Damit alle Schüler jederzeit computergestützt arbeiten können, braucht man 3,5 Millionen Euro jährlich. WLAN soll bis 2022 eingeführt werden.

Dass Kinder und Jugendliche an der rasanten digitalen Entwicklung teilhaben können, dass Schulen also flächendeckend mit leistungsfähigen Computern und stabilen Internetverbindungen ausgestattet sind, wünschen sich viele Menschen in der Stadt. Die Realität sieht in den meisten Fällen anders aus. Die Grünen haben die schleppende Digitalisierung nun erneut zum Thema gemacht. Auf ihren Antrag hin beschloss der Bildungsausschuss, spätestens zum Ablauf des Jahres 2021/22, flächendeckend WLAN in allen Schulen bereitzustellen.

Früher sei das kaum realistisch, hatte Bildungsdezernent Ulrich Ernst betont: „Das Ganze ist zwar nicht so richtig fassbar, aber in zwei Jahren kriegen wir das sicher nicht hin. Sechs Jahre hingegen erscheinen mir ein bisschen sehr lang.“ Vier Jahre hält Ernst für machbar – auch hinsichtlich der Auswirkungen auf den städtischen Haushalt.

Sicherer Umgang mit eigenen Daten

Die Digitalisierung nahezu aller Bereiche des Lebens sorge für steten Wandel der Gesellschaft; diese Entwicklung müsse sich in den Schulen widerspiegeln, hatten die Grünen ausgeführt. Schülerinnen und Schülern müsse „ein selbstbestimmtes und verantwortungsvolles Handeln ermöglicht werden, insbesondere ein kompetenter Umgang mit ihren Daten“. Zur Erlangung von Medienkompetenz sei technische Infrastruktur notwendig, die den Einsatz digitaler Unterrichtsmaterialien ermögliche und individualisiertes und kooperatives Lernen erleichtere.

Laut Uwe Alex, Leiter des Schulverwaltungsamtes, rechnet man in der Verwaltung mit Kosten in Höhe von rund zwei Millionen Euro allein für das flächendeckende WLAN. An der Willy-Brandt-Schule habe man das ja bereits ausprobiert, und allein dort 60 000 Euro ausgegeben. Die Schulleiter der Mülheimer Gymnasien hätten nichtsdestotrotz in einer Resolution an Bildungsausschuss und Schulträger eindringlich um eine zügige Ausstattung aller Schulen mit verlässlicher Internetversorgung gebeten.

Die Verwaltung habe im Rahmen des Bundesprogrammes zum Breitbandausbau auch bereits Förderanträge gestellt, heißt es in einer Stellungnahme. Aktuell erstellten verschiedene Telekommunikationsunternehmen Angebote zur Anbindung ans Netz, in Kürze werde darüber verhandelt. Mit einem Zuschlag im Rahmen der Förderung könne jedoch frühestens im Oktober gerechnet werden – die Prüfung sei aufwendig. Wenn dann dieser erste Schritt zur so genannten „Schule digital“ vollzogen sei, bedürfe es dringend zusätzlicher finanzieller Mittel für die Verteilung des Internets via WLAN in allen Schulgebäuden.

Das von den Grünen angeregte Konzept „Schule digital“, das genau beschreiben soll, was Schulen brauchen, um sinnvoll mit der modernen Technik arbeiten zu können, hält man in der Verwaltung für eine gute Idee – allein, die personellen Ressourcen fehlten. Ein solches Konzept könne nur extern erarbeitet werden, sagte Alex im Ausschuss.

Damit alle Schülerinnen und Schüler für die diversen Unterrichtszwecke auf computergestützte Lernmittel zugreifen können, würden in den kommenden fünf Jahren jährlich über sieben Millionen Euro anfallen, heißt es in der Stellungnahme. Mehr als eine Millionen Euro müsse man für die Grundschulen veranschlagen, für die weiterführenden Schulen gut sechs Millionen Euro. Berücksichtige man die bereits vorhandene Ausstattung, könne dieser Betrag halbiert werden, hieß es im Ausschuss. Blieben jährlich trotzdem noch dreieinhalb Millionen Euro, die aufgebracht werden müssten. Bislang ist im Haushalt gerade eine Million Euro für den Bereich „Neue Medien“ vorgesehen.

>>Gemäß einer Erhebung der Bertelsmann Stiftung ist für die Betreuung von 400 Computern eine Person einzuplanen. Schon für die in der Stadt aktuell 2800 zu betreuenden Geräte müssten also sieben Personen im Dienst sein – bei Ausbau entsprechend mehr.

Laut Stadt gibt es für den Bereich der Schülernetze bislang aber gerade zweieinhalb Stellen.