Mülheim. . Händler stehen ab sofort nur noch auf der Schloßstraße. Einkauf am Nachmittag konnte sich nicht durchsetzen. Marktgilde will beide Standorte halten.
- „Es ist eingetreten, wie vorhergesagt“, sagen die Händler
- Zu einem „geeigneten Zeitpunkt“ will die Gilde „einen neuen Versuch wagen“
- Baudezernent Peter Vermeulen ist weiter mit dem Veranstalter zufrieden
Drei Kunden in sechs Stunden – das hält kein Markthändler lange durch. Das Projekt „Nachmittagsmarkt auf dem Rathausmarkt“ hat kaum Freunde gefunden. Nach weniger als vier Monaten hat die Marktgilde daher jetzt verkündet: Die Händler stehen ab sofort auch donnerstags wieder auf der Schloßstraße, und zwar von 8 bis 14 Uhr.
„Das ist der absolut richtige Entschluss“, sagt einer der betroffenen Händler am Dienstag auf Nachfrage. „Ich stand sechs Wochen da und habe sechs Wochen Verlust gemacht.“ Es sei „traurig, Zeit und Geld zu investieren, wenn am Ende nichts hängen bleibt“, so der Verkäufer, der unerkannt bleiben will. „Ich habe nicht mal meine Standgebühren reingeholt.“ Am Marktmeister, so betont er, habe es nicht gelegen: „Der war echt bemüht.“ Das Ganze sei aber von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
„Es ist eingetreten, wie vorhergesagt“
Eine Einschätzung, die andere teilen. „Es ist eingetreten, wie vorhergesagt“, meint einer. Man könne auf dem Platz vor dem Standesamt keinen Markt installieren, da die Laufkundschaft fehlt. Überdies funktionierten Feierabendmärkte auch anderswo nur selten. Kundin Claudia Kaiser (44) findet das schade: Sie nutzt den Markt zwar bis dato nur in der Mittagspause, die Idee vom entspannten Shoppen nach getaner Arbeit aber gefalle ihr gut.
Die Leere in der City verhinderte, dass Rosemarie Nathem (68) überhaupt bis zum Rathausmarkt vordrang: „Die untere Schloßstraße ist schon zu wenig belebt, da zieht einen nichts mehr hin.“ Das gelte erst recht für die Nebenstraßen. Für Ehemann Wilfried Nathem (73) liegt der Fehler klar darin, dass der Markt einst überhaupt verlagert worden ist. Für ihn gehört er vor das Rathaus, „so bin ich groß geworden“, sagt der Ur-Mülheimer. „Dort bin ich an Opas und Omas Hand über den Markt gelaufen.“
Marktgilde hat in Werbung investiert
Der Standort bleibe ja auch weiterhin interessant, sagt Michael Hagel, seit Juli Marktleiter. „Wir lassen das zwar jetzt einschlafen, verlieren den Rathausmarkt aber nicht aus den Augen.“ Zu „geeignetem Zeitpunkt“ – und das sei nicht im nahen Winter – werde man „einen neuen Versuch wagen“. Laut Hagel ist man zum falschen Zeitpunkt an den Start gegangen: „Kurz vor den Sommerferien, das war unglücklich.“ Etliche Besucher und Verkäufer seien schon im Urlaub gewesen, die Sache habe nicht richtig anlaufen können. Die Gilde habe viel Geld für Werbung ausgegeben, die Kundenzahlen seien trotzdem „überschaubar“ geblieben. Von zunächst 16 Händlern kamen weniger und weniger. „Es ist doch klar, dass sie das Handtuch werfen, wenn sie nichts verdienen.“
Auch Baudezernent Peter Vermeulen glaubt, dass man „etwas früh“ angefangen habe; das habe er vorab auch gesagt. Das Ruhrquartier sei gerade erst bezogen worden, man habe die große Kaufhof-Baustelle noch vor der Brust. Künftig werde man den Rathausmarkt verstärkt für Veranstaltungen nutzen. Entscheidend sei es, die generelle Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern. „Wir haben mit dem Platz an der Dröppelminna begonnen, wollen bald mit der Leineweberstraße weitermachen.“
Die Marktgilde, so sagt Vermeulen, mache „einen guten Job“
Die Marktgilde, so sagt Vermeulen, mache „einen guten Job“, habe neue Händler gewinnen können. Dass diese mit Sonnenbrillen, Schmuck und Kleidung nicht unbedingt zum klassischen grünen Markt passen, habe man der Gilde gesagt. Immerhin zeige deren Interesse aber, „dass der Markt wieder Beachtung findet“. Nachbessern könne man noch später. Rückschläge gehörten bei Entwicklungen im Übrigen dazu. Das (vorerst) gescheiterte Projekt Rathausmarkt verbuche er unter dem Motto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.