Mülheim. Gegen Kürzungspläne im Mülheimer Nahverkehr lädt Verdi für Donnerstag zur Demonstration auf den Rathausmarkt ein. Überraschungen sind angesagt.
„Die Leute sind es satt, immer an der Nase herumgeführt zu werden. Die Proteste der Bürger gegen die verfehlte ÖPNV-Politik des Mülheimer Stadtrates nehmen Fahrt auf. Wir haben bereits 5000 Karten im Rathaus abgegeben, auf denen sich Bürger für eine Rücknahme der Kürzungsbeschlüsse im Nahverkehr unterschrieben haben.“ Nun kündigt Rainer Sauer, Gewerkschaftssekretär für die Verkehrssparte bei Verdi, weitere Schritte an.
Am Donnerstag, 13. Juni, wird es ab 15 Uhr einen Protestzug mit Demonstration auf dem Rathausmarkt geben. „Dazu sind alle Bürger eingeladen, die weiterhin ein gutes Angebot mit Bussen und Bahnen nutzen wollen“, setzt Sauer auf viele Teilnehmer.
Klare Kampfansage von Verdi-Mann Sauer an den Sparbeschluss
Gemeinsam mit Bürgern will Verdi den vor zweieinhalb Wochen öffentlich gemachten Plan für massive Kürzungen bei Bussen und Bahnen stoppen. „Dass die Parteien jetzt gegen das Sparkonzept von Ruhrbahn und Stadtverwaltung wettern, ist nur Scheinfechten“, sagt Sauer. „Nach wie vor steht der Ratsbeschluss, mehr als sieben Millionen Euro bei der Ruhrbahn einzusparen. Hinter verschlossenen Türen kungeln SPD, CDU und Grüne weiter, bleiben intransparent. Die Mülheimer lassen sich nicht länger von den Politikern austricksen.“
„Bei der Ruhrbahn haben wir schon mehrere Sparrunden hinter uns. Gerade verhandeln wir über ein weiteres Sparpaket. Das Personal ist nach Streichungen jetzt an seiner Belastungsgrenze angekommen“, fügt Ahmet Avsar, Betriebsratsvorsitzender der Ruhrbahn, hinzu.
Es kursieren Gerüchte, den fusionierten Nahverkehrsbetrieb wieder aufzulösen.
Am nächsten Donnerstag wird es auch eine Betriebsversammlung für alle Ruhrbahnbeschäftigten in der Sporthalle an der Südstraße geben. „Wir wollen die komplette Belegschaft über die Mülheimer Sparpläne informieren, weil die auch Arbeitsplätze gefährden“, ergänzt Avsar.
Im Essener Bereich der Ruhrbahn kursierten bereits Gerüchte, den vor zwei Jahren fusionierten Nahverkehrsbetrieb wieder zu zerschlagen. „Das wollen wir nicht“, betont Dirk Hoffmann, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Ruhrbahn. Unterstützung bekommen die Arbeitnehmervertreter vom Verdi-Sekretär: Fahrer und Werkstattpersonal machen eine echt gute Arbeit.“
„Mülheim arbeitet gegen den zukunftsorientierten Trend“
„Während alle Städte im Bundesgebiet den elektrischen Nahverkehr ausbauen oder die Takte verdichten, arbeitet Mülheim gegen diesen zukunftsorientierten Trend“, erklärt Christian Boden, Vertreter der Vertrauensleute bei Verdi. Essen mit seinem Bundeszuschuss habe gerade einen Sonderstatus.
„In Gelsenkirchen hat die Bogestra gerade einen Fünf-Minuten-Takt auf einer Straßenbahnlinie eingeführt, um Fahrgäste schnell und bequem zu befördern. Mülheim kündigt dagegen einen unterirdischen Stundentakt an. Dabei gehört das Mülheimer Netz von Beginn an zum unersetzbaren Verbindungsglied im Ruhrgebiet, der Metropolregion“, erklärt Christian Boden.
Die Mobilität einer ganzen Stadt ist in Gefahr
Die Gewerkschaftsvertreter warnen die großen Fraktionen: „Mit dem jetzigen Kahlschlagkonzept schafft die Mülheimer Politik Mülheim ab“, sagt Rainer Sauer. Es gehe um die Zukunft mit weniger Abgasen und um die Mobilität einer ganzen Stadt, die erhalten werden müsse. „Schüler, Senioren, Behinderte, Einkäufer und Arbeitnehmer dürfen nicht vom sozialen Leben abgeschnitten werden, weil sie keine Bahn und kein Bus mehr an ihre Ziele bringen. Wir spüren, dass die Bürger den Protest mittragen und sich sich gegen den Ratsbeschluss wehren“, spürt der Gewerkschafter Rückenwind.
Darum möchte Verdi weitere Gruppen in die Kette der Protestierenden einbinden. Bürgerinitiativen, Vertrauensleute der Stadtverwaltung, Betriebsräte der Ruhrbahn und anderer Firmen sowie weitere Überraschungsaktionen sind für den kommenden Donnerstag in der Stadt und auf dem Rathausmarkt geplant.
Scholl (MBI): Die Menschen haben überhaupt kein Verständnis dafür
„Die Menschen haben überhaupt kein Verständnis dafür, dass ihre Haltestellen und Verbindungen ersatzlos gestrichen werden sollen“, hat Gerd-Wilhelm Scholl bereits an mehreren Haltestellen von Ruhrbahnkunden erfahren. Am Kiosk auf der Schloßstraße, neben der Stadtmitte-Haltestelle, sind die Einspruchkarten gegen die Kürzungsbeschlüsse zu haben.