Mülheim/Oberhausen. Der Mülheimer Tierschutzverein will das Tierheim in Eigenregie sanieren. Er investiert einen siebenstelligen Betrag. Der Rat muss entscheiden.

Seit Jahrzehnten ist eine Sanierung des Mülheimer Tierheims nötig und aufgeschoben, nun könnte Bewegung in die Sache kommen: Der Mülheimer Tierschutzverein will das Tierheim in Eigenregie sanieren – und einen siebenstelligen Betrag investieren.

„Wäre das Tierheim in Privatbesitz, hätte es die Stadt wegen der Zustände bereits geschlossen“, fasst Peter Korte, Schriftführer des Vereins, die desolate Lage zusammen. Zu lange habe die Stadt geschludert. Viele Bereiche der Einrichtung verstoßen gegen Tierschutzauflagen – das hatte bereits Amtstierärztin Heike Schwalenstöcker-Waldner vor Wochen angemahnt.

Mülheim und Oberhausen beteiligen sich nicht an der Sanierung

Auch interessant

Vor über zwei Jahren hatte die Stadt ein externes Architektenbüro beauftragt, ein Konzept für die Sanierung zu erstellen. Kosten sollte sie schließlich einen mittleren einstelligen Millionenbetrag – Geld, das die Stadt nicht hat. „Das war von vorneherein ein Plan für die Schublade“, sagt Korte. Denn Anfang Juli hat auch die Stadt Oberhausen, die seit 1977 das Tierheim gemeinsam mit Mülheim betreibt, signalisiert, dass sie den finanziellen Aufwand nicht tragen kann und überlegt, aus der Kooperation auszusteigen. „Wir wollen Oberhausen gerne behalten“, sagt Korte.

Das könnte nun wieder möglich sein, denn wenn der Tierschutzverein alleine saniert, werden sich die Städte womöglich nicht an den Investitionskosten beteiligen müssen. Klar ist aber auch, sagt Vereinsvorsitzende Heidrun Schultchen: „Wir machen das nicht für die Stadt, wir machen das für die Tiere.“

Tierheim-Investition ist an Bedingungen geknüpft

Auch interessant

Die Investition sei an Bedingungen geknüpft – welche das konkret sein werden, ist nun Verhandlungssache. Schultchen hat die Befürchtung, dass die Stadt das Tierheim loswerden will. „Die Stadt hat bereits in anderen Städten angefragt, was es kosten würde, wenn dort Mülheimer Fundtiere untergebracht würden.“

Laut Stadtdirektor Frank Steinfort wird die Verwaltung das Angebot des Vereins nun „hausintern prüfen“. Dabei habe der Kämmerer ein Wort mitzureden. „Wir freuen uns aber über das großzügige Angebot“, so Steinfort. Die völlig umfangreiche Sanierung, wie sie das Architektenbüro 2017 anvisiert hatte, wird mit dem Geld des Tierschutzvereins aber nicht möglich sein. „Wenn man das Tierheim zu Ende denkt“, so Steinfort, „kann man mit diesem Geld anfangen. Das Ende ist aber noch nicht erreicht.“ Der alte Sanierungsplan sei „ehrlich“ gewesen – man müsse nun prüfen, wie die Stadt die fehlende Summe aufbringen könne. „Wir werden konstruktive Gespräche mit dem Verein führen.“

Tierheim-Sanierung: „Wenn der Ratsbeschluss da ist, legen wir sofort los“

Der Tierschutzverein will indes „alles, was notwendig ist“, sanieren. Auf der Prioritätenliste stehen die Hundequarantäne und das fast in sich zusammenfallende Katzenhaus ganz oben. In alten Plänen war ein Neubau des Haupthauses vorgesehen, der Tierschutzverein wird das Haus von Grund auf sanieren. Vor allem das Bad und die Wirtschaftsräume bedürfen einer Erneuerung.

Tierschutzverein hat viel investiert

Der Tierschutzverein habe, so Vorsitzende Heidrun Schultchen, 90 Prozent des Tierheims finanziert. Die Katzenhäuser und das Kleintierhaus, die neuen Hundezwinger, die Ausläufe, die Innenausstattung der Katzenquarantäne gehören zu den Investitionen des Vereins.

Als der Rat die Pflicht-Kastration von Katzen beschlossen hat, sei es der Tierschutzverein gewesen, der Informationsflyer gedruckt hat, „weil die Stadt kein Geld dafür hat“. „Wir haben im Laufe der Jahre furchtbar viel Geld dort reingesteckt“, sagt Schultchen. Der Verein habe großzügige Spender, „aber die wollen auch etwas sehen“.

Nun liege es bei der Stadt, dem Vorstoß des Tierschutzvereins zuzustimmen. Erst dann kann der Verein konkret planen, kann einen Architekten beauftragen. „Wenn der Ratsbeschluss da ist, legen wir sofort los“, sagt Schultchen. „Wir warten nun auf ein Angebot der Stadt.“