Mülheim. Wolfgang Hausmann startet am 24. Juni eine neue Literatur-Reihe in Rick’s Café in Mülheim. Er rezitiert Texte und Gedichte bekannter Autoren.
Wolfgang Hausmann ist eine feste Größe in der Mülheimer Kulturlandschaft. Er entwickelte sich vom Veranstalter und Förderer der Kultur zum Rezitator, der regelmäßig und mit viel Herzblut in der „Fünte“ Prosatexte oder Gedichte bekannter Autoren vortrug. Als das Kulturzentrum an der Gracht zugemacht wurde, war der 69-Jährige heimatlos – aber nicht lange. Café-Betreiberin Marion Appenzeller bot ihm an, seine Lesungen in „Rick’s Café“ am Synagogenplatz zu veranstalten. Am 24. Juni startet dort die neue Reihe „Tea-Time am Freitagnachmittag“.
Amüsante und tiefsinnige Literaturhappen
Aus seinem heimischen Bücherschrank bringt Wolfgang Hausmann dann wieder amüsante und zugleich tiefsinnige Literaturhäppchen mit. Los geht es am kommenden Freitag um 16.30 Uhr mit Wilhelm Busch. „Er ist ein Chronist des 19. Jahrhunderts und der Vater des Comics“, sagt der Rezitator. Busch habe die Welt sehr genau betrachtet und schöne Worte gefunden, um sie zu beschreiben.
Noch in diesem Sommer sollen vier weitere Lesungen folgen (jeweils freitags um 16.30 Uhr). Oft sind es erprobte Programme, die Hausmann schon häufiger erfolgreich zum Besten gegeben hat. Am 7. August steht Theodor Fontane im Mittelpunkt. „Ich liebe diesen Autor, seit ich als Kind ,Herr Ribbeck von Ribbeck im Havelland’ kennengelernt habe“, sagt der Wahl-Mülheimer. Am 21. August geht es um Joachim Ringelnatz und seine köstlich-humoristischen oder ironisch-kritischen Verse - und deren Beziehung zum Tango.
Nur 20 Zuhörer sind derzeit zugelassen
Etwas zum Loslachen tischt Wolfgang Hausmann am 4. September auf. Das Programm „Und noch’n Gedicht“ präsentiert lustige und sprachlich-pointierte Texte und Gedichte von Heinz Erhard. Wieder ernster wird es dann am 18. September, wenn unter dem Titel „Mein Wissen musste meinen Glauben töten“ Auszüge aus dem Werk von Annette von Droste-Hülshoff vorgetragen werden.
Wann und wie die Reihe fortgeführt wird, wird sich danach zeigen, es hängt natürlich auch von den dann geltenden Corona-Bestimmungen ab. Derzeit dürfen nur 20 Zuhörer in Rick’s Café Hausmanns Vorträgen (hinter der Plexiglasscheibe) lauschen, die Gäste auf der Terrasse können bei offener Tür aber mithören.
Freundeskreis Musik in der Heimaterde gegründet
Seit 2006 hat Wolfgang Hausmann in der „Fünte“ Lesungen veranstaltet, zunächst etwa zwei Mal im Jahr, später dann – nach seinem Renteneintritt – einmal im Monat. „Ich hatte schon immer mal bei Festen im Freundeskreis etwas vorgelesen. Irgendwann habe ich dann angefangen, richtige Programme zu bestimmten Autoren zu erarbeiten – auch mit Musikbegleitung“, berichtet er. Meist stellt er Arbeiten deutscher Autoren vor, manchmal aber auch bekannte Schriftsteller aus anderen Ländern - wie etwa den Chilenen Pablo Neruda.
Um die Kulturvermittlung in Mülheim hat sich Wolfgang Hausmann schon seit 1989 verdient gemacht. Damals gründete er den „Freundeskreis Musik in der Heimaterde“, der gebürtige Bochumer war 1983 in die Kolumbusstraße auf der Heimaterde gezogen. „Die erste Veranstaltung war ein Konzert einer südamerikanischen Gruppe, das mit Einwilligung von Pfarrer Sickinger im Gemeindehaus der Erlöserkirche stattfand. 250 Zuhörer kamen, es war die Geburtsstunde des Freundeskreises“, erinnert er sich.
Neue Projekte
Neue Projekte hat Wolfgang Hausmann auch gerade in Angriff genommen. Mit dem Musiker Michael Lohmann und der Mülheimerin Christa Böhner hat er einen Abend über Elke Lasker-Schüler erarbeitet und in Wanne-Eickel mehrfach gezeigt.
Einen Abend über Christian Morgenstern - seinen Lebensweg und seine Werke - entwickelt das Trio momentan. Premiere ist am 9. Oktober um 19.30 Uhr in der Stadtbibliothek am Synagogenplatz.
Bekannte Rezitatoren wie Lutz Görner waren zu Gast
Neben Konzerten holten Hausmann und seine Mitstreiter auch Theateraufführungen oder Kabarettabende auf die Heimaterde – in den Erlöserkirchen-Saal, ins Gymnasium, den Saal von St. Theresia, den Krug zur Heimaterde. Ensembles aus verschiedensten Ländern der Erde musizierten dort, Rezitatoren wie Oliver Steller und Lutz Görner waren zu Gast. Lutz Görner, ein Freund von Hausmann, absolvierte sogar zehn Auftritte vor ausverkauftem Haus. 2010, nach über 20 Jahren, stellte Wolfgang Hausmann die beliebte Veranstaltungsreihe ein. Den Zauber der Literatur vermittelt er seither selbst – durch seine Lesungen.