Mülheim. Die Fünte in Mülheim hat einen neuen Miteigentümer und wird zu Sanierungszwecken länger geschlossen. Verliert die Stadt ein Kulturzentrum?

Eines der ältesten Häuser in Mülheim, die Fünte, kommt teilweise in neue Hände und soll von Grund auf saniert werden. Drei Künstlerinnen und ein Künstler haben dort ihre Ateliers – ihnen wurde zum 31. März gekündigt.

Betroffen ist unter anderem die Malerin Mareike Hartmann-Luyten, die seit Jahren in der Fünte arbeitet und ausstellt. Sie sagt, die Kündigung sei unerwartet am 5. Februar gekommen: „Ich bin aus allen Wolken gefallen und nun gezwungen, innerhalb von einigen Wochen mein Atelier komplett zu räumen.“ Zwar wollte sich die Künstlerin ohnehin vom Malen verabschieden und ihre Werke für gute Zwecke verkaufen, „daher ist es für mich nicht so tragisch wie für die anderen. Aber die Kündigung kam zu plötzlich.“

Mülheimer Malerin: „Ich bin aus allen Wolken gefallen“

Der Hausherr in der Fünte, Pächter Frank Bruns, kann das nicht ganz nachvollziehen. Alle Künstler hätten rechtzeitig Bescheid bekommen. Geschehen ist Folgendes: Architekt Oliver Sattar, der mit seinem Büro im Hofgebäude der Fünte ansässig ist, hat die obere Etage aufgekauft, in der sich auch die Ateliers befinden. Damit tritt er als Miteigentümer neben Thomas Bruns, den Cousin von Frank Bruns. Dieser lebt in Düsseldorf.

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Laut Überlieferung befindet sich die Fünte seit mehr als 600 Jahren im Besitz der Familie Bruns. In seiner jetzigen Form steht das denkmalgeschützte Haus seit 1771, einst diente es als Postkutschenstation. Über Mülheim hinaus ist die Fünte als Kultur- und Veranstaltungszentrum etabliert, mit Frank Bruns als treibender Kraft.

Fünte wird grundlegend saniert und für längere Zeit geschlossen

Mit Hilfe des neuen Eigners Oliver Sattar, der als Architekt über das notwendige Knowhow verfügt, soll die Fünte ab November 2020 grundlegend saniert werden. „Dazu müssen wir das Haus für längere Zeit schließen“, sagt Bruns. Wie lange, sei nicht absehbar, ein halbes Jahr, neun Monate, noch länger? Fördergelder aus verschiedenen Denkmalschutzprogrammen würden beantragt, um das aufwändige Vorhaben finanzieren zu können. „Alleine können wir das nicht stemmen“, so Bruns. „Deshalb ist Oliver Sattar mit eingestiegen.“

Die Mülheimer Künstlerin Marijke Hartmann-Luyten organisiert am 23. Februar in der Fünte zugunsten der Kinderkrebshilfe ihre letzte Ausstellung.
Die Mülheimer Künstlerin Marijke Hartmann-Luyten organisiert am 23. Februar in der Fünte zugunsten der Kinderkrebshilfe ihre letzte Ausstellung. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Vorarbeiten in Eigenregie sollen im Obergeschoss bald beginnen, aus diesem Grund habe man den Künstlern jetzt schon kündigen müssen. Das reguläre Veranstaltungsprogramm in der Fünte mit Lesungen und Vorstellungen soll aber mindestens bis Ende Oktober weiterlaufen, versichert Bruns. „Bis dahin ändert sich im Kulturzentrum gar nichts.“ Von der Schließung unberührt bleibe die Mülheimer Tiertafel, die erst vor anderthalb Jahren im ehemaligen Brauhaus der Fünte ein festes Domizil gefunden hat.

Mülheimer Tiertafel im Nebengebäude bleibt unberührt

Zu den Kulturschaffenden, die ihre Spielstätte in der Fünte verlieren, gehört Wolfgang Hausmann, der dort seit nahezu 13 Jahren monatliche Literaturabende veranstaltet. Er würde gerne im Fachwerkhaus bleiben, sieht den anstehenden Veränderungen aber gelassen entgegen. „Ich gehe davon aus, dass ich in Mülheim auf jeden Fall weitermache“, sagt Hausmann. Nachfragen will er etwa beim neuen Nachbarschaftshaus der MWB in Heißen oder auch bei der Stadtbibliothek.

Benefizausstellung zum Abschied

Die Mülheimer Künstlerin Marijke Hartmann-Luyten veranstaltet am Sonntag, 23. Februar, von 14 bis 16 Uhr eine Abschiedsausstellung in der Fünte. Sie kann nicht alle Bilder aus dem Atelier bei sich zu Hause unterbringen.

Die verbliebenen Werke werden zum halben Preis verkauft. Den Erlös will die Malerin der Kinderkrebshilfe spenden.

Die letzte Freitagslesung in der Fünte ist für Juni geplant. „Dann werde ich sicher schon eine Alternative haben“, meint Hausmann. Malerin Mareike Hartmann-Luyten wird dann nicht mehr im Haus sein, sie will „mit Hilfe zweier Freundinnen am 8. März das sinkende Schiff verlassen und ausziehen.“

Ob die Fünte nach der Sanierung als Kulturzentrum wiedereröffnet wird, möchte Frank Bruns sich offen halten. „Es hängt davon ab, wie lange die Arbeiten dauern. Ich bin jetzt 71...“