Essen-Bergerhausen/Kupferdreh. . Der Bergerhauser Bio-Fleischer Burchhardt hatte die Idee zur Förderung artgerechter Haltung. Er sucht noch Bauern, die mitmachen.

Auf Bio-Ware setzt Diplom-Ingenieur Bernd Burchhardt, seit er vor 16 Jahren die Fleischerei seines Vaters übernahm. „Er verkaufte noch konventionell produziertes Fleisch. Das kam für mich nicht in Frage. Ich kann nichts verkaufen, was ich selbst nicht essen würde“, erinnert sich Burchhardt an die Anfänge. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter. Weil ihm die Bio-Richtlinien inzwischen zu viele Kompromisse zulassen, hat er „Burchhardts Bio-Initiative“ ins Leben gerufen.

Die hat inzwischen rund 240 Mitglieder, die mit einem monatlichen Beitrag von 18 Euro das Projekt sponsern und die Haltung von Weideschweinen in der Region ermöglichen. „Die Tiere leben ganzjährig auf dem Feld, haben einen Unterstand mit Stroh gegen Hitze und Kälte“, erläutert Burchhardt. Die Schweine würden auf den Höfe zehn statt viereinhalb Monate alt, erreichten ihr Gewicht ohne Mästung. Das Problem: Weideschweine brauchen Platz, den nicht jeder Bauer zur Verfügung hat. Außerdem sei der Boden hier relativ schlecht, so dass die Tiere oft umgesetzt werden müssten.

Für Burchhardt sind das keine echten Hindernisse. Immer mehr Menschen seien angewidert von Massentierhaltung und bereit, für Fleisch aus artgerechter Tierhaltung mehr zu bezahlen. Schnell fand Burchhardt unter seinen Kunden Interessenten für das Projekt. Schwieriger gestaltet sich die Suche nach Bauern. „Viele haben offenbar Angst, auf ihrem hochwertigen, aber teuren Fleisch sitzenzubleiben“, so der Inhaber zweier Läden in Bergerhausen und Kupferdreh. „Je mehr Leute mitmachen, desto größer die Chance, Bauern für das Projekt zu gewinnen. Die wissen dann, dass viele Menschen auf das Fleisch warten.“ Die Aufzucht werde durch die monatlichen Beiträge der Mitglieder vorfinanziert, so dass sich das Risiko für die Bauern minimiere. Burchhardt hofft, vier bis fünf Bauern zu finden, die sich vorstellen können, Weideschweine zu halten.

Transparenz sei oberstes Gebot. „Die Kunden können sich die Haltung jederzeit vor Ort ansehen.“ Im November verkaufte Burchhardt die ersten vier Weideschweine von einem Bauern aus Velbert. „Die Mitglieder habe ich per E-Mail benachrichtigt. Sie konnten das Fleisch und acht Wurstsorten an zwei Tagen exklusiv erstehen. Was übrig blieb, ging in den freien Verkauf.“ Den genauen Preis des Fleisches könne er erst seriös kalkulieren, wenn das Projekt im größeren Stil angelaufen sei. „Derzeit gilt, dass ein Bio-Schwein einen doppelt so hohen Einkaufswert hat wie ein konventionell gehaltenes.“

Der erste Kunde, den der Bergerhauser von der Sache überzeugen konnte, ist Reinhard Mielke (70), ehemaliger Vertreter der Grünen in der Bezirksvertretung I. Als Kind war er oft auf dem Bauernhof seines Onkels, bekam dort das Leben der Schweine von der Zeugung über die Geburt bis zur Schlachtung mit. „Wenn man Tiere tötet, um sie zu essen, sollte das Fleisch wenigstens Genuss bereiten. Ich ärgere mich, wenn Fleisch schlechte Qualität hat und nicht schmeckt“, sagt Mielke. Vegetarisch möchte er nicht leben: „Dazu esse ich zu gern Fleisch.“

Dass er selbst beim ersten Weideschwein-Fleischverkauf verhindert war, sieht er gelassen. „Für mich ist das eine langfristige Sache.“ Acht weitere Weideschweine wachsen bereits auf einem Hof im Kreis Mettmann heran. Bernd Burchhardt jedenfalls kann sich gut vorstellen, das Projekt auf weitere Bauern und andere Nutztiere auszudehnen.