Mülheim. Gastronomie in Mülheim öffnet ab Montag wieder: Mit reduziertem Platzangebot und strengem Blick auf die Hygiene- und Infektionsschutzverordnung.

Die Gastronomie in Mülheim darf am kommenden Montag wieder öffnen, unter Wahrung des Sicherheitsabstands und mit einem umfangreichen Hygiene- und Infektionsschutzkonzept. Die Erleichterung ist groß, der Wille ist da, aber es gibt noch viele offene Fragen, die zu klären sind.

Das Franky's im Wasserbahnhof will am Montag ab 12 Uhr wieder für seine Gäste öffnen, sagte Mitinhaber Richard Reichenbach. "Wir bereiten uns gründlich auf die Situation vor", sagt er. "Innen wie draußen." Das Thai-Restaurant "Kaimug" an der Ruhrpromenade soll, so ist es geplant, am Montag um 11.30 Uhr öffnen. In beiden Restaurants gibt es durchgehend warme Küche bis 22 Uhr. Das Franky's im Mintarder Wasserbahnhof folgt dann am Dienstag, weil der Montag dort der Ruhetag ist.

Eventlocations in Mülheim bleiben weiter geschlossen

Die beiden Franky's-Eventlocations, am Güterbahnhof und Franky's Bar im Ruhrkristall, bleiben in der Corona-Krise ohnehin noch geschlossen. "Die Frage ist, wie viele Tische wir anbieten können", sagt Richard Reichenbach. In den Biergärten wird das einfacher sein, dort steht mehr Fläche zur Verfügung. Was am Montag aber die Biergärten noch leer lassen dürfte, sei das Wetter: "Wir erwarten bei 11 Grad nicht viel", erinnert er an die kühlen Eisheiligen.

Kühles Wetter zum Wochenbeginn erwartet

Vielleicht ganz gut, dass so nicht am ersten Öffnungstag die Massen die Biergärten stürmen. "Wir müssen aufpassen, wer sich wo hinsetzt, die Eingänge kontrollieren", sagt der Wirt. Es werde ja eine Besucherregelung geben. Eine "Einbahnstraße" ist geplant. Künftig sollen sich Gäste am Eingang melden, bekommen ihren Platz zugewiesen. "Daran", so Reichenbach, "wird man die Leute gewöhnen müssen."

Das Personal im Service wird bei weniger Gästen auch weniger werden, dafür wird aber mehr Personal benötigt, das auf die Einhaltung der Hygiene- und Infektionsschutzvorgaben achtet. Auch vor den Toiletten. Denn auch dort gilt: Abstand halten. "Das wird nicht so einfach, den Leuten das beizubringen", ahnt der Gastronom.

Den Gästen nicht mehr aus dem Mantel helfen dürfen

Jörg Thon, der Inhaber von Ratskeller und Bürgergarten, bedauert, älteren Gästen derzeit nicht mehr aus dem Mantel helfen zu dürfen, Stammgäste nicht mehr herzlich per Händedruck begrüßen zu dürfen: Kontaktverbot und Abstand müssen weiter eingehalten werden. Das Servicepersonal trägt bei der Arbeit Mundschutz, sagt er, und auch der Gast, bis er am Tisch sitzt. Vieles, was das Hygienekonzept vorschreibe, werde ohnehin gemacht. Keine Fachkraft, nennt er ein Beispiel, fasse ein Weinglas oben am Kelch an.

Tischerücken, um den Mindestabstand einzuhalten, ist auch in seinen beiden Restaurants angesagt, die erst am kommenden Mittwoch öffnen werden: "Die Küchen müssen erst wieder hochgefahren werden", erklärt Jörg Thon. "Wir haben das Essen ja nicht in der Schublade." Auch das Personal muss aus der Kurzarbeit geholt werden. "Wir müssen das Personal jetzt auch ganz anders sensibilisieren für den Gast." Thon, der Mülheimer Ortsgruppenvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) ist, weiß, dass jetzt alle Kollegen mit ihren Zulieferern sprechen. "Das muss man beizeiten tun. Wenn nun Tausende gleichzeitig ihre Ware haben wollen, wie soll der Zulieferer das schaffen?"

In der Küche am Gasherd steht Koch mit einem Plastikschild vor dem Gesicht

Das Burger- und Steak-Restaurant "Manducare" am Hafenbecken hatte sechs Wochen lang geschlossen und bereitet sich jetzt auf einen "Neustart" vor. "Wie geben alles, damit wir es bis zum Montag, 12 Uhr, zum Mittagstisch schaffen", sagt Inhaber Rafael Dreyer. Er bemüht sich gerade um Aufkleber für Boden und Türen, um Plexiglas- oder Folienabdeckungen für Theke und Empfang. Also um alles, was das Hygienekonzept verlange, also auch Mund- und Nasenschutz für das Küchenpersonal. Rafael Dreyer steht selbst am Herd. "Am Gasherd mit einem Plastikschild vor dem Gesicht, das wird eine Herausforderung", schätzt er.

Richard Reichenbach holt nun das Stammpersonal aus der Kurzarbeit, später kommen die Aushilfen dazu. Am kommenden Wochenende wird angepackt: Überzählige Tische werden, draußen wie drinnen, weggeräumt. Reichenbach schätzt, dass er im Biergarten des Franky's am Wasserbahnhof nur noch etwa ein Drittel der 300 Sitzplätze anbieten kann. Im Innenbereich geht er derzeit von rund 40 Prozent der rund 100 Plätze aus.

Der Inhaber vom EssZimmer hat schon den Zollstock im Kopf

Mario Bille, Inhaber des Restaurants "Das EssZimmer" in Eppinghofen, hat schon den Zollstock im Kopf, um auszumessen, wie viele Gäste er in seinem kleinen, aber feinen Lokal künftig bewirten darf, wie viel Abstand es zwischen den Tischen geben muss. Am Donnerstag ist er, bei aller Freude über die Entscheidung, noch nicht sicher, ob er schon am Montag oder doch erst ein paar Tage später für Gäste öffnen wird. Das Personal wurde zwischendurch heruntergefahren. 30 Plätze für Gäste hat Mario Bille, noch einmal maximal 17 draußen an der Hauswand. Mit wie vielen er künftig rechnet? "Es ist einfach noch zu früh, um Prognosen zu stellen", sagte er.

DER GAST MUSS KOMMEN

"Wir können das alles erfüllen", so Dehoga-Ortsgruppenvorsitzender Thon zum Hygienekonzept, und er spricht auch für viele seiner seine Kollegen.

"Alle sind ja froh, dass die Maßnahmen gelockert wurden, auch wenn es sehr kurzfristig ist." Die wichtigste Frage aber sei doch für die Gastronomie: "Wie reagiert der Gast? Und kommt er auch, der Gast?"