Mülheim. Der Mülheimer OB-Kandidat Abeln hat ein Wahlplakat seines Konkurrenten Bilo abgenommen. Vor kurzem noch wollte er mit ihm zusammenarbeiten.

Mit dem Entfernen eines Wahlplakats von Horst Bilo hat der parteilose OB-Kandidat Jürgen Abeln zweifelhafte Bekanntheit erreicht. RTL Explosiv berichtete sogar deutschlandweit über ihn und seinen Konflikt mit Bilo. Doch noch vor einigen Wochen wollte Abeln mit seinem heutigen Konkurrenten zusammenarbeiten.

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In einem fünfseitigen Brief hatte sich Abeln im Juli an Bilo gewendet, voller Lob steigt er ein: „Ich wünschte, wir hätten mehr Leute von Ihrem Schlag!“ Um im Weiteren zu konstatieren: „Politik ist ein schmutziges Geschäft. In Mülheim erst recht.“ Er sei aber ein Kämpfertyp, ebenso wie Horst Bilo einer sei. Der macht den Brief nun öffentlich, nicht um nachzutreten, wie er sagt, sondern weil Abeln nicht aufhöre, seine Plakate zu verschieben. Auf drei Seiten legt Abeln Bilo dar, wie gewieft die SPD sei – und wie man ihre Wahl verhindern müsse.

Jürgen Abeln: „Die SPD sieht mich als ernsthafte Konkurrenz“

„Die SPD mit ihrer Kandidatin Monika Griefahn sieht mich als ernsthafte Konkurrenz“, schreibt Abeln. Und: „Seit meiner Ankündigung, gegen den Filz vorgehen zu wollen, wurde der Wahlkampf aber dreckig. Die Aktionen gegen mich dreckig.“ Abeln greift die Nähe Griefahns zum OB-Kandidaten von „Die Partei“, Andy Brings, auf; sie handle nach der Devise: „Schwäche deinen echten Gegner, indem du unechte Gegner stärkst.“

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Und aus diesem Grund, so spekuliert Jürgen Abeln weiter, sei Horst Bilo aus Sicht der SPD „der absolut perfekte Gegenkandidat gegen mich“. Denn Bilo sei ebenso Unternehmer wie er, habe die gleichen Kernpunkte im Programm und sei glaubwürdig. „Wenn ich die SPD wäre, würde ich also nach genau so einem Kandidaten suchen wie Sie. Ich müsste versuchen, durch Vertraute an Sie heranzukommen.“

Vorschlag: Abeln als OB-Kandidat, Bilo für den Mülheimer Stadtrat

Schließlich erklärt Abeln in seinem Brief an Bilo, warum dieser zwar genau der richtige Kandidat für die SPD sei (weil sie beide Protestwähler ansprächen und „was das angeht, nicht unterscheidbar sind“), aber eben nicht für ihn. Deswegen unterbreitet er ihm einen Vorschlag, „mit dem wir nicht nur beide das Gesicht wahren, sondern die SPD definitiv schlagen würden. Die SPD und ihre Kandidatin, sie würden kotzen. Und zwar im Strahl.“ Abeln fordert Bilo auf, mit ihm zusammenzuarbeiten. „Zwei Unternehmer, die aufräumen.“

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Er wolle sich mit ihm aufteilen, um sich nicht gegenseitig Stimmen zu nehmen: Einer soll für das OB-Amt kandidieren, der andere für den Stadtrat und die Bezirksvertretung. Für Ersteres sieht er sich selbst als optimale Besetzung, aufgrund der vielen Wahlwerbung, die er bereits gemacht habe, und weil „ich einen Schwenk hin zum Stadtrat nicht mehr glaubwürdig nach außen vermitteln könnte“. Bilo soll also als Direktkandidat in den Stadtrat – dass das als Parteiloser sehr unwahrscheinlich ist, verschweigt Abeln.

Abeln: „Die Vormachtstellung der SPD wäre gebrochen“

Es folgt eine flammende Motivationsrede, vor Selbstbewusstsein strotzend: „Wir wären absolutes Wahlkampf-Top-Thema. Unternehmer treten gegen SPD an. Was glauben Sie, was das an Publicity bringen würde? Sie hätten den Stadtratssitz sicher. Die anderen Parteikandidaten für den OB hätten keine Chance. Die Vormachtstellung der SPD wäre gebrochen.“

Abeln schließt mit den Worten: „So oder so werde ich den OB-Wahlkampf weiterführen. Es ist wie mit der Schokolade, ich kann nicht mehr anders.“ Für Bilo kam die Verbindung nicht in Frage. Er blieb dabei, als zehnter OB-Kandidat anzutreten. Übrigens ist Bilo nicht der erste, mit dem Jürgen Abeln kooperieren wollte: Schon vor Monaten war er zu einem Stammtisch von „Die Partei“ gekommen und hatte dafür geworben, ihn als Kandidaten zu unterstützen. Die Partei entschied sich aber lieber für Andy Brings.

Abeln war bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.