Mülheim. Bei der Premiere am Donnerstag war auf dem Platz noch viel Luft. Einige Händler wirkten frustriert, es gab aber auch optimistische Stimmen.
Mit 15 Ständen startete am gestrigen Donnerstagnachmittag auf dem Rathausmarkt ein viel diskutierter Versuch: Verkauf zu späterer Stunde am traditionellen Ort. Vom Sortiment her war die Sache breit aufgestellt, von der Optik her allerdings auch. Beim Bummeln merkt man: Da ist noch eine Menge Luft.
Die Deutsche Marktgilde, die den Mülheimer Wochenmarkt seit diesem Monat betreibt, arbeitet dran. Drei weitere Händler hätten für die nächste Woche angefragt, berichtet der neue Marktleiter Michael Hagel. Oben auf seiner Wunschliste steht ein Käsestand, aber das sei „ein großes Problem, damit ist ganz NRW dünn besetzt“.
Ein knallrotes Auto, mit einer Espressomaschine
Dafür ist unter anderem ein mobiles Café angerollt, ein knallrotes Auto, mit einer Espressomaschine bestückt. Anderswo stehen Flechtwaren auf dem Pflaster, angeboten werden sie von Ralf und Anna Rabbertz, einem Rentnerpaar aus Mönchengladbach. Nach zweieinhalb Stunden jedoch haben sie erst einen einzigen Korb verkauft. „Was ist das schon, bei der weiten Anreise?“ Wird man sie nächsten Donnerstag wiedersehen? „Ich glaube nicht“, sagt der Händler. Kaum Zulauf auch am Geflügelstand, zu dem ein Hähnchengrill gehört.
Ein anderer Händler, der nicht namentlich genannt werden möchte, meint: „Das kann man nicht lange durchhalten.“ Donnerstagsmorgens an der Schloßstraße liefe es wesentlich besser. „Die Kosten bleiben gleich, das Geld fehlt uns natürlich.“ Ein Bekannter, mit dem er am Stehtisch Kaffee trinkt, weil hinter der Kühltheke kaum etwas zu tun ist, unkt: „So viel Werbung, so wenig los. Drei, vier Mal, dann ist die Sache hier gegessen.“
Es gibt aber auch Leute, die würden das bedauern. Für die Bäckerin Elisabeth Tigler und ihren Partner Tobias Zellner, angereist aus Wesel, war der erste Besuch in Mülheim erfreulich. Das Paar verkauft selbst gemachte Plätzchen, Liköre und Fruchtaufstriche, allein Erdbeer ist in 14 Variationen zu haben, mit Kokos, Erdnuss, Tonkabohne... Die Mülheimer greifen zu: „Wir können nicht klagen“, sagt Zellner, „für uns ist es okay.“ Die Leute müssten doch erst einmal in Ruhe schauen, was der Markt so hergibt, „das dauert seine Zeit“.
Ein Jahr um sich zu entwickeln
Ähnlich äußert sich Miriam Etzold, die in Kevelaer-Winnekendonk einen Naturhof samt Laden betreibt und in Mülheim erstmals Bio-Gemüse, -obst und -eier verkauft. Reißenden Absatz findet ihre Ware auf dem Rathausmarkt nicht, aber Etzold erklärt: „Wir würden gerne wiederkommen. Wir wissen ja, dass Sachen wachsen müssen.“ Auf ihrem Hof erlebt sie dies jeden Tag. Der neue Markt brauche „bestimmt ein Jahr“, um sich zu entwickeln.
Die Marktgilde bietet Händlern auch feste Verträge an, befristet oder unbefristet, mit und ohne Probezeit. Miriam Etzold hat noch keinen unterschrieben. Sie möchte noch abwarten.
Vier Markttage pro Woche in Mülheim
Die Deutsche Marktgilde hat zum 1. Juli den Mülheimer Wochenmarkt übernommen, als Vertragspartnerin der Stadt.
Wie gehabt, stehen die Händler dienstags, freitags und samstags auf der Schloßstraße, jeweils von 8 bis 14 Uhr. Donnerstags von 14 bis 18.30 Uhr findet man die Stände ab sofort auf dem Rathausmarkt.