Mülheim/Düsseldorf/Hagen. „Aktenzeichen XY“ brachte der Polizei keinen brauchbaren Hinweis. Vom vermissten Promi-Gastronom Santo Sabatino fehlt nach zwei Jahren jede Spur.

Als Sting vor ein paar Tagen zu Besuch in Düsseldorf war, suchte er einen Friseur auf. Und der Weltstar nahm auch an einem Tisch im Bocconcino im Medienhafen Platz. Die Szene wäre wohl ganz nach dem Geschmack des früheren Chefs des Edel-Italieners gewesen. Santo Sabatino ließ sich gern mit Prominenten ablichten. Auf dem Foto, das das Bocconcino auf seiner Facebook-Seite verbreitete, sitzt dagegen jemand anders: der aktuelle Betriebsleiter. Der ehemalige Geschäftsführer Sabatino ist inzwischen seit fast zwei Jahren verschwunden. Und weiter fehlt von dem vermissten Gastronomen jede Spur.

Der enorme Aufwand, mit dem die Polizei Essen/Mülheim nach Sabatino gesucht hatte, ist längst massiv zurückgefahren worden. Es war nochmal eine Art letzter Strohhalm für die Ermittler, als Kriminalhauptkommissar Oliver Neu den Fall Mitte Mai Moderator Rudi Cerne und dem Publikum in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“ vorstellte. Rund zehn neue Hinweise seien nach Angaben einer Polizeisprecherin danach eingegangen. Ein brauchbarer war nicht darunter. „Wir haben keine Ermittlungsansätze mehr“, so die Sprecherin. Der Fall Sabatino ist ausermittelt, aber nicht abgeschlossen. Geschweige denn geklärt.

Auch interessant

In Wien ein Immobiliengeschäft erfolgreich abgewickelt

Sabatino verschwand am 20. Juli 2017 in den frühen Morgenstunden ohne Handy und Papiere, aber mit einer Kulturtasche und einer wertvollen Uhr, aus dem Haus seiner Familie am Nachbarsweg in Mülheim-Saarn. Erst neun Tage später meldete ihn seine Frau im Beisein eines Rechtsanwalts offiziell als vermisst. Am Tag vor seinem Verschwinden war er am Flughafen Köln/Bonn gelandet, nachdem er in Wien wohl ein Immobiliengeschäft erfolgreich abwickelt hatte, bei dem eine große Menge Bargeld geflossen sein soll. Eine Freundin holte ihn vom Airport ab. An einem Parkplatz gab es dann ein Treffen mit einem Mitarbeiter. Der sollte Sabatino nun in seinem Auto nach Hause fahren. Der Gastronom rief noch bei der Familie an und deutete an, dass es spät werden könnte. Stunden, nachdem er das Haus betreten hatte, verließ er es schon wieder. Kurz nach 4 Uhr hörte ein Familienmitglied Schritte. Danach ist Stille.

Auch interessant

Polizei steht weiter vor vielen offenen Fragen

Warum wechselte Sabatino nach der Rückkehr aus Wien den Wagen? Verschwand der Gastronom freiwillig oder wurde er gezwungen? Ist er untergetaucht oder wurde er Opfer eines Verbrechens? Was hat es mit der Frau auf sich, die Sabatino seit Beginn des Jahres 2017 gestalkt und ihm täglich unzählige Nachrichten auf das Handy geschickt haben soll? Geriet er bei seinem umtriebigen Geschäften, die ihn bis in afrikanische Länder geführt hatten, an die falschen Leute? Lebt Sabatino noch und wenn ja, wo und wie? Auf Fragen wie diese gibt es bis heute keine eindeutigen Antworten.

Auch interessant

Sabatino hatte als Gastronom im Ruhrgebiet begonnen, mit Restaurants etwa in Hagen oder Oberhausen. In der Landeshauptstadt stieg der Mülheimer dann zum Society-Gastronom auf, mit dem Bocconcino, dann dem Rosati und Tino’s Bar. Nach Sabatinos Verschwinden hatten die Kinder aus erster Ehe die Betriebe des Vaters geleitet. „Die Läden sind meine Babys, damit halte ich die Erinnerung an meinen Vater aufrecht“, hatte die Tochter nach der Übernahme der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung gesagt.

Auch interessant

Inzwischen haben sich die Kinder wieder zurückgezogen. Das Rosati ist geschlossen. Das Bocconcino eröffnete kurz vor der Ausstrahlung von „Aktenzeichen XY“ nach längerer Umbauphase unter neuer Regie. Allmählich verschwindet auch der Name Sabatino von der Bildfläche.