sich mehr Gelassenheit. „Sehr wahrscheinlich sterben auch in diesem Jahr global mehr Menschen an der Influenza-Grippe als am Coronavirus“, gibt er zu bedenken. Auch, was die künftige Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 angeht, ist er zuversichtlich.

Kommissarische Leitung der Kardiologie

Das Evangelische Krankenhaus Mülheim bestätigte auf Anfrage, dass Prof. Dr. Feraydoon Niroomand bereits Ende Januar einvernehmlich aus dem EKM ausgeschieden ist. Gesucht werde nun ein Nachfolger für diese Chefarztposition.

Mit Dr. Florin Laubenthal, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO), leite nun ein erfahrener Arzt die Kardiologische Klinik zunächst kommissarisch, so das EKM.

Herz- und Lungenerkrankungen waren im EKM Schwerpunkte von Niroomands Arbeit. Als der heute 59-Jährige 2005 von der Uniklinik Heidelberg ans EKM wechselte, baute er in Mülheim die interventionelle Kardiologie weiter auf, also minimal-invasive Untersuchungen und Eingriffe mit dem Herzkatheter. Auch komplexe Eingriffe an Herzkranzgefäßen und -klappen wurden so möglich, ebenso wie Eingriffe bei Strukturveränderungen des Herzens.

EKM hat bereits seit 2006 eine „Chest Pain Unit“

Der Einsatz spezieller Schrittmacher zur Behandlung der Herzmuskelschwäche sowie implantierbarer Defibrillatoren zur Verhütung des Sekundenherztods wurden ebenfalls während Prof. Niroomands Chefarzttätigkeit am EKM etabliert. Auch führte er die kathetergestützte Behandlung von Herzrhythmusstörungen neu ein. Bereits seit dem Jahr 2006 verfügt das EKM über eine „Chest Pain Unit“ (auch CPU oder „Brustschmerz-Einrichtung“) zur schnellen Diagnostik und Therapie bei Herzinfarkten.