Mülheim. Trotz unzumutbarer Zustände: Die Sanierung des Mülheimer Tierheims verzögert sich. Es fehlt die Zustimmung des Mitbetreibers Oberhausen.

Seit Jahren ist das Mülheimer Tierheim sanierungsbedürftig. Doch was so dringend nötig ist, verzögert sich nun weiter: Die Stadt Oberhausen, die gemeinsam mit Mülheim das Tierheim an der Horbeckstraße betreibt, hat dem schon lange vorliegenden Sanierungsplan immer noch nicht zugestimmt. Ob bis zur Sommerpause eine Entscheidung fällt, ist fraglich – das wurde im Ausschuss für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung (BSO) deutlich.

Es geht um einen mittleren einstelligen Millionenbetrag, der in die Sanierung und den Teilneubau investiert werden soll.

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Oberhausen und Mülheim teilen sich die Rechnung. Reduziert wird die Investitionssumme um etwa eine Million Euro, die durch Spenden finanziert werden.

Amtstierärztin: „Wir verstoßen gegen Gesetze“

Wie gravierend die Situation im Tierheim ist, bringt die Amtstierärztin Heike Schwalenstöcker-Waldner auf den Punkt: „Wir verstoßen, was die Unterbringung angeht, gegen Gesetze.“

Zwar ist der Hundetrakt teilsaniert worden. Allerdings reicht die Zahl der Zwinger nicht aus, so dass immer wieder Tiere auf zu geringem Platz für Monate untergebracht werden müssen. „Das ist eine Zumutung“, sagt Schwalenstöcker-Waldner.

Quarantäne: Neuzugänge leben mit kranken Tieren

Noch prekärer ist die Lage im Quarantänebereich: Dort leben Neuzugänge zusammen mit Tieren, die nachweislich krank sind, sowie mit Tollwut-Infizierten auf einer Station. „Das müsste streng getrennt sein“, betont die Amtstierärztin. Die Unterbringung sei tierschutzunwürdig.

Mülheim und Oberhausen teilen sich die Kosten

Seit 1977 betreiben Mülheim und Oberhausen das 1961 gegründete Tierheim in Kooperation. Anfangs übernahm Oberhausen ein Drittel der Kosten, seit 2004 die Hälfte.

Etwa 300.000 Euro zahlen die Städte jeweils jährlich für den Betrieb des Tierheims. Bereits 2015 wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und geprüft, ob die Fläche für ein funktionales, modernes Tierheim ausreicht. Das Ergebnis war positiv.

Hinzu kommt: Marion Niederdorf, die gemeinsam mit ihrem Mann seit vielen Jahren das Tierheim leitet, wird im September 2022 in Rente gehen, wie sie sagt. Eine Nachfolge für die Beiden zu finden, könnte bei dem aktuellen Zustand der Gebäude schwierig werden.

Oberhausen will sich bis Ende Juni entscheiden

„Wenn Oberhausen das Konzept ablehnt, sind wir wieder bei null“, sagt Stadtdirektor Frank Steinfort. Denn: Alleine wird Mülheim den Betrag sicher nicht stemmen können. Käme es gar zu einer Aufkündigung der Kooperation beider Städte, könnte Mülheim zwar seine Räumlichkeiten verkleinern. Damit halbieren sich aber nicht etwa die Kosten. Denn teure Neubauten wie eine dreigeteilte Quarantänestation müssten ohnehin geschaffen werden.

Marion Niederdorf, Leiterin des städtischen Tierheims zeigt die maroden Holzhäuser, die als Katzen- und Quarantänehäuser dienen.
Marion Niederdorf, Leiterin des städtischen Tierheims zeigt die maroden Holzhäuser, die als Katzen- und Quarantänehäuser dienen. © Martin Möller / Funke Foto Services | Martin Möller

Die Stadt Oberhausen teilt auf Anfrage mit, sie sei „bezüglich der Tierheimfrage noch im Entscheidungsprozess“. Bis Ende Juni soll „eine Klärung in der Angelegenheit herbeigeführt werden“. Bereits im Frühjahr 2017 hatte der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz gesagt, dass es keinen alternativen Standort für ein Tierheim auf Oberhausener Gebiet gebe.

In Mülheim ist die Lage genauso. Die Stadt hatte zudem Kooperationen mit anderen Städten, unter anderem Duisburg, angefragt, aber die seien laut Frank Steinfort „nicht möglich“.

„Wir haben Sorge, dass wir das Tierheim schließen müssen“

Selbst wenn Oberhausen dem Sanierungsplan zustimmen sollte, sind noch viele Schritte nötig, bis in Mülheim tatsächlich die Bagger anrollen könnten. In beiden Städten müsste die Entscheidung durch mehrere Gremien. „Die Finanzierung steht noch nicht“, sagt Heike Schwalenstöcker-Waldner. „Es gibt noch viele Fragezeichen.“ Doch aufgrund der miserablen Zustände drängt die Zeit: „Wir haben Sorge, dass es bald so schlimm ist, dass wir das Haus schließen müssen.“