Mülheim. Das ÖPNV-Angebot in Mülheim wird um 30 Prozent gekürzt. Die Mülheimer ärgern sich vor allem über den Umweltschaden und den Nachteil für Senioren.
Nach Bekanntwerden der Pläne der Ruhrbahn, das ÖPNV-Angebot in Mülheim um 30 Prozent zu kürzen, sind viele Mülheimer verärgert. Sie kritisieren vor allem, dass Senioren und Menschen mit Behinderungen unter den Streichungen leiden werden. Zudem werde der Umweltschutz nicht berücksichtigt. Eine Meinungsübersicht.
Mein Vorschlag wäre, statt den öffentlichen Nahverkehr zu beschneiden, die gesamte Verwaltung der Stadt an die umliegenden Städte Essen, Oberhausen und Duisburg abzugeben. Damit könnte sehr viel Geld gespart werden, denn wer sich solchen Blödsinn ausdenkt, ist meiner Meinung nach nicht geeignet, für unser Mülheim etwas Gescheites auf die Reihe zu bekommen. Außerdem frage ich mich, ob ein Beamter (oder Angestellter) der Führungsetage überhaupt den ÖPNV benutzt hat? Ursula Gödde
„Mülheim schafft sich endgültig ab“
Da bekommt der Begriff „Autostadt“ eine ganz neue Bedeutung. Wann macht die Bezirksregierung diesem Possenspiel ein Ende? Hier werden in einer unglaublichen Weise Steuergelder verbrannt.
Peter Wilhelmi
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Man kann es in einem Satz zusammenfassen: „Mülheim schafft sich endgültig ab.“ Wie wäre es, statt das Straßenbahnnetz radikal auszudünnen, worunter Tausende leiden, die Subventionen für das „Theater an der Ruhr“ zu streichen, wovon nur wenige profitieren, und für die höhere Eintrittspreise durchaus zumutbar wären?
Thomas Wohlzufrieden
Dass im Mülheimer Haushalt gespart werden muss, ist klar. Dass dies mit schmerzhaften Entscheidungen verbunden sein wird, ist ebenfalls zu erwarten. Allerdings sollten bei den Planungen zur Umstrukturierung des öffentlichen Personennahverkehrs drei Aspekte besondere Berücksichtigung finden. Die Mobilität von Nicht-Autofahrern in unserer Stadt und damit deren Teilhabe am öffentlichen Leben wird weiter eingeschränkt. Die Ausdünnung des ÖPNV-Angebots wird die Pkw-Nutzung in unserer Stadt ansteigen lassen, was allen Klimaschutzanstrengungen entgegenwirkt. Und die Höhe der Rückzahlung von Fördergeldern für bisherige Ausbaumaßnahmen ist überhaupt noch nicht realistisch erfasst und dargestellt. Dirk Winkelmann
„Andere Kommunen denken über Fünf-Minuten-Takte nach“
Erst einmal ein großes Lob an die Redaktion, die detailliert auflistet, wie dem Bürger die Bewegungsfreiheit in Mülheim genommen wird. Dem Haushalt von über 830 Millionen Euro steht eine Einsparung von rund sieben Millionen Euro gegenüber. Das ist noch nicht einmal ein Prozent, dafür sollen in Mülheim die Straßenbahnen nahezu verschwinden, dazu Buslinien. Quasi soll überall der Stundentakt eingeführt werden, gegenüber anderen Kommunen, die über Fünf-Minuten-Takte nachdenken.
Alle Ratsmitglieder von CDU und SPD, vor allem die, die diese Entscheidung herbeiführen wollen, verfügen über ein Auto, nicht aber viele Kinder, Jugendliche, Ältere und Alte sowie Sozialhilfeempfänger. Auch ich habe mit meinen 70 Jahren ein Auto in der Garage, nutze aber, wenn möglich, den ÖPNV. Hoffentlich kann ich auch noch Auto fahren, wenn es in Mülheim keinen Personennahverkehr mehr gibt. Aber traurig für alle anderen, die auf Bus und Bahn angewiesen sind.
Peter Korte
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Wahnsinn! Da werden ganze Stadtteile von der Außenwelt abgeschnitten, alte und behinderte Menschen von der Teilhabe an der Gesellschaft ausgeschlossen, Berufspendler auf Weltreisen geschickt, um ihre Arbeitsstellen zu erreichen. Und sie werden so zum Umstieg auf das Auto gezwungen. Wie erklären eigentlich die Grünen als Mitauftragsgeber dieser Pläne das ihren neuen Hätschelkindern? Die freitags schulschwänzend meine Generation und die meiner Eltern und Großeltern bezüglich des Weltklimas einfach mal ratzfatz „schuldig“ sprechen. Ohne deren Lebensleistungen sie nicht mit den Klimakillern Ferienflieger, Kreuzfahrtschiff und in Mamis und Papis Diesel-SUV die entlegensten Ecken der Welt bereisen könnten. Und schon gar nicht ihre Demo-Aufrufe über ihre energie- und umweltbelastenden Smartphones schicken könnten, sondern nur per Brieftaube.
Vielleicht kapieren die „Gretas“ dieser Welt (mitsamt ihren Eltern) – zumindest in Mülheim – jetzt, wie sie aus parteipolitischen Gründen missbraucht werden. Dass es beim Thema „ Klimawandel“ Verstand und Vernunft, Maß und Mitte braucht, es in der Realität eben keine einfache Antworten gibt. Außer vielleicht in Mülheim. Da sagen die Grünen den Bürgern zum Thema Nahverkehr: zurück in die Steinzeit.
Friedrich Weitz
„Die Umwelt hat keine Berücksichtigung gefunden“
Diese Planung ist eine Luftblase. Bei den Berechnungen über die Höhe der Einsparungen wird weder berücksichtigt, was der Rückbau von stillgelegten Strecken kostet, noch wie hoch die Rückzahlung von Fördergeldern sein wird. Die Bedürfnisse der Nutzer fallen völlig unter den Tisch. Was ist mit Menschen, die auf den ÖPNV angewiesen sind, Menschen die durch Alter oder Krankheit eingeschränkt sind oder Eltern mit Kinderwagen?
Die durchgehenden Strecken werden abgeschafft, dafür muss man umsteigen, was alles umständlicher und beschwerlicher macht. Die Fahrgastzahlen werden drastisch sinken, weil Menschen, die die Möglichkeit haben, wieder auf das Auto umsteigen werden. Unsere Umwelt hat bei allen Überlegungen überhaupt keine Berücksichtigung gefunden. Umweltfreundliche Straßenbahnen werden abgeschafft, dafür fahren dann Busse mit hohem Schadstoffausstoß.
Ursula Kaiser
Angesichts der gegenwärtigen Debatten um Klimawandel, CO2-Reduktion und der „Fridays for Future“ Bewegung ist es für mich als Bürgerin der Stadt Mülheim sowie Steuerzahlerin unerklärlich und nicht akzeptabel, dass der öffentliche Nahverkehr so stark zurückgefahren wird. Das Gegenteil müsste der Fall sein: Das Bus- und Straßenbahnnetz müsste viel stärker ausgebaut, das Netz der Fahrradwege in und zwischen den einzelnen Stadtgebieten verbessert (nicht nur auf öffentlichkeitswirksame Hochglanzprojekte wie den R1 fixieren) und insgesamt der Autoverkehr kontinuierlich reduziert werden. Die nun bevorstehende starke Schwächung des öffentlichen Personen- und Nahverkehrs führt dazu, dass der motorisierte Verkehr weiter zunimmt und der Schadstoffausstoß in der Stadt weiter steigt.
Klug wäre es, ein modernes und an die Zukunft gewandtes Mobilitätskonzept zu entwickeln. Wichtig ist auch zu betonen, dass der öffentliche Personen- und Nahverkehr ein Teil der Daseinsvorsorge also gemeinwohlorientiert ist. Einsparungen müssen leider sein, aber nicht an der falschen Stelle. Eine Lösungsmöglichkeit könnte sein, die Verkehrsverbünde im Ruhrgebiet zu vereinen, um so ein breites und einheitliches öffentliches Verkehrsnetz aufzubauen. Nebenbei könnten somit auch die immensen Personalkosten für die Geschäftsführungen der einzelnen Verkehrsbetriebe eingespart werden.
Beatrix Holzer
„Nutzer verzichtet auf ÖPNV, aber nichts aufs Auto“
Wenn man sich die Planungen der letzten Jahre mal vorstellt, ist es so, dass die eine Durchfahrt zugebaut wird, um dann Jahre später wieder wieder aufgemacht zu werden, weil das Konzept nicht hinhaut. Und so geht es schon seit Jahren und wird sich wahrscheinlich nie ändern. Jetzt weiß ich auch,warum von Seiten unserer Stadt immer mehr externe Gutachter beschäftigt werden. Die Konzepte, die erarbeitet werden, stimmen vorne und hinten nicht mehr und wenn das jemand merkt,wird ein Gutachter beauftragt, der es dann richten soll.
Was das alles kostet, darüber denkt wahrscheinlich niemand nach. Warum auch, Geld ist ja schon lange nicht nicht mehr da. Deshalb kann man das, was man nicht hat, auch noch ausgeben. Man kann sich nur noch Aufregen, was sich unser Stadtrat sich so alles ausdenkt, im stillen Kämmerlein, und was davon so scheibchenweise an die Öffentlichkeit gelangt. Es ist ein Drama, dass hier nicht mit offenen Karten gespielt wird. Annemarie Lickfeld
Da reibt man sich verwundert die Augen! Herr Oesterfeld und Herr Mühlenwind sind total durcheinandergeraten. Sie haben festgestellt, dass sie die Verdünnungen der ÖPNV-Linien und der Verkehrstakte (bis zur Taktlosigkeit) gar nicht so wollten, wie sie es als verkehrspolitische Sprecher von CDU und SPD zusammen mit ihrem grünen Feigenblatt beschlossen haben. Selbst der verkehrspolitische Sprecher der Grünen hat inzwischen gemerkt, dass man den Studierenden der HRW ein Aus- und Einsteigen direkt vor ihrer Hochschule nicht wegnehmen sollte.
Wenn man einem Nutzer des ÖPNV zu viel Umsteigen und Wartestellen zumutet, anstatt ihm Ziel-Haltestellen anzubieten, dann verzichtet er auf den ÖPNV, nicht aber auf sein Auto. So oder so holt die Stadt das dem ÖPNV oder auch sonst fehlende Geld über die Grundsteuer herein! Alfred Herbst