Mülheim. Mit Monika Griefahn kann Mülheims SPD überraschend eine OB-Kandidatin präsentieren, die für die Genossen die Hausmacht im Rathaus halten könnte.
Diesen Knalleffekt zur Kommunalwahl hätten die kühnsten Optimisten Mülheims der SPD wohl nicht zugetraut: Mit Monika Griefahn steht den Mülheimer Genossen tatsächlich eine konkurrenzfähige Kandidatin für das Amt des Oberbürgermeisters zur Verfügung.
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Dass diesen Coup ausgerechnet der junge Neu-Parteichef Rodion Bakum eingefädelt hat, ist umso bemerkenswerter. Bakum ist erst Ende September zum SPD-Vorsitzenden gewählt worden, dazu noch mitten rein ins parteiinterne Gezänk. Mit seinen 29 Jahren bringt es Bakum zwar schon auf ein überraschend hohes Maß an strategischem Kalkül, doch sein politischer Erfahrungsschatz ist doch noch überschaubar.
Bakum wird parteiintern an Respekt gewinnen
Bakum ist mit der Personalie Griefahn sicher einen Schritt weiter gekommen in seinem Ansinnen, die tief zerstrittene Mülheimer SPD für den Kommunalwahlkampf hinter ein gemeinsames Ziel zu versammeln. Es wird ihm parteiintern auch bei Gegenspielern Respekt einbringen, mit Griefahn eine Kandidatin aus dem Hut gezaubert zu haben, die alles mitbringt, was angesagt war, um tatsächlich noch einen ernstzunehmenden Gegenentwurf zur schwarz-grünen Kandidatur von Diane Jägers zu präsentieren.
Griefahn besitzt Renommee. Griefahn ist eine Frau mit Managementfähigkeiten (im immer noch männerdominierten Politikgeschäft). Griefahn besetzt Themen urgrüner Sehnsucht. Das macht ihre Kandidatur umso spannender.
Monika Griefahn wird manche Wähler der Grünen ansprechen
Diane Jägers trägt den Makel mit sich, als Architektin der Räumung des Hambacher Forstes zu gelten, die sie als Ministerialdirektorin seinerzeit angeordnet hat (wenn auch weisungsgebunden). Das bewegte nicht nur ein Viertel der Grünen-Mitglieder im Dezember, Jägers die Unterstützung zu versagen. Auch wird die Personalie das grüne Wählerpotenzial schmälern. Insbesondere, weil mit Monika Griefahn nun eine rot-grüne Alternative mit Format bereitsteht.
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Wer hätte nach der Nominierung gedacht, dass die SPD noch einmal ernsthaft in den Konkurrenzkampf ums Rathaus würde einsteigen können? Jetzt sind die Karten neu gemischt. Der OB-Wahlkampf verspricht reichlich Spannung. Spannung, die die zwei blassen, auf Nichtangriffspakt setzenden Kandidaten Ulrich Scholten (SPD) und Werner Oesterwind (CDU) 2014 erst gar nicht haben aufkommen lassen.
Die SPD wird allerdings gut daran tun, die Kandidatur Griefahns nicht zu vermengen mit ihrem Bemühen, die erwartbaren Verluste an Ratsmandaten so gering wie möglich halten. Denn das könnte auch nach hinten losgehen.