Essen. Supermärkte und Nachwuchsmangel machen den Essener Metzgereien das Leben schwer. Warum die Fleischerei Burchhardt dennoch erfolgreich ist.
Viele Bäckereien und Metzgereien hierzulande teilen sich ein Schicksal: das des leisen Sterbens. Einer der Hauptgründe für das Scheitern vieler kleiner Fachgeschäfte ist die Konkurrenz der großen Handelsketten von Aldi bis Edeka. „Bäcker, Metzger, aber auch Parfümerien können mit den entsprechenden Angeboten der Supermärkte, der Discounter und der Drogeriemärkte kaum noch mithalten“, hieß es bereits 2017 in einer Marktstudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Geändert hat sich die Situation auch drei Jahre später nicht. Wirklich konkurrenzfähig seien die Fachhändler eigentlich nur noch vor den großen Feiertagen, „wenn etwas ganz Besonderes auf den Tisch soll“.
Auch in Essen ächzt das Metzgerei-Handwerk unter der Konkurrenz durch Supermärkte und dem Nachwuchsmangel. Nur noch 13 Essener Betriebe hat die Fleischereiinnung Rhein-Ruhr auf ihrer Internetseite gelistet, unlängst schloss die Metzgerei Colligs in Rüttenscheid ihr Verkaufsgeschäft. Wer überleben will, muss sich etwas einfallen lassen. Einer, der von sich behauptet, den Schlüssel zum Erfolg gefunden zu haben, ist Bernd Burchhardt, Inhaber der „Bio Fleischerei Burchhardt“ in Bergerhausen und in Kupferdreh.
„Wir sind die einzige Bio-Fleischerei in Essen“
„Wir sind die einzige Bio-Fleischerei in Essen und eine der wenigen in NRW“, sagt der 50-jährige Fleischermeister. Im Finden einer Markt-Nische liege die Lösung, sich dem Branchentrend widersetzen zu können, so Burchhardt. „Wichtig ist außerdem, den Kunden transparent zu zeigen, wo die Unterschiede zu dem Supermarkt-Fleisch liegen. Nur das Bio-Siegel sagt sicher aus, dass die Tiere mehr Platz im Stall haben. Zudem haben sie Auslauf und bekommen Bio-Futter.“
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Maßgeblich dafür, dass Burchhardt seinen Umsatz in den vergangenen acht Jahren verdoppelt hat, wie der Geschäftsmann sagt, sei das Vertrauen seiner Kunden. „Unsere Kunden können jederzeit zu jedem unserer Bauern, um sich selbst einen Einblick zu verschaffen, wie wir und unsere Bauern arbeiten. Außerdem veranstalten wir regelmäßig Workshops in unserer Wurstküche für alle Interessierten.“
Vom Markthändler zum Bio-Fleischer
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Ihren Anfang nahm die Fleischerei Burchhardt 1936 in Thüringen, von wo aus Großvater Bernd Burchhardts ab den 1950er Jahren auf Essener Märkte fuhr, um seine Waren anzubieten. „Meine Eltern übernahmen 1967 sein Marktgeschäft, bevor sie 1987 das Ladenlokal an der Rellinghauser Straße eröffneten. Nach meiner Meisterausbildung übernahm ich Ende 1998 den Betrieb und stellte sofort die gesamte Fleisch- und Wurstproduktion auf besonders artgerechte Tierhaltung um,“ so Burchhardt.
Dieser Kurswechsel habe sodann auch die Weichen für den heutigen Erfolg gestellt. Denn während auf der einen Seite mehr günstiges Fleisch über die Discounter-Theke geht, steige auf der anderen Seite die Zahl der Verbraucher, die Qualität suchen und bereit sind, dafür mehr auszugeben. „Das allerdings schaffen die wenigsten Fleischereien, da sie sich und ihre Bauern nicht richtig kontrollieren lassen. Sie behaupten, sie bräuchten keine Bio-Kontrolle und ihr Fleisch sei genau so gut wie Bio-Fleisch, was so nicht möglich ist“, sagt Burchhardt.