Mülheim. CDU und Grüne stehen unter Druck: Wie Mülheims schwarz-grüne OB-Kandidatin Jägers zum Neujahrsempfang in Dümpten auf Monika Griefahn reagierte.
„Es wird Tabuflächen für das Gewerbe geben“, kündigt Oberbürgermeisterkandidatin Diane Jägers zum Neujahrsempfang der CDU-Dümpten am Mittwochabend an, keine ökologische Schneisen ohne Umweltverträglichkeitsprüfung verbauen zu wollen.
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Das ökologische Signal der CDU-Frau zum derzeit heiß diskutierten Wirtschaftsflächenkonzept geht auch an die Grünen, die Jägers zur gemeinsamen OB-Anwärterin kürten. Denn seit dieser Woche buhlt eine Konkurrentin mit starkem Öko-Profil um den Chefposten im Rathaus: SPD-Frau und Greenpeace-Mitgründerin Monika Griefahn.
Jägers bemüht um den Spagat zwischen Wirtschaft und Ökologie
Dass die Genossen mit ihrer Personalia die Fragen um Klima und Ökologie in der Stadt zum heißen Wahlkampfthema gesetzt haben, ist bereits am Mittwochabend im Seniorenhaus Auf dem Bruch spürbar. Jägers, die von den Grünen im Dezember mit nur 75 Prozent der Stimmen nominiert wurde, muss einem auch nur ansatzweisen Ausbrechen der Verbündeten vorbeugen.
Und dabei dennoch die wirtschaftsorientierten Kräfte in der CDU nicht verprellen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dieter Spliethoff, der beim Neujahrsempfang zu Gast war, dürfte den Spagat aufmerksam verfolgt haben.
Jägers muss mit grünen Themen nach vorn
Die diplomatische Brücke bildet nicht nur die Formulierung „ohne Umweltverträglichkeitsprüfung“, weil sie den nötigen interpretatorischen Freiraum bietet. Auch den Mülheimer ÖPNV hält Jägers für „veränderungswürdig, aber nicht verzichtbar. ,Freie Fahrt für freie Bürger’ ist nicht mein Maßstab.“ Die Fahrradwege sollen ausgebaut werden, „ich will die Gleichwertigkeit der Verkehrssysteme ohne Schranken diskutieren“, verspricht Jägers. Und die Flotte der Stadt will die OB-Kandidatin – die im weißen SUV vorgefahren ist – auf E-Betrieb umstellen lassen.
Deutlich erklärt Jägers die wirtschaftlichen Fragen zur „Chefinnensache“: Es werde keine Abwanderungen von Gewerbe geben, ohne dass sie zuvor am Schreibtisch der Oberbürgermeisterin diskutiert würden. Der amtierende OB habe „Mülheim unter Wert regiert“, es habe an Mut und Führung gefehlt. Die 58-Jährige will energisch an die Haushaltssanierung und dabei auch mit Land und Bund ins Gericht gehen, die Aufgaben auf die Kommune abwälzen ohne eine ausreichende finanzielle Ausstattung.
CDU-Basis gelassen: Jägers hat größere kommunale Kompetenz
Tod Hermann-Josef Hüßelbecks bestürzt CDU
Weitaus stärker bewegte die Dümptener CDUler zum Neujahrsempfang am Mittwochabend der plötzliche Tod des Bezirksbürgermeisters Hermann-Josef Hüßelbeck.
Der Ortsvereinsvorsitzende Roland Chrobok begann den Abend mit einer Schweigeminute: „Er war kompetent und ehrlich. Ein Mensch mit einem einzigartigen Humor, der nie auf Kosten anderer ging.“
In einem erhellenden Vortrag erläuterte der Geschäftsführer der Mülheimer Seniorendienste, Alexander Keppers, die Herausforderungen der Digitalisierung für „die Pflegewelt von morgen“.
Dass die ehemalige Ordnungs- und Rechtsdezernentin aus Dortmund und Bochum das kommunale Geschäft versteht, ist unzweifelhaft. Entsprechend gelassen äußert sich die CDU-Basis zum Neujahrsempfang über den ,Coup’ der SPD: In der Kommunalpolitik habe Jägers die weitaus größere Erfahrung, ist der ehemalige CDU-Oberbürgermeisterkandidat Werner Oesterwind (CDU) überzeugt, dass dies höher zu werten sei als die Mülheimer Herkunft der SPD-Kandidatin. „Die Zeiten, in der der OB aus Mülheim kommen musste, sind vorbei. Die Sachkenntnis zählt mehr.“
Bürgermeisterin Ursula Schröder freut sich, dass – so oder so – mehr Frauenpower in die Führungsebenen des Rathauses einziehen wird. Denn sie hatte mit einem männlichen Kandidaten der SPD gerechnet.