Mülheim. Seit Mittwoch ist in Restaurants nach dem Mittagstisch Schluss. Mülheimer Gastronomen fügen sich. Viele rechnen bald mit kompletter Schließung
Noch kann man in Mülheim auswärts essen gehen, aber um 15 Uhr wird abgeräumt. Bislang machen fast alle Restaurants weiter, passen sich an. Doch die Corona-Krise trifft sie hart, besonders Lokale, die gerade frisch gestartet sind.
Dies gilt beispielsweise für die griechische Neueröffnung "Thema" im Stadtquartier. Beim Wirt und Koch Georgios Papaioannou ist es schon wieder dunkel: Solange er auf abendliche Gäste verzichten muss, lohnt sich der Aufwand für gehobene Küche nicht. Wie man hört, will er aber weitermachen, wenn der Ausnahmezustand vorbei ist.
Frühstücksbuffet im "Mezzomar" schon eingestellt
Auch im "Mezzomar" direkt nebenan wurde erst Ende Januar Neueröffnung gefeiert, mit regulären Betriebszeiten von 9 bis 22 Uhr. Diese werden jetzt auf 11 bis 15 Uhr verkürzt. "Das Frühstücksbuffet haben wir schon eingestellt", berichtet ein Mitarbeiter, "denn dabei können wir nicht garantieren, dass die Gäste genügend Abstand halten." Sie sind nicht einmal sicher, ob überhaupt noch jemand kommt. Für die Beschäftigten werde wohl Kurzarbeit angemeldet.
Franky's in Mintard hat eröffnet, trotz allem
Weit außerhalb der Innenstadt, im Mintarder Wasserbahnhof, hat am Dienstag das Franky's eröffnet. Trotz widrigster Umstände. Ursprünglich sollte dort um 17 Uhr erstmals angestoßen werden, es ging dann deutlich früher los. "Mittags um viertel vor zwölf waren schon die ersten Leute da", berichtet Geschäftsführer Richard Reichenbach, "es hat sich dann gut gefüllt, die Abstände zwischen den Tischen sind natürlich eingehalten worden."
Alle Lokale, die das Franky's-Team betreibt, beschränken ihre Zeiten jetzt auf 11.30 bis 15 Uhr - "so lange wir dürfen", sagt Reichenbach. "Wir gehen davon aus, dass in ein paar Tagen sowieso alles zumacht. Wir wollen die letzte Zeit noch nutzen, in der Leute vor die Tür gehen können."
"Das Einzige, was wir bearbeiten, sind Absagen"
Seine Mannschaft musste das Franky's schon deutlich reduzieren. Aushilfskräfte, die keine Festanstellung haben, stehen momentan ohne Job da. Reichenbach verdeutlicht den Ernst der Lage: "Das Einzige, was wir derzeit bearbeiten, sind Absagen."
Mario Bille, Chef im "Esszimmer" an der Eppinghofer Straße, gibt sich in der Not erfinderisch. Da sein Restaurant auch über einen Imbissbereich verfügt, will er jetzt zusätzlich Lieferservice bieten - in der Hoffnung, nach 15 Uhr weiterarbeiten zu können: "Wir sind gerade dabei, ein Online-Bestellsystem zu entwickeln", berichtet der langjährig erfahrene Koch. Auch genügend Fahrer muss er noch finden.
"Esszimmer" will einen Lieferservice aufbauen
Zum Glück spürt Bille viel Unterstützung von Stammkunden, wie er sagt: "Sie wollen mir unter die Arme greifen, indem sie Gutscheine kaufen. Einige haben sich auch schon als Fahrer angeboten, weil sie selber gerade in Kurzarbeit sind."
Der Gastronom, der seit über fünf Jahren am Eppinghofer Kreisverkehr agiert, ist ohnehin schon gebeutelt. Eine gefühlte Ewigkeit hatte er eine Baustelle vor der Tür, anschließend blockierte Schutt seinen Parkplatz. Noch war keine Gelegenheit, sich von den Umsatzeinbußen zu erholen.
Statt dessen hat Mario Bille die baustellenbedingte Flaute genutzt, um sein "Esszimmer" zwei Monate lang zu renovieren, nach dem Motto: "Wenn draußen alles schick ist, will ich auch drinnen was verändern." Erst seit 6. März steht er wieder in der Küche und will kämpfen. "Ich habe meine letzten Ersparnisse in die Renovierung gesteckt. Ich kann jetzt nicht aufgeben."
STRENGE AUFLAGEN
Restaurants dürfen nur noch zwischen 6 und 15 Uhr öffnen. Sie müssen Listen mit den Kontaktdaten aller Besucher führen.
Der Mindestabstand zwischen den Tischen muss zwei Meter betragen, maximal vier Personen dürfen an einem Tisch sitzen.
Aushänge müssen über Hygienemaßnahmen informieren.