Mülheim/Oberhausen. Das Tierheim in Mülheim ist dringend renovierungsbedürftig. Aber die Sanierung verzögert sich. Ein Rundgang zeigt die zahlreichen Mängel.
Ein beengter Raum ohne Fenster, die Kacheln braun, die Fugen schwarz vom Schimmel – das Badezimmer im Tierheim spiegelt wider, wie der Zustand des Großteils der gesamten Anlage ist: desolat. Aus der Badewannenwand sind zwei Fliesen herausgebrochen; die Wanne selbst ist so hoch, dass eine Person alleine kaum einen großen Hund hinein heben kann. Schön ist das nicht, und was noch schwerer wiegt: Es ist nicht praktikabel. „Das müsste ebenerdig sein“, nennt Amtstierärztin Heike Schwalenstöcker-Waldner einen der vielen Mängel im Tierheim. Doch die dringend notwendige Sanierung rückt weiter in die Ferne.
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Schon seit Jahren ist das Tierheim sanierungsbedürftig, seine Ausstattung teils nicht zeitgemäß, teils dem Tier- und Arbeitsschutz nicht entsprechend. Ein Konzept für die Renovierung und ihre Finanzierung steht seit fast zwei Jahren, doch der Partner Oberhausen, mit dem Mülheim seit 42 Jahren kooperiert, hat dem immer noch nicht zugestimmt. Wie dringend nötig die Verbesserungen sind, wird schnell deutlich beim Gang durch das Tierheim.
„Kammern des Schreckens“: Zu kleine Zwinger im Mülheimer Tierheim
„Kammern des Schreckens“ nennt Heike Schwalenstöcker-Waldner die Zwinger im hinteren Bereich des Tierheims. Feuchte Betonböden, Wände aus Metall, ebenso die niedrigen Decken. Viel zu klein ist der Platz, viel zu dunkel die Atmosphäre. Vor winterlicher Kälte sind die Zwinger nicht geschützt.
Gebaut wurden sie, nachdem Ende 2002 das neue Hundegesetz für das Land NRW in Kraft tat. Seitdem müssen Halter für bestimmte Rassen und Größen einen Sachkundennachweis erbringen. Die Tierheime quollen über mit so genannten gefährlichen Hunden – schnell musste Platz geschaffen werden.
Hunde-Zwinger im Tierheim müssten neu gebaut werden
„Diese Zwinger müssten alle neu gebaut werden“, sagt Heike Schwalenstöcker-Waldner. Seit drei Jahren gibt es neue Zwinger, freundlich gelb gestrichen, mit Innen- und Außenbereich mit erwärmter Liegefläche. Aber es sind nur acht – oft nicht ausreichend für die Zahl der Hunde.
Erschreckend ist auch der Zustand der Quarantäne. Die Betonplatten haben Risse, der Raum ist beengt. Zwar sind die Tiere dort nicht lange untergebracht. Aber dass es keine separaten Räume für eine Isolierstation, eine Eingangsquarantäne und an Tollwut erkrankten Tiere gibt, verstößt gegen Tierschutzbestimmungen.
Instabile Katzenhäuser und Kleintierhaus aus Holz
Kaum besser sieht es bei den Katzenhäusern aus Holz aus. Unter einem ist der Boden abgesackt, die Amtstierärztin hat Sorge, dass es irgendwann in sich zusammenbricht. Mit provisorischen Metallplatten wird die Statik aufrechterhalten. „Eigentlich baut man nicht mehr aus Holz“, sagt Heike Schwalenstöcker-Waldner. Zu pflegeintensiv ist das Material, zu wetteranfällig. Schnell sorgt die darauf prallende Sonne im Sommer für hohe Temperaturen, die auch die rudimentäre Lüftung nicht viel erträglich machen kann.
Daneben liegt das Kleintierhaus, ebenfalls aus Holz gebaut. In Käfigen stehen hier Kaninchen neben Mäusen neben Chinchillas und Vögeln. Eine Möglichkeit, tag- von nachtaktiven Tieren zu trennen, gibt es nicht. Ebensowenig, ihnen mehr Auslauf in kleinen Gehegen zu bieten. Im November 2016 kam die Unterbringung an ihre Belastungsgrenze: Über 400 nicht artgerecht gehaltene Chinchillas stellte das Ordnungsamt damals sicher. Sie wurden weitervermittelt nach ganz Deutschland.
Liste der Mängel im Tierheim ist lang
Es ist eine Liste an Mängeln, die lange weitergeschrieben werden kann: Wasch- und Futterküche liegen in einem Raum, Lagerfläche ist nicht ausreichend vorhanden und musste in Containern vor der Tür geschaffen werden, das Büro von Marion und Friedhelm Niederdorf, die das Tierheim seit 1991 betreiben, ist viel zu klein, die Ausläufe für die Hunde haben triste Betonböden und kaum Struktur, das Wohnhaus der Niederdorfs ist baufällig.
Drei Jahre lang werden die beiden noch dort leben, bevor sie in Rente gehen. Abgeschlossen wird die Sanierung bis dahin sicherlich nicht sein.
Neue Katzenquarantäne im Jahr 2009
Vor zehn Jahren hat die Stadt eine neue Katzenquarantäne bauen lassen. Sie entspricht den tierseuchenrechtlichen Hygienestandards. Allerdings musste die Inneneinrichtung separat bezahlt werden: Der Tierschutzverein kümmerte sich und finanzierte unter anderem eine Klimaanlage.
Ebenfalls vom Tierschutzverein finanziert werden Hundetrainer, die verhaltsauffällige Tiere schulen, damit sie besser vermittelt werden können.