Mülheim. Auch wenn sein Comeback am Rathausmarkt scheiterte: Die Macher des Mülheimer Wochenmarktes sind ganz zufrieden. Aber sie sehen noch Potenzial.
Die Deutsche Marktgilde, die seit knapp vier Jahren den Wochenmarkt in Mülheims Innenstadt organisiert, sieht Chancen für ein Wachstum. Ein neuerlicher Versuch am Rathausmarkt scheint aber ausgeschlossen.
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Seit Juli 2016 ist die Deutsche Marktgilde von der Stadt engagiert, um für eine Renaissance des Mülheimer Wochenmarktes zu sorgen. In Eigenregie hatte sich dies Mülheims Stadtverwaltung nicht länger zugetraut. Nun sind fast vier Jahre ins Land gezogen – und endlich kam die Deutsche Marktgilde dem Wunsch der Politik nach, einmal Bilanz zu ziehen.
Wochenmarkt war schon mal auf ein Minimum zusammengeschrumpft
Der Wochenmarkt, zwischenzeitlich auf nur noch ein paar Händler geschrumpft, war lange Streitapfel. Händler unzufrieden, Verwaltung und Politik unzufrieden, Kunden unzufrieden – so lässt sich die facettenreiche Debatte der vergangenen zehn Jahre trefflich zusammenfassen. Mit dem Auftrag an die Marktgilde, den Markt zu entwickeln, verbanden Stadt und Politik 2016 auch das hehre Ziel, den Markt mit der Zeit wieder dort zu etablieren, wo er einst seine Blütezeit erlebt hatte: auf dem neuen Platz am Rathausmarkt.
Das Experiment am Rathausmarkt scheiterte krachend. Anfang Juli 2017 startete der Wochenmarkt dort an einem Donnerstag mit 15 Ständen. Kaum Laufkundschaft sorgte für magere Umsätze, Händler blieben Mülheim fern. Im Oktober 2016 war der Nachmittagsmarkt am Rathaus schon wieder Geschichte. Einige Händler klagten, nicht mal ihre Standgebühren wieder reingeholt zu haben. Der Wochenmarkt findet seither wieder ausschließlich auf der Schloßstraße statt. Auf einen zweiten Versuch am Rathausmarkt, eigentlich für 2018 geplant, verzichtete die Stadt.
Marktgilde: Plätze auf Schloßstraße meist komplett vergeben
Martin Rosmiarek, bei der Deutschen Marktgilde zuständig für die Organisation des Mülheimer Marktes, zeigte sich unter den Gegebenheiten trotzdem zufrieden. „Der Markt konnte im Rahmen der Möglichkeiten ausgeweitet und die Händler am Markt gehalten werden“, so Rosmiarek. Die Stellplätze auf der Schloßstraße seien häufig voll gebucht.
Entgegen dem Trend in anderen Städten sei der Samstag in Mülheim allerdings der schwächste Markttag. Dienstags, donnerstags und freitags liefen die Geschäfte besser. Insgesamt, so Rosmiarek mit Verweis auf die starke Konkurrenz im stationären Handel, sei der Umsatz an Verkaufsständen und auf Märkten in Deutschland seit Mitte der 1990er-Jahre stark eingebrochen, auf unter ein Drittel des Wertes von 1994. Noch ein Problem: fehlender Händler-Nachwuchs und Schwierigkeiten der Händler bei der Personalrekrutierung.
Es gibt Nachfrage für neue Stände auf dem Wochenmarkt
CDU-Politikerin wünscht sich Feierabendmarkt
Ursula Schröder (CDU) treibt die Idee eines Feierabend- oder Nachmittagsmarktes um. „Das könnte ich mir zur Belebung der Innenstadt gut vorstellen“, sagte sie im Planungsausschuss.
Martin Rosmiarek von der Marktgilde reagierte zurückhaltend. Ein Feierabendmarkt zeichne sich weniger durch ein Angebot von Frischeprodukten aus, es gehe mehr um einen Treffpunkt mit Imbiss, (alkoholischen) Getränken und womöglich Live-Musik. „Wir haben keine Angst vor Konkurrenz, das wäre bestimmt eine gute Ergänzung“, machte Rosmiarek aber deutlich, dass die Organisation eines Feierabendmarktes nicht Kerngeschäft der Marktgilde sei.
Dennoch könnten in Mülheims Innenstadt mehr Stände an Händler vermarktet werden als aktuell, wünscht sich Rosmiarek mehr Aufstellflächen. Die Baumkübel auf der Schloßstraße seien da ein Ärgernis. Helfen würde auch eine Ausweitung der Standflächen in Richtung Forum, um dort den Strom der Laufkundschaft aufnehmen zu können.
Der interessierten Metzgerei Plümming könne man aktuell keine Fläche anbieten. Ebenso hätten ein Unverpackt-Laden, die Prümtaler Mühlenbäckerei, ein Händler für Trockenfrüchte und der Fischhändler Tidilli Interesse an einem Standplatz bekundet.
Fischmarkt musste zuletzt wegen Corona abgesagt werden
Die Marktgilde will den Wochenmarkt per Markt-App, Website und anderen Marketing-Maßnahmen noch stärker bewerben. Aktionen wie der Fischmarkt mussten zuletzt aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Weiterhin bekannte Wünsche an die Stadt: Die Händler wollen nicht für den Weihnachtstreff weichen müssen. Auch Durchfahrtsverkehr und Falschparker machten immer wieder Probleme.
Zum Ziel, den Markt irgendwann einmal wieder vor dem Rathaus stattfinden zu lassen, schwieg der Vertreter der Marktgilde zunächst. Claus Schindler (SPD) sieht da erst einmal auch „wenig Chancen“, so lange sich nicht auf Baufeld 3 und 4 von Ruhrbania was tue und auf dem Rathausmarkt nicht Blech (Parkplätze) und Kiosk-Ruine verschwunden seien. Rosmiarek pflichtete ihm bei: Der Wochenmarkt sei, anders als vor 20, 30 Jahren, nicht in der Lage, einen Platz alleine zu bespielen. „Das Drumherum muss stimmen.“